Weit über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt dürfte der Ortsname Iselshausen in Kreisen von Luftfahrt-Historikern sein. Im dortigen Luftfahrtmuseum "Hangar 25" zeigt Friedrich Martin flugfähige Modelle in großer Zahl, die er nach Mustern echter Flugzeuge der Pionierzeit der Luftfahrt selbst gefertigt hat. Foto: Albiez Foto: Schwarzwälder-Bote

Verein für Heimatgeschichte erkundet die Historie des Teilorts Iselshausen

Von Oskar Albiez

Nagold-Iselshausen. Beileibe kein Stadtteil wie jeder andere ist Nagolds ältester Teilort – die bis 1939 selbstständige Gemeinde Iselshausen. Vielmehr verbirgt sich eine in Teilen hochbrisante Geschichte hinter der per Urkunde seit 1080 nachweisbaren Siedlung.

In der Reihe seiner seit Jahren unternommenen Besuche bei Teilorten der Stadt und bei Nachbargemeinden ging der Heimatgeschichtsverein Nagold jetzt der historischen Entwicklung des früheren Dorfes Iselshausen nach und stieß dabei auf erstaunliche Details.

Anders als andere Teilorte der Stadt vermittelt Iselshausen wegen des zusammengewachsenen Siedlungsgebiets schon rein äußerlich den Eindruck, ein organisch gewachsener Stadtteil zu sein. Aber der Schein trügt. Schon von Alters her bestand eine permanente Konfliktsituation zwischen Nagold und Iselshausen. Exkursionsleiter Walter Maier verglich dies mit dem Verhältnis von Geschwistern untereinander, wenn das jüngere Kind die Eltern um Hilfe bitten muss. Ein urkundlich vom Landvogt gefertigter Vertrag von 1493 legt zum Beispiel die Markungsgrenzen gegenüber Nagold mit peinlichster Genauigkeit fest bis hin zum Recht der Iselshausener, am Steinberg trockenes Holz sammeln zu dürfen. "Heute lacht man darüber, aber damals war das bitterer Ernst", meint hierzu Ortsvorsteher Bruno Graf. Der Ortsname weise mit den Silben "hausen" auf die ursprüngliche Funktion als ein wehrhaftes Haus hin. Diese auf "hausen" endenden Ortschaften umgaben früher wie ein Verteidigungsring einen Herrschaftssitz wie in diesem Falle den der Herren auf Hohennagold. Die ersten Silben "Ysol" müssen wohl der alemannische Name des Besitzers gewesen sein. In den 1950-er Jahren habe Iselshausen wegen notwendiger Hochwasserschutzmaßnahmen und wegen einer dem wachsenden Verkehr geschuldeten verbesserten Durchgangsstraße viel von seinem alten Ortsbild verloren, bedauert Graf. Als Zeuge der Geschichte gilt die mehr als 600 Jahre alte Jakobuskirche, vormals Jakobuskapelle. Gisela Rink hat sich mit der Geschichte der Kirchengemeinde befasst, die nach der Reformation evangelisch geworden war. Sie kennt so manche Anekdote, etwa die von den drei Töchtern eines Müllers, die verbotenerweise das Kirchweihfest im benachbarten katholischen Gündrigen besucht hatten und dafür vor das Sittengericht zitiert worden waren.

Wie es dann zur subtil erzwungenen Eingemeindung kam, erläuterte der Historiker Eckhart Kern. Immer wieder gab es im Laufe der Geschichte Bestrebungen der Stadt Nagold, sich Iselshausen einzuverleiben. Die Bürgerschaft von Iselshausen widersetzte sich all diesen Bestrebungen. Als schließlich 1939 nach einem Vertragsangebot der Stadt Nagold, unterstützt durch entsprechende, die Eingemeindung befürwortende Gutachten der höheren Verwaltungsbehörde, Iselshausens Bürger samt Bürgermeister und Gemeinderat dennoch die Eingemeindung geschlossen ablehnten, kam es zur unverhohlenen Drohung seitens des NS-Parteiapparates. Man möge den Beschluss noch einmal überdenken, hieß es da. Eingedenk eines bereits Ende 1933 geschehenen Vorfalls, als ein Bürger aus Iselshausen bei der als Volksabstimmung deklarierten Abstimmung über den Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund mit nein gestimmt hatte, von der SA verhaftet und mit einem Pappschild vor der Brust in Nagold durch die Stadt geführt wurde, gaben die Iselshausener schließlich nach. Auf dem Schild stand "Ich habe mit nein gestimmt, ich bin ein Volksverräter." Terror obsiegte damals über die freie Meinung.

Noch im Jahre 1981 hatten viele Bürger diese als Unrechtsakt empfundene Eingliederung nicht akzeptiert. Heute, sagt der Ortsvorsteher, sei man zufrieden und fügt nach kurzem Nachdenken ein "fast" hinzu.