Hans Nock begleitet die Arbeit des Bürgerforums seit vielen Jahren. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

20 Jahre Bürgerforum: Hans Nock zieht nach zehn Jahren als Vorsitzender der Lenkungsgruppe Bilanz

Nagold. Es ist das Aushängeschild Nagolder Bürgerengagements. Seit 20 Jahren engagieren sich Menschen aus Nagold und Umgebung ehrenamtlich im Bürgerforum. Organisiert ist das Bürgerforum in verschiedenen, für alle Interessierten offenen, Arbeitskreisen. An der Spitze sorgt eine Lenkungsgruppe für die optimalen Voraussetzungen. Im Gespräch mit unserem Redakteur Heiko Hofmann zieht der Vorsitzende dieser Lenkungsgruppe Bilanz: Hans Nock.

Herr Nock, "Lust und Frust im Ehrenamt", so hat das Bürgerforum eine seiner Jubiläumsveranstaltungen benannt. Wie viel Lust und wie viel Frust bereitet Ihnen denn Ihr Engagement als Vorsitzender der Lenkungsgruppe?

Torsten Will, der international renommierte Motivationstrainer wird seinen Vortrag am kommenden Donnerstag, 25. September, um 19.30 Uhr im Kubus unter dieses Motto stellen. Er wird zeigen, wie ehrenamtlich engagierte Menschen von ihrer Tätigkeit auch ganz persönlich profitieren und was sie motiviert. Ich finde es interessant, das Thema auch einmal unter diesem Aspekt zu beleuchten. Mich hat in Nagold schon stets der ausgeprägte Bürgersinn vieler Bewohner beeindruckt. Ohne solche engagierten Bürger, die sich kreativ und ehrenamtlich in Projekte einbringen, wäre unsere Stadt nicht so lebens- und liebenswert, wie sie das heute ist. Im Nagolder Bürgerforum sehe ich ein besonders gelungenes Beispiel für diesen gelebten Bürgersinn. Es überwog bei mir also eher die Lust, als ich vor zehn Jahren den Vorsitz der Lenkungsgruppe übernahm, um mit meiner Erfahrung – gelegentlich helfen auch meine Beziehungen ein wenig – die Akteure des Bürgerforums zu unterstützen. Den gelegentlichen Frust teile ich mit den engagierten Mitstreitern in den sechs Arbeitskreisen des Bürgerforums, wenn sich die eine oder andere Idee nicht umsetzen lässt, unter anderem weil sich kein Sponsor findet.

20 Jahre Nagolder Bürgerforum. Wie lautet Ihre persönliche Bilanz?

Dass das Nagolder Bürgerforum auch nach nunmehr 20 Jahren noch immer so lebendig und kreativ ist, macht mir große Freude. Es gibt nicht viele Städte, in denen das so gut gelungen ist. Meist ist die Euphorie anfangs groß. Wenn es dann aber Menschen braucht, die sich langfristig und ehrenamtlich engagieren wollen, lässt die Euphorie meist schnell nach.

Möchten Sie uns ein paar Highlights nennen? Welche Aktionen und Projekte haben Sie in all den Jahren besonders beeindruckt?

Die Antwort auf diese Frage fällt mir etwas schwer. Nicht, weil es nicht viele Projekte gäbe, die mir dazu einfielen, sondern weil ich schon aus Platzgründen eine etwas willkürliche Auswahl unter den Dutzenden kleinerer und größerer Projekte treffen muss, die wegen des Engagements ihrer Akteure alle eine Erwähnung verdient hätten. Unter dieser Prämisse nenne ich nachfolgend einige Highlights aus den sechs Arbeitskreisen des Bürgerforums: Der Arbeitskreis Freizeit und Kultur gestaltet und organisiert seit vielen Jahren das Nagolder Sommerferienprogramm für Kinder. Der Arbeitskreis Bildung und Soziales, der sich unter anderem für ein familienfreundliches Umfeld in Nagold einsetzt, hat mit der Freiwilligenagentur Nagold (FAN) etwas geschaffen, wovon viele Nagolder profitieren. FAN informiert und vermittelt ehrenamtliche Tätigkeiten und bringt Organisationen und Interessierte zusammen. Das jüngste Kind des Arbeitskreises Wirtschaft und Tourismus ist der "7-Berge-Weg" rund um Nagold. Diese Tour wird sogar über die Grenzen von Baden-Württemberg hinaus angenommen. Vor kurzem war eine Wandergruppe aus Koblenz auf dem 7-Berge-Weg unterwegs, die dann von den Nagolder Jägern auf dem Eisberg spontan zu einem Weißwurstfrühstück eingeladen wurde. Der Arbeitskreis Umwelt und Verkehr steht mit seinem traditionellen Äpfelfest für den Erhalt der Kulturlandschaft und die Nutzung erneuerbarer Energien. Der Arbeitskreis Innenstadtgestaltung begleitet die aktuellen Entwicklungen in der Stadtplanung und setzt sich für die Kunst im öffentlichen Raum ein. Der Arbeitskreis stellt bei der Jubiläumsveranstaltung den Nagolder Skulpturen- und Brunnenpfad vor. Beim Arbeitskreis Kinder und Familien ist der Nagolder Kinderstadtplan zu nennen, der mit Kindern, Eltern und Schulen entwickelt wurde.

Es gibt weiterhin viel zu tun. In welche Richtung wird sich das Bürgerforum entwickeln? Wo sehen Sie den Bedarf für weiteres Engagement?

Die möglichen Aufgaben der Zukunft sind in dem breiten Themenfächer der sechs Arbeitskreise "Bildung/Soziales", "Freizeit/Kultur", "Innenstadtgestaltung", "Kinder/Familien", "Umwelt/Verkehr" und "Wirtschaft/Tourismus" schon heute gut abgebildet. Die Mitglieder der Arbeitskreise sind fokussiert auf ihre jeweiligen Themen und werden auch in Zukunft keinen Mangel an neuen Ideen und Aufgaben haben. Anregungen sind natürlich stets willkommen und können kommuniziert werden an die Geschäftsstelle des Bürgerforums, Telefon 07452/1536, E-Mail: Buergerforum@nagold.de

Ehrenamtliche Mitarbeiter sind ein rares Gut. Wie schafft es das Bürgerforum seine Mitarbeiter zu rekrutieren?

In den sechs Arbeitskreisen gibt es seit Jahren einen relativ harten Kern von etwa 60 Mitbürgern, die sich engagiert einbringen. Die Mitarbeiter der einzelnen Arbeitskreise treffen sich in der Regel einmal monatlich, um über laufende und neue Projekte zu diskutieren und diese umzusetzen. An welchen Themen gearbeitet wird, kann von interessierten Mitbürgern bei der Geschäftsstelle des Bürgerforums nachgefragt werden. Es wäre schön und durchaus erwünscht, wenn sich weitere Mitbürger einbrächten, selbst wenn dies nur zeitlich begrenzt bei bestimmten interessierenden Projekten der Fall wäre.

Wie sieht Ihre persönliche Zukunft aus? Dem Bürgerforum bleiben Sie doch sicherlich noch ein paar Jahre als Vorsitzender erhalten?

Nach zehn Jahren als Vorsitzender des Lenkungsforums und angesichts meines fortgeschrittenen Alters sowie manch anderer teils ehrenamtlicher Aufgaben sehe ich die Zeit für gekommen, dieses Amt in andere, jüngere Hände zu übergeben. Bei der Suche nach einer geeigneten Persönlichkeit werde ich mich miteinbringen und versuchen, den Übergang so zu gestalten und zu begleiten, dass kein Bruch entsteht. Dem Nagolder Bürgerforum und seinen engagierten Mitstreitern, die ich kennen und schätzen gelernt habe, werde ich aber auch danach verbunden bleiben.