"Beste Genesung zu Hause" heißt das Projekt, das Klinikverbund und Stadtseniorenrat verwirklichen wollen. Foto: Schühle

Neues Projekt: Stadtseniorenrat sucht nach ehrenamtlichen Helfern als Unterstützer für den Alltag.

Nagold - Wenn der Stadtseniorenrat und der Klinikverbund die Köpfe zusammenstecken, dann für einen guten Zweck: Menschen will man nach der Entlassung aus dem Krankenhaus mit ehrenamtlichen Helfern Unterstützung im Alltag bieten. Im Projekt "Beste Genesung zu Hause" findet dieser Gedanke Anwendung.

Die Organisation startete vor gut einem Jahr und ist schon weit fortgeschritten. "Jetzt geht es vor allem darum, ehrenamtliche Begleiter zu finden, um im Laufe des Jahres richtig einsteigen zu können", sagt Dieter Möhle vom Stadtseniorenrat. "Die sozialen Strukturen in unserer Gesellschaft wandeln sich", erklärt er. "Nicht jeder hat eine Bezugsperson zu Hause oder unmittelbar vor Ort, die in der Lage ist, sich um einen zu kümmern." Zusätzlich würden Patienten immer häufiger, immer früher entlassen und befänden sich in einem Zustand, in dem sie möglicherweise nicht mehr alleine in ihrer häuslichen Umgebung zurechtkämen. Da geht es vor allem um ganz alltägliche Dinge: den Einkauf erledigen, Medikamente besorgen oder den Patienten zu Untersuchungen begleiten. Aber auch um psychische Unterstützung: Gespräche führen, ein offenes Ohr haben. Beides, sowohl die physische als auch die psychische Entlastung seien für die Genesung des Patienten entscheidend.

Zwölf bis 15 ehrenamtliche Helfer werden für einen erfolgreichen Start benötigt. Bereits vier Freiwillige meldeten sich für das Projekt. Allesamt sind sie ehemalige Mitarbeiter des Krankenhauses, doch das ist keine zwingende Voraussetzung. Helfen kann jeder. Und willkommen ist er allemal. "Die Begleiter sollen keine Dienstleister sein", betont Möhle ausdrücklich und schließt so eine Konkurrenz zu pflegerischen Einrichtungen wie der Diakonie aus. Im Gegenteil: Der Diakonieverband sei sehr angetan von der Idee. Die Helfer würden hier keineswegs mit ihren Aufgaben allein gelassen.

Schulung für alle Interessierten

Allen Interessierten wird eine Schulung angeboten, um das nötige "Rüstzeug" zu erhalten, also den richtigen Umgang mit den Patienten zu lernen. Die Schulung teilt sich auf sechs Sitzungen à zweieinhalb Stunden auf und wird von der Akademie des Klinikums angeboten. Erst nach der Schulung wird eine endgültige Entscheidung von den Freiwilligen für oder gegen das Projekt erwartet. "Zeit, Geduld, Zuhören, Einfühlen können, aber auch Ortskenntnisse und Verschwiegenheit über persönliche Verhältnisse, die eigenen Grenzen kennen." All dies seien Eigenschaften, die Ehrenamtliche mitbringen sollten, sagt Ursula Schaller, Vorsitzende des Stadtseniorenrates in Nagold.

Eine weitere wichtige Person im Bunde ist Nicole Kleist: leitende Case-Managerin des Krankenhauses und bei diesem Projekt die Koordinatorin zwischen Patient und Begleiter. Sie plant den stationären Aufenthalt der Patienten, ihre Unterbringung und Entlassung. Dabei hat sie den Überblick über deren Befinden, Ressourcen im häuslichen Bereich und auch den Kontakt zu den Angehörigen.

So weiß sie, auf was die Patienten angewiesen sind, was sie brauchen und kann Patient und Begleiter vermitteln. "Das Besondere in Nagold ist, dass die Koordinatorin direkt vor Ort im Krankenhaus ist, und so einen persönlichen Kontakt zu den Patienten pflegt. Sie kann den Zustand der Betreffenden vor und nach dem Krankenhausaufenthalt vergleichen", meint Möhle. Die Betreuung über "Beste Genesung zu Hause" soll maximal bis zu vier Wochen dauern und endet in einem Abschlussgespräch mit Begleiter, Patient und Kleist.

Ingo Matheus, stellvertretender Geschäftsbereichsleiter und Pressesprecher des Klinikverbundes Südwest, betont: "Das Projekt ist eine Ergänzung zu bereits bestehenden Angeboten des Krankenhauses. Es ersetzt sie nicht."

Eine Brücke von der Klinik in den Alltag

Für alle Interessierten findet am Montag, 9. Mai, eine Informationsveranstaltung unter dem Namen "Beste Genesung zu Hause. Eine Brücke von der Klinik in den Alltag" statt. Beginn ist um 18 Uhr in der Cafeteria des Krankenhauses Nagold. Unter anderem berichtet die Koordinatorin aus dem Klinikum Kirchheim unter Teck von ihren Erfahrungen mit einem ähnlichen Projekt. Und auch die Verantwortlichen des Projektteams aus Nagold stehen für Fragen zur Verfügung. Interessenten können sich ab 7. Mai bei Möhle unter Telefon 07452/ 81 85 23 oder ab sofort per E-Mail an bestegenesung-nagold@gmx.de melden.