Das stillgelegte Gebäude der Bruderhaus-Diakonie – das Haus Waldeck – erfährt bald wieder einen sinnvollen Zweck. Foto: Breitmaier

Ehemaliges Gebäude der Bruderhaus-Diakonie wird Asylbewerberheim. Kreis übernimmt Betreuung.

Von Benjamin Breitmaier Nagold. Das leerstehende Gebäude, das die Bruderhaus-Diakonie bis ins Jahr 2011 nutzte, wird zu einem Heim für Asylsuchende umfunktioniert.Die unzähligen Zimmer sind verlassen, keine Namen, nur ein Schild mit der Aufschrift Nachtglocke erinnert daran, dass hier Bedürftigen eine Bleibe geboten wurde.

Seitdem die Bruderhaus-Diakonie in ein moderneres Gebäude in der Innenstadt umgezogen ist, steht der riesige Komplex gegenüber der Firma Schwab an der Straße nach Herrenberg leer. Dieser Umstand wird aber nicht lange so bleiben, denn die Gemäuer sollen ein weiteres Mal zu einem Ort der Zuflucht werden.

Es gibt zu wenig Plätze für Asylbewerber im Kreis: Durch die Bestrebungen des Integrationsministeriums, die Belegungsdichte für Wohn- und Schlafraum wie in vielen anderen Bundesländern von 4,5 auf sieben Quadratmeter pro Person anzuheben, und der Schließung einer Unterkunft in Bad Wildbad im Jahr 2016, ist der Bedarf an Plätzen für Asylbewerber im Kreis gestiegen. Darüber hinaus lassen sich die Zuweisungszahlen durch politische Entwicklungen nur sehr schwer vorraussagen.

In der Sitzung des Kreistages wurde deshalb beschlossen, dass der Kreis das Gebäude, das sich in Landeseigentum befindet, kauft und es als Heim für Asylbewerber umfunktioniert.

Laut Aussage von Oberbürgermeister Jürgen Großmann sollen 60 Plätze für Asylbewerber entstehen: "Der Gemeinderat wurde schon frühzeitig von dem Vorhaben in Kenntnis gesetzt, und wir verstehen uns dabei als Partner des Landkreises, damit dieser seine Landesaufgabe mit den drei Standorten Calw, Bad Wildbad und jetzt auch Nagold in vollem Umfang erfüllen kann", erklärt Großmann.

Allerdings hätte man dem Kreis auch erklärt, dass man die Nutzung als Heim für Asylewerber nur als zeitlich begrenzte Lösung für den Bereich ansehe. "Wir wollten das Gebäude ursprünglich abreißen und den Bereich renaturieren, aber natürlich werden wir dem Kreis bei der Erfüllung von öffentlichen Aufgaben nicht im Weg stehen", sagte OB Großmann im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. In fünf bis zehn Jahren wolle man dann die Nutzung des Areals nochmals verhandeln.

Die Zahl von 60 Plätzen bezeichnet Großmann als absolut vertretbar. Zum zeitlichen Horizont, wann die ersten Bewerber die Räumlichkeiten nutzen würden, lässt sich laut Großmann noch nichts genaueres sagen: "Das Genehmigungsverfahren läuft noch", so der OB. Zu der weiteren Rolle der Stadt kann der Rathauschef im Vorfeld beruhigen: "Es werden keine Aufgaben auf die Stadt Nagold fallen, der Kreis ist für die Betreuung zuständig. Wir werden allerdings durch unsere öffentlichen Einrichtungen wie Schulen oder bei der Kinderbetreuung unterstützen und unsere Aufgaben wahrnehmen, um den Menschen, von denen viele unsere europäischen Nachbarn sind, zu helfen", betont der OB.