Konnten für das Senioren-Netzwerk Bremens Ex-Bürgermeister und Bestseller-Autor Henning Scherf (rechtes Bild) nach Nagold locken (von links): Wolfgang Hübner vom Bürgerforum, Ulrich Mansfeld und Ilselore Wiedmann von der Urschelstiftung, Ursula Schaller vom Stadtseniorenrat, Angela Anding von der Volkshochschule und Mechthild Mohr vom Gertrud-Teufel-Seniorenzentrum, die für die Stadt Nagold als „"Lenkerin" des Senioren-Netzwerks fungiert. Foto: Kunert/Senatspressestelle Bremen, Raschdorf Foto: Schwarzwälder-Bote

Bremens Ex-Bürgermeister sorgt als Bestseller-Autor für Aufmerksamkeit beim Thema "altersgerechtes Wohnen"

Von Axel H. Kunert

Nagold. Was manchmal ein einfacher Anruf ausrichten kann – wann man sich nur traut: Anfangs glaubten die Mitglieder des Senioren-Netzwerks Nagold selbst nicht daran, dass sie den prominenten Redner Henning Scherf für einen Gastauftritt in den Nordschwarzwald locken könnten.

Doch Ilselore Wiedmann von der Urschelstiftung erwischte den Ex-Bürgermeister von Bremen morgens am Telefon. "Er war selbst direkt am Apparat. Ich war völlig erschrocken." Aber nach einer halben Stunde Werbung für Nagold hatte sie die Zusage von Scherf, für eine Vortrags- und Diskussionsveranstaltung am Dienstag, 15. September, (ab 19 Uhr in der Stadthalle) tatsächlich anzureisen. Scherf sorgt mittlerweile als Bestseller-Autor mit Büchern über das Altwerden landauf, landab für Furore.

"Genau das Richtige auch für uns hier in Nagold"

Einige Mitglieder des Senioren-Netzwerks hatten den bekannten SPD-Politiker bei einem seiner Auftritte in Tübingen erlebt. Und als es wieder daheim darum ging, eine eigene Veranstaltung zum Thema "Wohnen im Alter" zu organisieren, wagte man kaum zu hoffen, den hochgewachsenen Sympathie-Träger der "neuen Alten" im Land tatsächlich noch einmal in den Süden locken zu können.

Aber nun klappt es doch. Und warum man Scherf unbedingt als Redner wollte, erläutert Ulrich Mansfeld, wie Wiedmann Vertreter der Urschelstiftung im Nagolder Senioren-Netzwerk. Demnach lebt Henning Scherf zusammen mit seiner Frau Luise in einer genossenschaftlichen Hausgemeinschaft in der Bremer Innenstadt, die er bereits 1987 gemeinsam mit zehn Freunden als Mehrgenerationen-Wohnform gegründet habe und die Scherf selbst als "Wahlfamilie" bezeichne. Scherf nutze seine Auftritte und Bücher dazu, für diese Art des Zusammenlebens zu werben und empfiehlt sie als echte Chance für die alternde Gesellschaft. "Genau das Richtige auch für uns hier in Nagold", ist sich Mansfeld sicher. Weiß doch das Senioren-Netzwerk seit einer ersten Bürgerinformations-Veranstaltung in vergangenen Februar, dass die Senioren in Nagold eben genau das Thema "altersgerechtes Wohnen" am meisten unter den Nägeln brennt.

Unter anderem eine Fragebogenaktion hatte damals zu Tage befördert, dass die Generation 65Plus auch in Nagold zunehmend Bedarf nach neuen Wohnangeboten hat. "Die neuen Alten wollen möglichst lange selbstständig wohnen. Und möglichst innenstadtnah, um alle Besorgungen des Alltags möglich fußläufig erledigen zu können", erklärt Ilselore Wiedmann dazu. Die "Leuchtturm-Veranstaltung" mit dem hohen Gast aus dem Norden solle nun dazu beitragen, dieses Thema auch bei hiesigen Stadtplanern, Architekten oder Bauträgern ins Bewusstsein zu rücken. Und dort eine Sensibilität für die besonderen Bedürfnisse der Senioren etwa in Bezug auf Wohnraumgestaltung bei künftigen Neubauprojekte zu schaffen. "Eine Zielrichtung für uns ist dabei ganz klar der Gemeinderat, der ja immer wieder über all diese Projekte zu entscheiden hat", ergänzt Wolfgang Hübner vom Bürgerforum, Arbeitskreis Bildung/Soziales. Die Gemeinderäte hätten die Möglichkeit, die nötigen grundlegenden Weichenstellungen für ein seniorengerechteres Wohnen in Nagold vorzunehmen.

Und da es für den Ex-Bürgermeister von Bremen bei seinem Besuch in Nagold auch einen offiziellen Empfang im Rathaus geben wird, dürfte dieser Wunsch nach der richtigen Aufmerksamkeit bei den Stadtvorderen gelingen. Schließlich ist Henning Scherf "nicht irgendwer". Daher erwartet man auch regen Zulauf aus der ganzen Region für die (für Besucher übrigens kostenlose) Vortragsveranstaltung mit ihm. Weshalb man auch gleich die große Stadthalle gebucht hat – und nicht nur den Kubus, in dem das Senioren-Netzwerk bisher seine öffentlichen Veranstaltungen durchgeführt hat.

Insgesamt verfolgen die im Senioren-Netzwerk organisierten Institutionen ganz konkrete Ziele mit den nun angeschobenen Aktionen, also auch der Vortrags- und Diskussionsveranstaltung mit Henning Scherf: "Wir haben schon die Erwartungshaltung, dass am Ende echte neue Wohnformen für Senioren auch hier bei uns in Nagold initiiert und realisiert werden", so Angela Anding, die als Vertreterin der Volkshochschule im Senioren-Netzwerk mitarbeitet.