Franziska Jehle: Singen und Tanzen sind ihre Hobbys. Kein Wunder, dass sie beim Square-Dance den Part der Callerin übernimmt. Foto: Neustadt Foto: Schwarzwälder-Bote

Die 15-jährige Franziska Jehle lernt beim Nagold-Valley-Rebel-Square-Dance-Club den Job der Callerin

Von Barbara Neustadt

Nagold/Freudenstadt. Seit nunmehr acht Jahren gibt es in Nagold den Nagold-Valley- Rebel-Square-Dance-Club. Mit der 15-jährigen Franziska Jehle aus Freudenstadt hat der Verein eine der jüngsten angehenden Callerinnen im Ländle. Wir sprach mit der jungen Frau über ihr ungewöhnliches Hobby.

Kurze Frage zum Einstieg: Was ist eigentlich Square-Dance?

Ein Square besteht aus vier Tanzpaaren. Gestanzt wird nach Ansage eines Callers. Dieser sagt auf Englisch die Figuren an. Die Tanzbefehle selbst sind in den jeweiligen Songtext eingebaut. Square-Dance ist ein Gemeinschaftstanz, hat aber nichts mit dem Volkstanz zu tun, bei dem es einstudierte Choreographien gibt. Beim Square-Dance kann zu ein und demselben Lied völlig unterschiedlich getanzt werden.

Du bist eine der jüngsten Callerinnen in Deutschland. Wie kommt das?

Keine Ahnung. Es sind meist Männer, die callen. Der Prozentsatz der Frauen ist gering, der an Jugendlichen noch geringer.

Wann bist Du zum Square-Dance gekommen?

Ich habe schon mit neun Jahren mit dem Tanzen angefangen. Da war ich auch die Jüngste im Club. Es hat mir von Anfang an Spaß gemacht: Die tollen Petticoats und die flotte Musik. Lustig war auch, dass ich immer besser war, als meine Eltern. Sie taten sich schwer damit, sich die knapp 70 Tanzfiguren und deren Befehle zu merken. Damit hatte ich kein Problem.

Tanzen können ist das eine, callen schon eine Nummer schwieriger, oder?

Oh ja, das stimmt. Ich vergleiche das Callen gern mit dem Schach. Ich muss drei, vier Züge schon im Voraus im Kopf haben, will ich die Tanzpaare zum Schluss wieder an der gleichen Stelle im Square positionieren. Das Schwierige beim Callen ist zu wissen, welche Figur ich wann callen kann, denn nicht jede Figur passt auf die Vorgängerfigur. Auch das Vorausdenken ist nicht immer einfach. Die Tänzer richtig zu sortieren und zu wissen, wer wo und mit wem angefangen hat, ist dann schon die Königsdisziplin.

Wie lernt man das Callen?

Ich habe das Glück in unserem Verein in Günter Eberhard nicht nur einen guten Caller, sondern auch einen guten Lehrer zu haben, der mich ausbildet und mir Tricks und Kniffe beibringt. Außerdem gibt es richtige Caller-schools. Ich habe schon drei solcher Schulungen besucht, bekam dafür auch schon einmal schulfrei. Die Falkenrealschule in Freudenstadt hat mich da toll unterstützt.

Was ist denn so kompliziert am Callen?

Nun, zum einen muss man natürlich alle Tanzschritte und deren englische Befehle auswendig können, dann gilt es, diese Figuren im Pattern, das ist die Vorbereitung oder Übungsphase vor jedem Tanz, aneinanderzureihen damit eine gute Formation entsteht. Beim anschließenden Singing Call singt man ein Lied in dem diese Tanzbefehle so eingebaut sind, dass eine schöne Tanzformation entsteht. Gute Caller können sich Formationen selbst erarbeiten und in Lieder einbauen. Davon bin ich aber noch weit entfernt. Beim Singing Call greife ich auf Bekanntes also Erarbeitetes zurück, allenfalls mit kleinen Abänderungen.

Was hat eine Callerin noch für eine Aufgabe?

Eine Callerin ist auch gleichzeitig Tanzlehrerin. Sie bringt den Students, so nennen wir unsere Kursteilnehmer, die Schritte bei, übt mit den Clubmitgliedern, die es schon können, immer wieder die etwas schwierigen Passagen.

Lassen sich Erwachsene denn von einer Jugendlichen sagen, wo es lang geht?

Das müssen die Erwachsenen in diesem Fall einfach tun, denn sonst kracht der Square zusammen, es ist kein Tanzen mehr möglich. Mir macht das natürlich Spaß. In vielen Bereichen des Lebens wissen die Erwachsen ja mehr und besser Bescheid als wir Jugendliche. Hier beim Square-Dance ist es in diesem Fall mal anders.

Du hast in Nagold bei der Landesgartenschau 400 Tänzer in vielen verschiedenen Squares gemeinsam gelenkt hattest Du da kein Lampenfieber?

Ein bisschen schon, aber es hat auch Spaß gemacht und alle hatten sich gefreut, dass so ein kleines Mädchen – damals war ich 12 Jahre alt – eine ganze Schar Tanzbegeisterter lenkte und leitete. Zur Belohnung bekam ich meinen ersten Westernhut, mit dem man als Callerin dann auch auftreten kann.

Machst Du das auch?

Oh, Nein. Richtig gute Caller haben oft zehn Schulungen und mehr hinter sich. Nein, ich stehe noch ganz am Anfang und calle nur im eigenen Club. Beim Besuch in anderen Square Dance Clubs mache ich dann höchstens einem Tipp, das heißt einmal Pattern und einen Singing-Call.

Die Ausbildung zur Callerin ist dementsprechend anspruchsvoll?

Ja, schon, aber es macht ja auch Spaß mit Gesang die Menschen zu bewegen. Ich tanze gern, ich singe gerne und somit ist dieses Hobby genau auf mich zugeschnitten, und wenn dann danach alle Tänzer und Tänzerinnen begeistert klatschen dann freut mich das schon sehr.