Der Student der islamischen Theologie, Samet Er, sprach vor circa 30 Zuhörern über den Islam und dessen Umgang mit Krieg und Frieden. Foto: Dietel Foto: Schwarzwälder-Bote

Jusos des Kreises Calw laden Samet Er nach Nagold ein / Nur zwei von 6000 Versen beschäftigen sich mit Kampf

Von Maximilian Dietel

Nagold. Trotz großer Hitze waren es am Ende doch mehr als 30 Interessierte, die sich im Nagolder Adler zusammengefunden hatten. Zu hitzigen Debatten führt regelmäßig auch das Thema, das dort erörtert wurde: Der Islam und dessen Umgang mit Krieg und Frieden. Für die Jusos im Kreis Calw war dies Grund genug, sich mit dem Thema sachlich und unvoreingenommen auseinander zu setzen. Dazu luden sie den Studenten der islamischen Theologie, Samet Er, ein. Er, der auch Leiter des Arbeitskreises Glaube & Religion bei der Gesellschaft für Dialog Baden-Württemberg ist und unter anderem für die Huffington Post schreibt, stellte zunächst fest, dass der Koran aus 6000 Versen besteht, von denen sich jedoch nur zwei zentral mit Kampf und Tod beschäftigen, es umgekehrt aber etwa 350 friedensfördernde Verse gibt. Spätestens seit den Ereignissen des 11. Septembers und dem Anschlag auf Charlie Hebdo werde der Islam vielerorts jedoch als eine Religion des Hasses wahrgenommen. Der Theologe sieht die Gründe für die Diskrepanz zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit unter anderem in der Berichterstattung einiger Medien und der Vernachlässigung ihrer Religion durch die Muslime selbst. Dies führe einerseits dazu, dass die Friedensverse weitgehend unbekannt seien. "Andererseits aber", so Er weiter, "werden Hassprediger in das Licht der Öffentlichkeit gestellt. Wenn Pierre Vogel den Islam in zwei Minuten ›erklärt‹, hat das auf Jugendliche einfach eine größere Wirkung als ein differenzierter Zehn-Stunden-Vortrag."

Aufklärung, auch in Form eines verbindlichen islamischen Religionsunterrichtes an den Schulen, sei deshalb zwingend notwendig. Noch wichtiger sei aber, dass zwischen der Religion und denen, die sich auf sie berufen, unterschieden werde. So bezeichneten sich die Mörder in Paris, die Anhänger Al Qaidas und des IS, zwar als Muslime, ihre Taten seien deshalb aber noch lange nicht muslimisch. "Der IS kehrt die Friedensverse einfach unter den Tisch und betrachtet die Kriegsverse nicht in dem Kontext, in dem sie entstanden sind: Einer Zeit, in denen Muslime religiöser Verfolgung ausgesetzt waren." Im Gegenteil widerspräche die Ideologie dieser Gruppen dem Gedanken des Islam, wie sich auch bei der Betrachtung der Sunna, also des Lebens Mohammeds, zeige. Dieser sage: "Wer einem Juden oder Christen Unrecht tut, dessen Ankläger werde ich sein."

In seinem Abschlusswort bedankte sich der Juso-Kreisvorsitzende Adem Akkaya für die neuen Einblicke: "Es ist schade, dass viele zu wenig über diese Seiten des Islam wissen. Das müssen wir ändern und endlich zu einem Dialog kommen, aus dem dann die richtigen Schlüsse gezogen werden!" Beim anschließenden gemütlichen Zusammensein wurde diese Forderung umgesetzt.