Das Medaillon ist wieder an seinem richtigen Platz angekommen. Foto: Günther

Roland Günther hat Restaurierung des Denkmals mithilfe einer Stuttgarter Schule umgesetzt.

Nagold - Lange stand das Denkmal für Helmut von Moltke in der Nähe der katholischen Kirche. Irgendwann verschwand das Bildnis der historischen Persönlichkeit. Und keiner nahm anfangs Notiz davon. Doch jetzt ist das Denkmal wieder komplett. Dass es am Sonntag der breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden kann, verdankt die Stadt einer Schule und einem engagierten Bürger.

Der Tag des offenen Denkmals am Sonntag will die Bürger in den Mittelpunkt rücken, die sich um die Rettung eines Denkmals bemüht und verdient gemacht haben. Insofern könnte es keinen geeigneteren Tag geben, um der Nagolder Bevölkerung ganz offiziell eines ihrer Denkmale in alter oder besser gesagt wieder hergestellter Schönheit zurückzugeben: das Moltke-Denkmal in der Nähe der katholischen Kirche. Denn ohne bürgerschaftliches Engagement wäre es wohl nie dazu gekommen.

Das Relief verschwand fast unbemerkt

Als Nagold Anfang des 20. Jahrhunderts eines seiner neuen Wohngebiete erschloss, wurde die Haupterschließungsstraße nach einem damals höchst angesehenen Politiker benannt: Helmut von Moltke, galt der noch neben Bismarck als einer der Gründerväter des Deutschen Reichs 1871. Man ehrte Moltke nicht nur mit dem Straßennamen, sondern gleich auch noch mit einem Denkmal. Bis in die 1970er-Jahre stand das Denkmal friedlich an seinem Platz nahe der katholischen Kirche.

Als eines Tages das Relief mit dem Kopf Moltkes verschwand, blieb das beinahe unbemerkt. Erst 2003 tauchte das Relief zufällig wieder auf. Es fand sich auf dem Boden einer Scheuer in Pfrondorf, die der Bauhof als Lager genutzt hatte.

Im Jahr darauf tauchte Judith Bruckner, die Vorsitzende des Heimatgeschichtsvereins, mit der stark beschädigten Moltkeplakette im Dentallabor von Roland Günther in Nagold auf und fragte ihn, ob man die Plakette irgendwie instandsetzen oder kopieren könnte. Ein Nachguss überstieg die Möglichkeiten des Labors von Günther. Eine Kopie aus Gießharz kam für beide nicht in Frage.

Begegnung mit Markus Behr ist entscheidend

Eine Lösung fand man zunächst nicht, doch die Sache des Moltke-Denkmals blieb im Kopf von Roland Günther fest verankert. Gut zehn Jahre dauerte es, bis eine Begegnung mit einem Lehrer Günther auf die entscheidende Idee brachte.

Er traf Markus Behr aus Mötzingen, der mit Nagold eng verbunden und dazu noch Lehrer an der Wilhelm-Maybach-Schule in Stuttgart-Bad Cannstatt ist. Diese Schule ist einer von zwei Standorten in Deutschland, an denen Gießereimeister und Gießereitechniker ausgebildet werden. Behr stellte den Kontakt her und zwei technische Lehrer, Jürgen Ramsauer und Florian Bakalia, nahmen die von der Stadt Nagold zur Verfügung gestellte Originalplakette in Augenschein, um zu prüfen, ob ein Nachguss möglich wäre.

Anfangs war die Skepsis bei allen Beteiligten groß, doch wirklich fallen lassen wollte man das Projekt auch nicht. Anfangs als Schülerarbeit gedacht, machten es schließlich die Lehrer zu ihrer Sache. Florian Bakalia etwa fertigte in 50-stündiger Arbeit eine präzise Kopie des Reliefs für eine Gussform an, um das Original zu schonen. Jürgen Ramsauer fertigte zehn Güsse mit unterschiedlichen Legierungen an, bis er mit dem Ergebnis zufrieden war.

Immer mit von der Partie: Roland Günther, der das Denkmal inzwischen zu seiner Sache gemacht hatte. Von September 2015 bis April 2016 schließlich trug er seinen praktischen Teil zu dem Projekt bei, indem er dem Guss buchstäblich seinen Feinschliff verpasste. Am 17. Juni 2016 schließlich kam die exakte Kopie der Moltke-Plakette wieder an ihren Platz auf dem Buntsandsteinsockel nahe der katholischen Kirche – was allerdings ein gehöriger Aufwand war. Denn die Bronzekopie ist mit 36 Kilo Gewicht um einiges schwerer als das fünf Kilo leichte Original, das inzwischen im Magazin des Heimatmuseums lagert.

Wenn am Sonntag am Tag des offenen Denkmals nun das neue Moltke-Denkmal der Öffentlichkeit vorgestellt wird, dann wird natürlich Roland Günther mit von der Partie sein – und es wird für ihn ein besonderer Moment sein, denn für ihn steht schon fest: "Es ist schon schön, wenn man seiner Stadt etwas zurückgeben kann."