Blumen und Kerzen am Ort des schrecklichen Unfalls. Foto: Bernklau

Junge Familie stirbt bei tragischem Unglück. Gemeinde will Angehörigen mit Aktion helfen.

Nagold/Mötzingen - Jetzt ist klar: Die am vergangenen Freitag beim tragischen Müllwagenunfall ums Leben gekommene Familie kommt aus dem kleinen Ort Mötzingen im Kreis Böblingen. Die Gemeinde will jetzt helfen, hat eine Spendenaktion ins Leben gerufen.

Es ist wahrscheinlich das größte Unglück in der Geschichte der 3600-Seelen-Gemeinde am Westrand des Landkreises Böblingen. Eine im Ort wohnende Familie ist am Freitag in der Nachbarstadt Nagold von einem umkippenden Müllfahrzeug aus dem Leben gerissen worden.

"Ansonsten bleiben wir im Hintergrund"

Im Mötzinger Rathaus beschäftigt das Unglück die Menschen genauso wie die Bürger im Ort und in der Umgebung. Natürlich steht man im Kontakt mit den Hinterbliebenen, drückt in einer Zeitungs-Anzeige die Anteilnahme der Gemeinde aus, auch im Amtsblatt will man den Hinterbliebenen sein Mitgefühl ausdrücken. Auch ein Besuch des ersten Bürgermeister-Stellvertreters Egon Stoll bei den Hinterbliebenen ist geplant.

"Aber ansonsten bleiben wir im Hintergrund", sagt Christian Stepan, eigentlich Kämmerer, aber derzeit Stellvertreter des sich im Urlaub befindlichen Bürgermeisters Marcel Hagenlocher. Natürlich werde man sich intensiv um die nun notwendigen Formalitäten kümmern, damit die Trauerfeier in einem geordneten Rahmen stattfinden kann. Einen Termin dafür gibt es derzeit noch nicht.

Auch in einem anderen Zusammenhang will die Gemeinde Zurückhaltung üben. "Wir werden die Privatsphäre der Hinterbliebenen schützen", macht Stepan in aller Deutlichkeit klar. Ganz auf Verwaltungsaufgaben will man sich im Rathaus aber dann doch nicht beschränken: Die Gemeinde hat eine Spendenaktion gestartet und ein Spendenkonto bei der heimischen Mötzinger Raiffeisenbank eingerichtet, um den Hinterbliebenen zu helfen.

Währenddessen gehen die Ermittlungen zur Ursache des Unglücks weiter. Neuigkeiten gebe es an diesem Montag keine, sagte eine Sprecherin des zuständigen Polizeipräsidiums Karlsruhe auf Anfrage des Schwarzwälder Boten. Man warte auf die Ergebnisse der Untersuchung des Kfz-Sachverständigen, so die Sprecherin weiter. Der Experte untersucht sowohl das Wrack, in dem die Familie starb, als auch das Müllfahrzeug.

"Genauigkeit geht jetzt vor Schnelligkeit"

Die Untersuchung solle klären, "ob tatsächlich ein technischer Defekt vorgelegen hat oder von einem menschlichen Fehlverhalten oder einer anderen Ursache ausgegangen werden muss", heißt es in einer gestern Nachmittag veröffentlichten gemeinsamen Presseerklärung von Staatsanwaltschaft Tübingen und Polizeipräsidium Karlsruhe. "Bei dieser Untersuchung gilt besonders, dass Genauigkeit vor Schnelligkeit absoluten Vorrang hat", heißt es in der Erklärung weiter. "Daher erscheint fraglich, ob ein erstes Ergebnis des Gutachtens noch in dieser Woche erwartet werden kann."

Vom Ergebnis des Gutachtens ist auch abhängig, wie es mit dem inzwischen eingeleiteten Ermittlungsverfahren gegen den Fahrer des Müllfahrzeugs weitergeht. Falls der 54-Jährige einen Fahrfehler gemacht haben sollte, ermittelt die Staatsanwaltschaft Tübingen nach Angaben des Behördenleiters Michael Pfohl weiter wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung. "Sollte nur ein technischer Defekt die Ursache sein, würde das Verfahren eingestellt", sagte Pfohl am Montag.

Noch immer bewegt das Unglück die Menschen – natürlich auch in den sozialen Medien. Viele drücken dabei vor allem ihr Beileid an die Hinterbliebenen aus, wie etwa Lars W., Nadine S., Melanie H. oder Kerstin B. auf der Schwarzwälder-Bote-Facebook-Seite der Nagolder Lokalredaktion. Sasi B. kommentiert den verlinkten Artikel mit einem fassungslosen "Oh mein Gott". "Man kann das sich nicht ansatzweise vorstellen wie das für die Familie sein muss. Unser Beileid an die Familien", schreibt Gudrun A. und Gerhard G. fügt an: "Was Schlimmeres kann es wohl kaum geben, ich bete für die Hinterbliebenen."

Die Gemeinde Mötzingen hat ein Spendenkonto eingerichtet: Unter dem Stichwort "Verkehrsunfall 11.08.2017" bei der Raiffeisenbank Mötzingen, BIC: GENODES1RMO; IBAN: DE04 6006 9817 0057 2430 18

Zudem gibt es eine Online-Gedenkseite.