Das "canorusquintett" lieferte im Nagolder Kubus ein gut besuchtes Konzert zur Eröffnung der Konzertreihe ab. Foto: Kosowska Foto: Schwarzwälder-Bote

Das "canorusquintett" eröffnet die Nagolder Konzertreihe

Von Maria Kosowska-Németh

Nagold. Die Eröffnung der Nagolder Konzertreihe 2014/15 war ein gelungener Saisonanfang. Kaum ein Sitzplatz im Kubus blieb unbesetzt, und bereits in der Pause mehrten sich unter dem Publikum Stimmen, ohne Zugabe dürfe ein so ausgezeichnetes Kammerkonzert nicht enden.

Stadtmusikdirektor Florian Hummel hatte die junge Bläsergruppe "canorusquintett" eingeladen. Canorus steht für den lateinischen Begriff "süß", "reich", "warm" – kurz gefasst für "wohlklingend". Im Schnitt Mitte 20, bewiesen Maximilian Randlinger, Flöte, Margret Schröder, Oboe, Christoph Schneider, Klarinette, Hakan Isiklirar, Fagott, und Friedrich Müller, dass sie sich gerade zu einer ernsthaften Konkurrenz zu den etablierten Ensembles emporarbeiten.

Aus der Programm-Konstruktion war zu ersehen, dass die Musiker ein ausgeprägtes Faible für Wolfgang Amadeus Mozart haben und so betteten sie zwischen die Transkriptionen von Zauberflöte-Ouvertüre, Serenade c-Moll und Fantasie f-Moll für eine Orgelwalze (mechanisches Werk, vergleichbar mit einer Spieluhr) zwei Originalwerke von Jean Francaix und Paul Hindemith ein.

Die äußerst saubere und präzise Präsentation einer kompletten, auf das Quintett-Maß komprimierten Mozartschen Orchesterpartitur war eine Glanzleistung. Sowohl die exakten, transparenten Akkord-Einsätze als auch parallele, brillante Läufe in wechselnder Dynamik zeugten bis zum fulminanten Abschluss von technischer Versiertheit und gegenseitiger musikalischer Sympathie der jungen Künstler.

Im Bläserquintett von Francaix überschütteten sie das Publikum mit perlenden Tonkaskaden voller leichtfüßiger Eleganz und von einer Ausdruckstärke, die Humor ausstrahlte und zum Lächeln animierte. Somit bestätigten sie das künstlerische Ziel von Francaix, der nach eigener Aussage mit seiner Musik vor allem Freude bereiten wollte. Das an für sich moderne Werk entstand 1948 und überraschte angenehm die Zuhörer, welche eher mit einer schwereren Kost rechneten. Die Künstler selbst genossen sichtlich die rhythmischen Raffinessen, spannenden Stimmungswandlungen und nicht zuletzt das rasante Tempo der musikalischen Exkursion.

Offensichtlich findet das Nagolder Publikum immer mehr Gefallen an der Moderne. Deshalb wirkte die Mozartsche Musik nach dem erneuten Sprung in die Klassik eher tagtäglich, obwohl die Interpreten seine Fantasie f-Moll mit aller musikalischen Sorgfalt ausstatteten. Um vieles mehr begeisterten sie jedoch die Zuhörer für die "Kleine Kammermusik für fünf Bläser" von Hindemith. In den fünf zauberhaften Miniatursätzen vollendeten die Künstler jede kleinste Phrase, unterstrichen bewusst die Kühnheit der Dissonanzen und tauchten gemeinsam in das sensible, kaum wahrnehmbare Pianissimo ein. Solistisch frei und doch durch rhythmische Disziplin verbunden, schufen sie eine faszinierende, bis zum letzten Akkord einheitliche Musikkreation.

Dass nach der Abschluss-Serenade eine Zugabe kommt, galt bereits als sicher. Mit Musik aus der Zauberflöte verabschiedeten sich die exzellenten Instrumentalisten vom entzückten Publikum und eilten zu ihrem nächsten Konzert nach Regensburg.