Seit drei Monaten drehen sich im Bürgerhaus die Plattenteller. Foto: Schwarzwälder-Bote

"Quiet Storm Street Dance Unity" hilft Jugendlichen auf dem Oberen Steinberg ihrer Leidenschaft nachzugehen

Von Benjamin Breitmaier Nagold. Auf dem Oberen Steinberg bieten seit drei Monaten zwei leidenschaftliche Tänzer Jugendlichen mit wenig Mitteln eine Alternative zum unproduktiven "Rumhängen". Unter der Leitung von Konstantin Miller und Star-Choreograph Steven Christ können sie in der "Quiet Storm Street Dance Unity" ihrer Leidenschaft nachgehen.Tanzen fordert Disziplin, formt nicht nur den Körper, sondern gibt Selbstvertrauen in das eigene Können. Aber eine professionelle Ausbildung kann sich nicht jeder leisten. Und so fällt es vielen Jugendlichen schwer, ihrer Leidenschaft nachzugehen. Genau an dieser Stelle kommen Konstantin Miller und Tanzschulleiter Steven Christ ins Spiel.

Es ist eisig kalt an diesem Donnerstagabend – auf Nagolds Oberem Steinberg fällt schwerer Schneeregen und die Bewohner scheinen sich in die Wärme ihrer Wohnzimmer zurückgezogen zu haben. Doch die Szene der nasskalten Melancholie wird durchbrochen von sattem Bass und wechselnden Farben aus dem Haus im Baumschulenring 2. Energie der Jugend – das Bild im Innern des Bürgerhauses der Urschelstiftung zeichnet einen starken Kontrast zur Unwirtlichkeit der Jahreszeit. Jugendliche im Alter von zwölf bis 15 Jahren – jeder bringt etwas mit, die Räume sind winterlich geschmückt, die Atmosphäre geprägt vom Lachen unter Freunden.

Hier treffen sich die Mitglieder der Tanzgruppe "Quiet Storm Street Dance Unity" zu ihrer Weihnachtsfeier. Seit drei Monaten läuft das Projekt: Jeden Freitag gibt es Tanzunterricht, für jeden, der sich den teuren Tanzunterricht nicht leisten kann. Konstantin Miller ist 21 und einer der Leiter des Projekts: "Uns war es wahnsinnig wichtig, den Jugendlichen eine Alternative zum Rumhängen anzubieten. Tanzen ist ideal, nicht nur mit dem Blick auf sich selbst, sondern man lernt, anständig miteinander umzugehen, seine Grenzen zu testen und nebenbei baut man mehr Selbstvertrauen auf. Das wiederum hilft den Leuten im Alltag."

Bereits mit Sarah Connor gearbeitet

Dass die Worte des leidenschaftlichen Tänzers nicht nur heiße Luft sind, merkt man daran, mit wie viel Respekt die jungen Talente mit ihm und auch untereinander umgehen: "Das heißt wie bitte", so die Antwort auf das "hä" eines seiner Mädchen.

Mit Steven Christ haben die Tänzer einen Ausbilder, der professioneller nicht sein könnte. Er hat bereits mit Musikern wie Sarah Connor, Marc Terenzi oder Dr. Alban zusammengearbeitet, heute legt er als DJ auf und zeigt auch den jungen Tanztalenten, wie man mit den beiden Plattenspielern umgeht. Auch ihm liegt das Projekt sehr am Herzen: "Ich hatte es früher nicht immer leicht, aber durch das Tanzen habe ich etwas aus mir machen können", so der 41-Jährige. Diese Chance will er mit dem Tanzschulprojekt auch anderen Jugendlichen eröffnen.

Zur Entstehung des Projektes meint Miller: "Ich bin auf einen Freund aus dem Jugendgemeinderat zugegangen, und der hat dafür gesorgt, dass wir vor dem Gemeinderat eine Präsentation halten durften. Dort hat uns dann Uli Mannsfeld von der Urschelstiftung gesehen, von denen wir unterstützt werden."

Über das Tanzunterrichtprojekt hinaus wollen die Street Dancer nächstes Jahr an der Lemberg-Schule ein ähnliches Projekt starten. "Dann wird es auch Tanzabende geben, zu denen die Eltern kommen dürfen, weil uns der Kontakt mit den Eltern sehr sehr wichtig ist." Steven Christ ergänzt: "Wenn wir merken, dass die schulischen Leistungen eines Jugendlichen dauerhaft schlechter werden, dann schließen wir ihn auch schonmal vom Tanzen aus, bis er wieder besser in der Schule wird."

Der Unterricht kommt gut an, allein im Januar wollen drei weitere Mädchen dazukommen. Kommen darf zum Tanzen auf dem Oberen Steinberg eigentlich jeder, vorausgesetzt, man kann sich den normalen Unterricht nicht leisten.