Bilder aus glorreichen Tagen: Peter Knees als Formel-V-Pilot, ... Foto: Privat

Erfolgreicher Motorrad-Rennfahrer lebt nicht mehr. Vater und Sohn gingen gleichzeitig an den Start.

Nagold - Wenn im Allmand- und im Badwaldweg die Rennmaschinen knatterten, strömten die Kinder aus der ganzen Stadt herbei. Der Name Knees war in Nagold in den 50er und 60er Jahren Synonym für eine kollektive Begeisterung für den Rennsport. Mit dem Tod von Peter Knees ist diese Ära endgültig zu Ende gegangen. Bereits als Schuljunge hatte er einen strengen Lehrmeister, der auch sein großes Vorbild war: Sein Vater, Rennfahrer Rudi Knees, beschäftigte den Sohn Peter schon in frühen Jahren als Rennmonteur. Peter Knees, einst Deutschlands jüngster Motorradrennfahrer, wurde am 4. Dezember 1935 in Königsberg geboren. Er kam nach den Kriegswirren 1952 mit seiner Familie nach Nagold und ist nun nach langer Krankheit in Nagold verstorben.

Mit 17 Jahren genügte ihm die Position als "Schmiermaxe" – so die Bezeichnung in Rennfahrerkreisen – nicht mehr. Er wollte es dem Vater gleichtun und selbst Rennen bestreiten. Dies war mit 17, zumal ohne Führerschein, nicht ohne Weiteres möglich. Nachdem Peter mehrere Rennen "nur" als Beifahrer im Gespann von Bruno Ziemer bestreiten durfte, gab der Vater nach langem Drängen – denn Peter wollte mehr – schließlich nach. Er beschaffte dem Sohn dank guter Beziehungen zur Rennsportkommission und dank der eigenen Popularität eine Sondergenehmigung zur Rennfahrerlizenz.

Er mischte bei den ganz Großen mit

Zunächst bekam Knees Junior eine der drei Norton-Rennmaschinen mit 500 Kubik vom Vater geliehen. Bald darauf startete er – wiederum mit Unterstützung des Vaters – mit einer nagelneuen 500 ccm-BMW-Maschine. Die BMW-Werke stellten nur eine begrenzte Anzahl dieser hochwertigen und teuren Maschinen her. Es stellte sich heraus, dass diese BMW perfekt auf den jungen Nagolder Rennfahrer zugeschnitten war. Nun mischte Peter mit großem Erfolg bei den ganz Großen mit und machte alten Hasen wie Georg (Schorsch) Maier und Walter Zeller, beide BMW-Werksfahrer mit Deutschem Meistertitel, das Leben schwer. Trotz seiner jungen Jahre und wenig Erfahrung wurde er als ernst zu nehmende und gefürchtete Konkurrenz wahrgenommen.

Die Fachwelt sparte nicht mit Lob und Anerkennung, bescheinigte ihm großes Talent. Viele Jahre bereiste er mit dem Vater ganz Deutschland und Europa, fuhr von Rennen zu Rennen. Auf Rennstrecken wie dem Hockenheimring, Solitude, Nürburgring, Eilenriede (bei Hannover) oder auf der Avus (Berlin) wurde Jahr für Jahr erfolgreich gekämpft.

Auch im Ausland nahmen Vater und Sohn an vielen Rennen teil. Es war immer wieder erstaunlich, wenn die Rennsport begeisterten Fans in Ostdeutschland, der ehemaligen DDR, schon ab Donnerstag an den Rennstrecken übernachteten, um sich für das Rennen am Sonntag die besten Plätze zu sichern. Denn schnell wurde bekannt, dass der "Rennstall Knees" anreist.

"Wie der Vater, so der Sohn"

Im Jahr 1954, der Vater lag nach einem schweren Rennunfall im Krankenhaus und konnte das Ereignis voller Spannung und Sorge um den Sohn nur am Radio verfolgen (Fernsehen gab’s noch nicht), gelang es dem Sohn, in Battenberg die Deutsche Juniorenmeisterschaft zu gewinnen, und zwar in der 500er-Klasse auf seiner BMW und in der 350er-Klasse auf Vaters Norton. Nun war auch er, wie der Vater, ebenfalls in beiden Klassen Deutscher Meister. Peter hatte es geschafft, sein Vorbild einzuholen. "Wie der Vater, so der Sohn" titelten die Zeitungen. Bei den meisten Rennen standen Vater und Sohn gleichzeitig am Start, waren quasi Konkurrenten. Später, Ende der 60erJahre, ging die "Motorradzeit" zu Ende. Peter Knees leitete als Kfz-Meister das Autohaus seines Vaters in der Calwer Straße.

Aber die "Rennerei" konnte und wollte er noch nicht endgültig aufgeben. Aus Spaß an der Freud’ stieg er auf vier Räder um, die Formel V. Bei einem Rennen auf dem Hockenheimring endete die Karriere von Peter Knees, nachdem er von einem Konkurrenten gerammt wurde und sich mit seinem Rennwagen mehrmals überschlug. Das Drama spielte sich vor den Augen des Vaters ab, der als Zuschauer natürlich mitgereist war. Schwerste Kopfverletzungen, mehrere Knochenbrüche und achtwöchiges Koma waren die Folge.Von diesem schweren Unfall hat er sich nie mehr vollständig erholt, litt bis zum Tod an den Folgen der Verletzungen. Peter Knees wurde 76 Jahre alt.