Der Erste Landesbeamte Zeno Danner (von links) lässt sich von Landwirt Alexander Kneißler und der Wasserschutzgebietsberaterin Sonja Maier vom Landratsamt erklären, wie die angebauten Zwischenfrüchte das Nitrat speichern, rechts Vermessungstechniker Wilfried Seidt. Foto: Härtel Foto: Schwarzwälder-Bote

Landwirtschaft: Landratsamt Calw kontrolliert auf Ackerflächen in Wasserschutzgebieten die Nitratbelastung - mit großem Aufwand

30 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Kreis Calw liegen in Wasserschutzgebieten. Landwirtschaft, bei der auch mal gedüngt werden muss, und Trinkwasserschutz – geht das zusammen? Bisher offensichtlich schon. Damit das auch so bleibt, hat das Calwer Landratsamt da ein genaues Auge drauf.

Kreis Calw/Nagold-Vollmaringen. Ein echtes Problem mit Nitrat im Trinkwasser und im Boden hat man im Kreis Calw nicht. "Die Werte im Kreis sind gut bis sehr gut", bestätigt Sonja Maier, Wasserschutzgebietsberaterin im Calwer Landratsamt. Eine entscheidende Rolle dabei spielen die Landwirte im Kreis. Vor allem die, deren Felder in Wasserschutzgebieten liegen. Das sind immerhin über den Kreis verteilt 6000 Hektar Ackerfläche. Diese Landwirte müssen Sorge dafür tragen, dass überschüssiges Nitrat im Rahmen ihrer Bewirtschaftung nicht ins Grundwasser sickert und so das Trinkwasser belastet.

Zwischenfrüchte speichern das Nitrat

Dazu müssen die Bauern einige Regeln beachten. So darf im Herbst nur zu bestimmten Terminen und nur bestimmte Kulturen gepflügt werden, da jede Bodenbewegung Stickstoff freisetzt. Auch beim Düngen müssen sie sparsam sein. Darüber hinaus sollten ihre Flächen nach der eigentlichen Ernte so lange wie möglich begrünt sein, damit diese Grünpflanzen das Nitrat speichern können.

Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Art und Weise der Begrünung mit den sogenannten Zwischenfrüchten. Nicht alle sind gleich gut dafür geeignet, das Nitrat zu speichern. Um den Landwirten im Kreis auf der Suche nach der geeigneten Zwischenfrucht zu helfen, hat die Abteilung Landwirtschaft im Landratsamt sogar einen groß angelegten Feldversuch auf den Äckern des Landwirts Franz Schoch bei Nagold-Vollmaringen gestartet.

Die Sorge um den Grundwasserschutz kostet die Landwirte natürlich Geld, sorgt für geringere Einnahmen. Dafür bekommen sie aber auch Ausgleichszahlungen vom Land – allerdings nur, wenn sie die Nitrat-Grenzwerte auf ihren Äckern auch wirklich eingehalten haben.

Pro Tag schafft er 250 Bohrungen

Und ob die Grenzwerte eingehalten werden, das muss in Deutschland natürlich kontrolliert werden – in erster Linie mit Blick auf die Wasserqualität, aber auch die oben genannten finanziellen Gesichtspunkte spielen – vor allem für die Landwirte – eine wichtige Rolle. Denn stimmen die Werte nicht, gehen denen die Ausgleichszahlungen verloren.

Für die Ermittlung dieser Werte betreibt das Landratsamt jedes Jahr einen großen Aufwand. In den vergangenen vier Wochen haben unter anderem Vermessungstechniker Wilfried Seidt und Lohnunternehmer Dieter Waidelich Proben von 280 Ackerflächen im gesamten Landkreis genommen – von jedem Flurstück acht oder 15 Einzelproben. Dazu nutzt Waidelich einen umgebauten Geländewagen. Dort wo sich sonst der Beifahrersitz befindet, ist eine Bohrvorrichtung angebracht, die durch den Wagenboden hindurch ins Erdreich vorstoßen und dort in drei verschiedenen Tiefen Bodenproben nehmen kann.

Waidelich kann – auf dem Fahrersitz sitzend – die Proben fein säuberlich verpacken und mit dem Wagen zum nächsten Messpunkt rollen – ohne das Auto zu verlassen. Pro Tag schafft er so 250 Bohrungen. "Dabei nehmen wir natürlich den Weg, auf dem wir mit dem Wagen auf dem Feld den geringsten Schaden anrichten", erzählt Waidelich. Später übergibt er Wilfried Seidt die Proben, der sie zur Überprüfung der Nitratwerte an ein Labor weiterleitet.

Bei einem dieser Einsätze verschaffte sich der neue Erste Landesbeamte Zeno Danner einen Überblick über die Kontrollaktion – und zeigte sich beeindruckt. "Das ist schon ein immenser Aufwand, den unsere Leute da für die Sicherung der Wasserqualität betreiben", so Danner auf den Feldern von Landwirt Franz Schach in Vollmaringen.

Da die Kontrollaktion erst in dieser Woche abgeschlossen wurde, liegen noch nicht alle Ergebnisse vor. Die ersten Proben hätten aber gezeigt, dass sich die Bemühungen der Landwirte im Kreis wieder ausgezahlt haben. "Die Nitratwerte sind 2017 – wie im langjährigen Mittel – auf einem konstant niederen Niveau", zieht die Behörde schon jetzt ein erstes Zwischenfazit der aufwändigen Aktion für die Wasserqualität.