Im Wohngebiet des hinteren Galgenbergs wird die Straßenbeleuchtung komplett erneuert und umgerüstet. Foto: Fritsch

Ausschuss debattiert über Nachtabschaltung. "Das ist eine Urangst im Menschen: Dunkelheit ist gefährlich."

Nagold - Fällt die Nagolder Nachtabschaltung der Beleuchtung in den Wohngebieten und den Teilorten? Beschlossen hat das noch niemand. Doch in der Sitzung des Technischen Ausschusses wurden schonmal die Argumente ausgetauscht. Fortsetzung folgt.

Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann war offensichtlich um Sachlichkeit in der Debatte bemüht. Und auch die Mitglieder des Technischen Ausschusses tauschten höchst diszipliniert ihre Argumente für und wider die Nagolder Nachtabschaltung aus. Am Ende wollte der OB auch gar keinen Beschluss des Gremiums. Die Verwaltung will noch weiter Daten berechnen, zum Beispiel über die Einsparpotenziale, aber auch zu der Frage, ob und wo es technisch möglich ist, nur die Hälfte der Lampen abzuschalten. Dann, noch vor dem Sommer, soll die nächste Debatte stattfinden.

Großmann selbst tendiert zur Abschaffung der Nachtabschaltung, argumentierte unter anderem mit dem "Bedürfnis der Bürger nach anständiger Beleuchtung", mit dem "subjektiven Sicherheitsgefühl", das im Dunkeln abnimmt und in den nächsten Jahren bestimmt nicht besser werde. Großmann verdeutlichte: "Ich neige zur Durchleuchtung." Unter anderem berichtete er davon, dass der Wunsch nach mehr Licht in den Nachtstunden immer stärker und öfter an ihn herangetragen werde. "Wir sollten’s auch schnell tun", war das Stadtoberhaupt überzeugt.

Die Argumente für mehr Licht in den Nagolder Nächten, leuchteten auch durchaus Kritikern ein. Bärbel Reichert-Fehrenbach (FDP) brachte als Argument für die Nachtabschaltung den Gesundheitsaspekt ein. "Wir brauchen auch mal richtig Nacht", sagte sie. Es gebe durchaus gesundheitliche Aspekte, die für die Nachtabschaltung sprechen. "Man findet seinen Biorhythmus nicht." Thomas Ebinger (Grüne) verwies auf die ursprüngliche Idee, die hinter der Abschaltung zwischen 0 und 4 Uhr stecke – Geld zu sparen, aber auch Energie. Außerdem stellte er fest, dass das Sicherheitsempfinden wirklich nur subjektiv beeinträchtigt sei. Die meisten Straftaten gebe es nicht während der Nachtabschaltung.

Rainer Schmid (SPD) gab zu, immer Bedenken gegen die Nachtabschaltung gehabt zu haben. Es gebe dunkle Ecken in der Stadt, die besser ausgeleuchtet werden müssten. Und Hochdorfs Ortsvorsteher Bruno Schmid erinnerte an sehr viele Proteste, die es in Hochdorf wegen der Nachtabschaltung gegeben habe. Schmid: "Bei Neumond ist das zappenduster." Ein sehr unangenehmes Gefühl sei es, in der Dunkelheit unterwegs zu sein.

Wolfgang Schäfer (CDU) verwies darauf, dass mit der Umstellung auf sparsamere Leuchtkörper dem Sparargument für die Nachtabschaltung der Boden entzogen wurde. "Der Mensch will Licht haben, solange er wach ist", argumentierte er. Und er war sicher, dass eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung, die Nachtabschaltung wieder abschaffen würde. "Das ist eine Urangst im Menschen: Dunkelheit ist gefährlich."

Einen Beschluss fasste das Gremium dennoch: Im Wohngebiet des hinteren Galgenbergs wird die Straßenbeleuchtung komplett erneuert und umgerüstet. In diesem Bereich, der sich ab den Tunnels entlang der Herrenberger Straße erstreckt, könnte sich Nagolds OB nach der Ertüchtigung auch einen Testlauf vorstellen, und die Lampen in der Nacht wieder durchbrennen lassen.

Die Beleuchtungsanlage im hinteren Galgenbeg ist in Teilen 50 Jahre alt. Die 75 Lichtpunkte sollen nach den Sommerferien "energetisch ertüchtigt" und mit einer modernen Leuchte ausgestattet werden. Dabei werden auch drei zusätzliche Laternen aufgebaut. Die Leuchtkörper werden auf die hellere, sparsamere und haltbarere LED-Technik umgestellt. Die Kosten liegen bei 55.000 Euro.

Auch im Wohngebiet Kernen wird ein dunkler Fleck auf der Beleuchtungslandkarte beseitigt. Als mangelhaft gilt die Beleuchtung rund um den Kindergarten und das katholische Gemeindezentrum. An der Treppe zwischen der Rosenstraße und der Kernenstraße fehlt zum Beispiel die Beleuchtung ganz. Die sieben bestehenden Leuchtkörper sollen durch moderne ersetzt werden. Zudem sollen zwei zusätzliche Lichtpunkte erstellt werden. Kostenpunkt für diese Maßnahme: 11.600 Euro.