Mit seinen leidenschaftlich vorgetragenen Anekdoten über seine Weine begeisterte Ernesto Illy einen zauberhaften Abend lang sein Publikum in der Alten Post. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder-Bote

Kaffee-Papst präsentiert seine erlesenen Weine im Nagolder Architare und in der Alten Post

Von Axel H. Kunert

Nagold. Ernesto Illy ist vieles – Spross der berühmten, gleichnamigen Kaffeedynastie, aber auch Designer, Fotograf, passionierter Segler und Hobbypilot. Einen Abend lang jedoch präsentierte er sich im Nagolder Architare und in der Alten Post auch als ein begnadeter Weinkünstler.

Im Jahr 1998 erfüllte sich Illy, ein wahrer Philanthrop des Genusses, den Traum eines Landguts in der Toscana – das er einem sardischen Schäfer abkaufte, wie er seinem fast fünfzigköpfigen, bunt aus einheimischen und internationalen Gästen zusammengewürfelten Nagolder Publikum erläuterte. Bald entstand die Idee, aus dem "jungfräulichen Grund und Boden" seiner neuen Domäne ein Weingut aufzubauen. Nicht irgendeins – "Podere di Ripi", so der Name, sollte absolute Spitzenweine produzieren. Nicht umsonst steht der Name Illy für eine bedingungslose Qualitätsorientierung, wie auch Barbara Benz als Hausherrin im Architare bei der Begrüßung der Gäste dieses außergewöhnlichen Events betont hatte.

Ein ehrgeiziges Ziel, dem sich Ernesto Illy dann ab dem Jahr 2000 angenommen hat, als er seine erste Reben pflanzte. Der Familie Illy entspringen wahre Terroir-Experten, die schon mit der Förderung eigener Universitäten und Lehrstühle der Welt beigebracht haben, wie bestimmte Böden in bestimmten Lagen die Geschmacksvielfalt des Kaffees beeinflussen und prägen. Mit diesem Wissen gelang Illy in Rekordzeit und wie in einem Zeitraffer, die gesamte Evolution eines großen Weinbergs an seinen Weinen nachzuvollziehen. Ein Beispiel ist sein Wein "Bonsai", ein aus der Brunello-Rebe gekelterter Spitzenwein. Extrem dicht pflanzte Illy hierfür diese Reben, so dass der Wuchs der Pflanzen über der Erde streng begrenzt wurde – eben nur bis auf Bonsai-Größe. Aber unter der Erde wuchsen die Reben mit den Wurzeln umso schneller in die Tiefe, um sich hier immer neue Wasser- und Mineralien-Reservoirs zu erschließen. Was zu einer eindrucksvollen Aromen-Vielfalt beim ausgebauten Wein führte, so Illy, der große Conferencier des guten Geschmacks.

Und waren in der edlen Designwelt des Architare die vom frischgebackenen Nagolder Sterne-Koch Martin Göschel und seinem Team gereichten Amuse-Gueule und Vorspeisen noch die feinen Begleiter zu den wuchtigen Illy-Weinen, wechselte nach dem "Umzug" der Gourmet-Gemeinde auf die Bel Étage der Alten Post die Rollenverteilung ein wenig. Jetzt avancierten Göschels erlesene Gaumenfreuden (Beispiel Hauptgang: Zweierlei vom schwarzwälder Rind mit Artischockengemüse und Trüffeljus) zu den heimlichen Stars des Abends, wenngleich natürlich auch hier die tiefroten Illy-Weine die perfekten Begleiter waren. Und man einfach nicht genug bekam von Ernesto Illys leidenschaftlicher Erzählkunst, mit der er die kleinen und zauberhaften Geschichten seiner Weine, der von ihm entworfenen Flaschen-Etikette, aber auch seines Sendungsbewusstseins als Vertreter der Biodynamie oder auch Klimaschützer im Weinbau erzählte.

Geschichten, die Illy selbst als ein "Plädoyer für die Neugierde der Menschen" als Motor ihrer Schaffenskraft verstanden wissen möchte. Denn: "Aus Neugierde entsteht Enthusiasmus. Aus Enthusiasmus Passion. Aus Passion Liebe. Und wenn man sich mit Liebe seiner Aufgaben widmet, wird es magisch!"

Und das nicht nur bei Kaffee oder Wein. Sondern, wie dieser ganz außergewöhnliche Abend voller herausragender kulinarischer und gesellschaftlicher Erlebnisse zeigte, manchmal auch bei einer ganz normalen Weindegustation, die als wahrlich magische Idee auf Sarah Hillebrenner von der Alten Post zurückgeht.

Wie Hillebrenner erläuterte, möchten sie und Martin Göschel solche Veranstaltungen künftig regelmäßig in Nagold und der Alten Post veranstalten. Und dafür immer einmal herausragende Persönlichkeiten wie jetzt Ernesto Illy, den Hillebrenner und Göschel bereits aus ihrer Schweizer Zeit kennen, in den Nordschwarzwald locken.