Der Anfang ist geschafft: Abiturienten genießen nach der gestrigen Deutsch-Prüfung auf dem Schulhof die wärmende Sonne. Fotos: Ließmann Foto: Schwarzwälder-Bote

Prüfungen zum Abitur beginnen / Mutmach-Poster hängen an Stellwänden

Von Maximilian Ließmann

Nagold. Im ganzen Ländle werden junge Menschen derzeit auf Herz und Nieren getestet. Vor allem aber in Wissensdingen. Die Zielgruppe der zu Testenden: Schwabens Abiturienten. Noch bis zum 27. März dauern die schriftlichen Prüfungen an. Start war gestern mit Deutsch.

Auch in Nagold ist gestern der Startschuss gefallen – am Otto-Hahn-Gymnasium und an den beruflichen Gymnasien im Berufsschulzentrum. Die Abiturienten vom OHG fanden sich zur Deutsch-Prüfung in der Stadthalle ein. Vor der Halle erwarteten sie erst einmal "stellwändeweise" bunte, kreative Glückwunschposter, die sie jedoch erst nach getaner Arbeit so richtig wahrnahmen und genießen konnten.

Erst einmal warteten zahlreiche Themen auf sie, die eingehend von ihnen abgehandelt werden wollten. Mit "Dantons Tod" von Georg Büchner, "Homo Faber" von Max Frisch, "Agnes" von Peter Stamm, dem Lyrikthema "Deutsche Liebeslyrik vom Barock bis zur Gegenwart" oder einem Essay über den Sport war für jeden etwas dabei. Daher verließen die meisten Prüflinge zwar äußerst erschöpft, aber mit zuversichtlichem Gesichtsausdruck die Stadthalle.

Zweifel am Bestehen des Abiturs findet man unter den Schülern so gut wie gar nicht. Einzig das Fach Mathe löst ein leichtes Bangen aus, gegen das nur die Wenigsten gewappnet zu sein scheinen. Johannes Dengler ist einer dieser Wenigen. Seine größten Hoffnungen liegen in den Bereichen Mathematik und Sport. Ob er das Abi besteht, steht für ihn aber gar nicht erst zur Debatte, teilt er optimistisch gestimmt mit.

Was die Pläne nach dem Abitur angeht, so unterscheiden sich diese schon eher. "Das war echt geil da drin. Nach dem Abi werd ich erst mal alles sacken lassen. Wir sind ja mit 18 Jahren früh genug fertig, um uns danach erst mal eine Pause zu gönnen", sagt Lukas Grzib mit einem Funkeln in den Augen, das vermuten lässt, dass er nicht lange wird stillhalten können. Marko Klais hingegen will nach dem Abitur zunächst für drei Monate nach Neuseeland reisen und hinterher Medizin studieren. Felicitas Ammer hat es da schon eiliger; für sie soll das Studium zur Tonmeisterin direkt im Oktober beginnen.

Aber ganz gleich, ob man sich erst ausruhen, sofort studieren oder dem Fernweh nachgeben möchte, in einem sind sich alle einig: "Es war gar nicht so stressig, wie man vorher glaubt." Und an die jetzige Kursstufe richten sie folgende Worte: "Macht euch nicht verrückt! Das ist viel lockerer, als man euch einredet."

Mit etwa sechs Stunden Zeit zum Schreiben hatten die angehenden Abiturienten wirklich genug Muse, um konzentriert arbeiten zu können, sich zu stärken und alles zum Schluss noch einmal zu überprüfen. Felix Moser gesteht lachend, als man auf das Überprüfen zu sprechen kommt, er sei sehr früh fertig gewesen, weil er sich aus Gewohnheit beeilt habe. Dann habe er sich aber die Zeit genommen, noch einmal alles auf Herz und Nieren zu prüfen. Schließlich habe man jede Menge Zeit und eine Kleinigkeit findet man immer, die man noch verbessern kann.

Geht es darum, weiter in die Zukunft zu blicken, sind sich wieder fast alle Abiturienten einig: Sie wollen studieren! Medizin, Informatik oder Physik werden oft genannt. Viele streben ein Duales Studium an, manche wollen vorher noch ein Jahr ins Ausland, als Freiwilliger auf Hawaii beispielsweise, und gar nicht mal so wenige möchten vor ihrem Studium eine Ausbildung machen. Die Möglichkeiten nach bestandenem Abitur sind fast endlos und auf die Frage nach Zukunftsängsten oder Befürchtungen erntet man nur ein allgemeines Achselzucken. "Ich befürchte, dass das Studium nicht ganz so viel Spaß macht, wie ich es mir wünsche", heißt es da höchstens.