Mit einem feierlichen Festgottesdienst verabschiedeten sich die Nagolder katholischen Kirchengemeinden von ihrem nun ehemaligen Gotteshaus St. Michael auf dem Nagolder Kernen. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder-Bote

Hospizprojekt: Weihe für Gemeindezentrum St. Michael im Nagolder Kernen aufgehoben

"Sie schreiben ein stückweit Stadtgeschichte." Mit diesen Worten würdigte Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann im Rahmen eines letzten Gottesdienstes an dieser Stelle die jetzt vollzogene Profanierung des katholischen Gemeindezentrums St. Michael im Kernen.

Nagold. Das Stadtoberhaupt sprach als Gastredner des feierlichen Festgottesdienstes, mit dem sich die Nagolder katholischen Kirchengemeinden von ihrem nun ehemaligen Gotteshaus verabschiedeten. Dabei erinnerte Großmann auch an die zum Teil heftigen Konflikte, die mit der Entscheidung einhergingen, das aus den 1970er-Jahren stammende Gebäude von St. Michael in den kommenden Wochen und Monaten zugunsten des geplanten Hospizes für die Region Nagold abzureißen.

"Die Stadt und die Region haben mit Bewunderung die Debatte und Entscheidung verfolgt", mit der die katholischen Gemeinden in Nagold unter der Leitung von Dekan Holger Winterholer den Weg frei gemacht hatten für die bis dahin komplizierte Suche nach einem geeigneten – und akzeptierten – Standort für das Hospiz. Dabei würdigte der Oberbürgermeister ausdrücklich Dekan Winterholer dafür, "dass Sie immer den Mut und Ihre Haltung in dieser Frage bewahrt haben." Auch "für alles, was Sie erdulden und ertragen mussten" in diesem Zusammenhang zollte Großmann dem katholischen Gemeindeoberhaupt den Dank der Stadt Nagold.

Zuvor hatte der OB in seinem Grußwort die Frage aufgeworfen, was "eigentlich gewesen wäre, wenn Sie nicht den Mut entwickelt hätten", mit der nun vollzogenen Profanierung (Aufhebung der kirchlichen Weihe) von St. Michael das Nagolder Hospiz überhaupt erst möglich zu machen. Als Oberbürgermeister habe er sich dabei sehr darüber gefreut, wie die katholischen Gemeinden in der Stadt um diese Entscheidung gerungen hätten – was Wertschätzung für das Bestehende ausdrücke.

"Sie haben es sich nicht leicht gemacht"

"Sie haben es sich nicht leicht gemacht", seien aber auch nicht stehen geblieben und hätten schließlich "den eindrucksvollen und mutigen Schritt gewagt", St. Michael für das Hospiz herzugeben.

Für die eigentliche Profanierung, die noch einmal eine Rekord-Kulisse in dem Gotteshaus versammeln konnte, war Domkapitular Uwe Scharfenecker vom bischöflichen Ordinariat nach Nagold gekommen, um hier im Anschluss an den liturgischen Rahmen das Dekret von Bischof Gebhard Fürst für die Diözese Rottenburg-Stuttgart zu verlesen – womit der eigentliche Akt der Profanierung vollzogen wurde. Anschließend zogen Domkapitular Scharfenecker, Dekan Winterholer, Diakon Sebastian Tanneberger sowie Vertreter des Nagolder Hospiz-Vereins gemeinsam mit den Ministranten aus dem nun säkularisiertem Gemeindezentrum St. Michael aus, wobei sie symbolisch die liturgischen Gegenstände des Gotteshauses wie Tabernakel und Bibel mit hinaus nahmen.

Allerdings wird dies nicht das Ende von St. Michael sein – wie alle Redner und Prediger des Festgottesdienstes unterstrichen hatten. Auch das künftige Hospiz wird den Namen "St. Michael" tragen. Zudem wird es in dem künftig unter der Leitung der ebenfalls katholischen St.-Elisabeth-Stiftung stehenden Haus einen Andachtsraum beziehungsweise eine Kapelle geben, in der weiterhin (katholische) Gottesdienste abgehalten werden. Allerdings wird das künftige Hospiz St. Michael ausdrücklich Menschen aller Religionen und Kulturen offenstehen, so wie auch das bisherige Gemeindezentrum St. Michael in der Vergangenheit bereits auch von anderen Konfessionen rege mitgenutzt wurde.

Dem Festgottesdienst und der Profanierung von St. Michael schloss sich ein letztes gemeinsames Fest in dem Gemeindezentrum an, das bei noch einmal spätsommerlichen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein als gelungener Abschluss der insgesamt exakt 40-jährigen Kirchengeschichte auf dem Kernen gelten kann. In den kommenden Tagen soll über den Verbleib und die Weiternutzung der Einrichtungsgegenstände von St. Michael abschließend entschieden werden.

So werde die Orgel voraussichtlich nach Wildberg in die dortigen Räumlichkeiten der katholischen Kirche gehen. Die farbigen Schmuckfenster sollen nach bisherigen Planungen im künftigen Hospiz-Neubau Verwendung finden. Mit dem Abriss des Gemeindezentrums soll noch im Herbst begonnen werden.