Bereits im Sommer warb die Lebenshilfe am Rathaus für ihr großes Projekt. Foto: Geisel

Stetig wachsender Verein will für 1,1 Millionen Euro eigenes Domizil bauen. "Wir weisen niemanden ab."

Nagold - Die Lebenshilfe Oberes Nagoldtal wächst und wächst. Die Räumlichkeiten des Vereins platzen angesichts stetig steigender Aufgaben und Angebote aus allen Nähten. Deshalb hat sich der Verein nun ein großes Ziel gesetzt. Für 1,1 Millionen Euro will man sich ein eigenes Domizil errichten. 2016 soll das Ziel erreicht sein. Emsiges Treiben herrscht mal wieder in der Geschäftsstelle der Lebenshilfe Oberes Nagoldtal, wie allenthalben. Doch wird diese wichtige Arbeit im Dienste behinderter Menschen zunehmend beschwerlich. In den Büroräumen stehen nicht nur Schreibtische sondern auch Pflegebetten und Tischkicker. Mitunter kommt es sogar vor, dass dort Kinder gewickelt werden. Kurz und gut: Die Räumlichkeiten des Nagolder Lebenshilfevereins platzen aus allen Nähten. Kein Wunder, wenn man bedenkt, wie der Verein in den vergangenen Jahren gewachsen ist. Damit ist aber nicht allein die Anzahl der Angestellten und Mitglieder gemeint, die hier tagtäglich ein und aus gehen, gemeint ist gleichwohl das Programm an sich, das die Lebenshilfe mittlerweile allen Behinderten und deren Angehörigen anbietet.

Beratung und Vermittlung – sowohl in Finanzierungsfragen als auch bei der Frage nach dem richtigen Kostenträger – werden genauso geleistet wie die ambulante Unterstützung. Denn Hauptziel des wohltätigen Vereins ist es, die Betroffenen in allen Belangen so zu fördern, dass eine Heimaufnahme für sie entweder hinausgezögert oder aber – im Idealfall – gar vermieden werden kann.

"Wir weisen niemanden ab", sagt Elke Salamon, die Geschäftsführerin der Lebenshilfe. "Ganz egal, ob Säugling oder Rentner, ob körperliche oder geistig-psychische Behinderung oder gar Demenz, wir sind für alle da."

Die Spannweite des Vereins reicht von abwechslungsreichen Unternehmungen im Freizeit- und Reisebereich über ambulant-betreutes Wohnen in den eigenen vier Wänden, Wohngemeinschaften oder in der Familie, bis hin zu Gruppenangeboten für Kinder und Jugendliche. Tagesausflüge gehören ebenso dazu wie Turniere, Informationsabende, Einkaufshilfe, Bring- und Holdienste, Einzelförderungen und -betreuungen, Hilfen im Alltag und Gruppentreffen auch für Angehörige. Denn nach dem Credo der Lebenshilfe sollen sie nicht im Stich gelassen werden. In ihrer oft schwierigen Lebenssituation brauchen sie den Austausch von wertvollen Tipps oder aber einfach nur ein paar aufbauende Worte und etwas Ruhe zum Durchatmen. In den Räumen der Lebenshilfe finden sie sie.

Freilich ist dies nur ein Auszug dessen, was der Verein tatsächlich zu leisten vermag; ständig kommen neue Anforderungen und Ideen hinzu, wie man das Leben mit Behinderung für alle Betroffenen erleichtern kann. Oft ist Individualismus gefragt und glücklicherweise ist die Lebenshilfe Oberes Nagoldtal dank bestens geschultem Personal und vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern auch in der Lage, solche Ideen dann auch umzusetzen. Dass solch ein Mammutprogramm, samt einer stattlichen Anzahl an Mitarbeitern jede Menge Platz braucht, ist einleuchtend. Doch den hat die Lebenshilfe schon seit geraumer Zeit nicht mehr – Problematik-Tendenz steigend. Hinzu kommt, dass der Mietvertrag der Niederlassung in der Steinbeisstraße im Jahr 2016 ohnehin, aufgrund von Eigenbedarf, ausläuft.

Daher will die Lebenshilfe bauen. Eine klare Vision vor Augen, fehlt es jedoch an finanziellen Mitteln. Immerhin soll das neue Domizil mehr als eine Million Euro kosten. Zwar sind die Fragen rund um den Bauplatz und die räumlichen Anforderungen bereits geklärt, doch sind die anfallenden Kosten für dieses Projekt längst noch nicht aufgebracht. Nun hofft der Verein, der 1969 von Eltern behinderter Kinder und engagierten Bürgern Nagolds gegründet wurde, ein weiteres Mal auf das große Herz der Nagolder Einwohner. Erste Werbeaktionen sind schon angelaufen, doch am Ziel ist die Lebenshilfe noch lange nicht.