Ein Modell zeigt die künftige Gestalt des geplanten Neubaus der Lebenshilfe. Foto: Privat

Bis Ende 2016 will der Verein sein eigenes Domizil beziehen. Kostenpunkt: rund 1,1 Millionen Euro.

Nagold - Eine Besonderheit jagte da die nächste: Selten sitzen in den Zuhörerreihen im Nagolder Gemeinderat so viele Menschen. Dann ist es noch die absolute Ausnahme, dass ein Verein sich und seine Projekte in dem Gremium vorstellen darf. Eine Premiere dürfte es schließlich gewesen sein, dass gleich eine ganze Gruppe von behinderten Menschen der Ratssitzung beiwohnte.

Die Lebenshilfe machte eben auch dies möglich. In der Sommersitzung des Nagolder Gemeinderats zeigte der Verein mit seinem Hauptsitz in Nagold, der aber im gesamten Oberen Nagoldtal seit vielen Jahrzehnten schon erfolgreich arbeitet, Präsenz. Schließlich ging es um ein echtes Zukunftsprojekt. Die Lebenshilfe plant, sich in Nagold ein eigenes Domizil zu errichten. Mit der Präsentation des Bauprojekts im Nagolder Gemeinderat startet man in die Phase der Öffentlichkeitsarbeit. Denn nur mit Unterstützung kann der relativ kleine Verein, das große Projekt stemmen.

Einen Grundstein an Unterstützung hat unterdessen bereits die Stadt Nagold gelegt. Denn sie ist bereit, der Lebenshilfe das Baugrundstück auf Erbpachtbasis bereit zu stellen. Dabei könnte die Lage kaum besser sein: Noch bis zum Jahr 2016 hat der Verein in den Räumen des Behindertenwohnheims der GWW zwischen Steinbeisstraße und Islelshauser Straße Räume angemietet. Auch in Zukunft will die Lebenshilfe eng bei der GWW bleiben, mit der man seit Jahren eng zusammenarbeitet. Und so soll der Verein einen Teil der Scholderwiese direkt im Anschluss an das Wohnheim bebauen dürfen. "Die Erbpacht ist für uns Gold wert", lobte Jürgen Kistner das Engagement der Stadt. Er stellte im Gremium die Finanzierung des Neubaus vor. 1,1 Millionen Euro soll der zweigeschossige Bau kosten. "Das können wir nur stemmen, wenn wir Unterstützung bekommen", war Kistner überzeugt. Eine städtische Förderung, in Höhe der "vorbildlichen Sportförderung", brachte er dabei ins Spiel. Generell plant die Lebenshilfe das aufzunehmende Darlehen unter 100 000 Euro zu halten – "damit wir unsere Aufgaben weiter erfüllen können". Dank einer Erbschaft und Erspartem, will man etwa ein Drittel der Summe mit Eigenkapital bezahlen. Eine weitere Finanzierungssäule seien mögliche Zuschüsse aus der Aktion Herzenssache oder der Aktion Mensch. Die Anträge seien hier gestellt. Das letzte Drittel soll mit Spenden und Eigenleistungen aufgebracht werden.

"Immer mehr Menschen brauchen unsere Hilfe", verdeutlichte der erste Vorsitzende der Lebenshilfe, Rolf Dietz, die Notwendigkeit des Neubaus. Dabei sie man anfangs auf der Suche nach einer Miet-Immobilie gewesen – doch behindertengerechte Immobilien habe man nicht gefunden. Bis zu 300.000 Euro hätte man somit in das Mietobjekt stecken müssen, um es behindertengerecht zu bekommen. Dietz: "Solch eine Summe in ein Mietobjekt zu investieren ist nicht zu verantworten."

Also reifte der Neubau-Entschluss. Matthias Köhler stellte den geplanten Bau vor, der von einem Neubauteam seit September vergangenen Jahres entwickelt wurde. "Wir werden uns vervierfachen", verwies auch Köhler darauf, dass es in den bisherigen Räumen mit 85 Quadratmetern viel zu eng zugehe. Im Erdgeschoss des Neubaus will man unter anderem einen großen Mehrzweckraum und eine behindertengerechte Küche schaffen. Wichtig ist der Lebenshilfe, auch eine Terrasse und einen schönen Garten anbieten zu können. Neben den drei Büros im Obergeschoss und einem Beratungsraum soll es in dem Neubau auch einen Schulungsraum mit Computern geben, ein Bad und einen Übernachtungsraum.

Der Zeitplan sieht am 31. August dieses Jahres eine öffentliche Präsentation am Rathaus Nagold vor, die auch der Start für die Suche nach Spendern und Sponsoren sein soll. Im Herbst nächsten Jahres soll der Architekt beauftragt werden, im Sommer 2015 soll Spatenstich und am Ende des Jahres 2016 dann die Einweihung gefeiert werden.

Elke Salamon, die seit einem dreiviertel Jahr die Geschäftsstelle der Lebenshilfe leitet, erläuterte die Vielzahl der Angebote der Lebenshilfe. "Von der Flohgruppe bis zum Demenzkranken" biete man einen familienentlastenden Dienst, stets arbeite die Lebenshilfe ambulant. So gibt es zehn verschiedene Freizeit- und Betreuungsgruppen, in allen Ferien biete man verschiedene Freizeiten an, hinzu kommen jedes Wochenende Tagesausflüge. Die Angebotspalette der Lebenshilfe Oberes Nagoldtal sei dabei enorm gestiegen. Salamon: "Deshalb ist es wichtig, dass es weitergehen kann. Deshalb sind wir hier."