Die SPD-Bundestagsabgeordnete Saskia Esken (rechts) und Bürgermeister-Stellvertreter Rainer Schmid begrüßten Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles im Nagolder Kubus. Foto: Fritsch

SPD-Arbeitsministerin auf Blitzbesuch in Nagold. Schnell auf Betriebstemperatur.

Nagold - Viel Zeit hatte Andrea Nahles nicht gerade mit nach Nagold gebracht, nicht einmal eine Stunde war es am Ende. Die nutzte die Bundesarbeitsministerin für einen Blick in die Zukunft – in die der Republik, in die der Rente und der Arbeitswelt. Und ein klein wenig auch in die von Andrea Nahles selbst.

Diskussionsveranstaltungen über die Zukunft und Gegenwart des Arbeitsmarkts sind nicht zwingend Publikumsrenner. Doch der Nagolder Kubus war am Donnerstagabend proppenvoll – mit Vertretern fast aller Generationen aus der ganzen Region. Immerhin war neben der heimischen SPD-Abgeordneten Saskia Esken auch die Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) angekündigt. Auf Letztere mussten die Gäste allerdings zunächst einmal warten – schuld war natürlich einmal mehr ein Stau Marke Stuttgart.

Nachdem die Abgeordnete Saskia Esken begrüßt und etwas vom neuen SPD-Selbstbewusstsein offenbart hatte ("Der Schulz-Zug rollt") und der Bürgermeister-Stellvertreter Rainer Schmid – zugleich übrigens SPD-Fraktionschef im Nagolder Stadtrat – auf die kommunalen Bedürfnisse in Sachen sozialer Wohnungsbau und Altenbetreuung hingewiesen hatte, konnte Nahles loslegen.

"Das wird eine große Anstrengung"

Und sie war schnell auf Betriebstemperatur. Definierte die Rentenpolitik gleich einmal als andere Form der Sicherheitspolitik. Denn eine gute Altersversorgung, so Nahles, verschaffe den Menschen ein großes Gefühl der Sicherheit – und das in stürmischen Zeiten, in denen es selbst der Ministerin manches Mal mulmig wird, wie sie bekannte.

Aus diesem Grund sei es ein großes Ziel für die Zukunft, das Rentenniveau zu stabilisieren. "Doch das wird eine große Anstrengung", prophezeite Nahles. Und sie werde viel Geld kosten – auch Steuergeld. "Und wer etwas Anderes erzählt, erzählt Unsinn", stellte die Ministerin klar.

Die Digitalisierung des Arbeitsmarktes ist ein Thema, das Nahles und Saskia Esken verbindet, und um dessen Bedeutung beide Frauen nur zu genau wissen. Die Computer würden den Menschen auf dem Arbeitsmarkt zwar nicht ersetzen, so Nahles. Aber der Arbeitsmarkt werde sich signifikant verändern. Und darauf müsse man die Menschen mit Arbeit – und auch die ohne – vorbereiten. Und das gehe nur mit Weiterbildung. Die dürfe nicht nur ein "Kann" sein, sondern müsse sogar zur Pflicht werden.

Ein Weckruf der Weiterbildung müsse durchs Land gehen, forderte die Ministerin. Damit könne man die Herausforderung Digitalisierung der Arbeitswelt meistern. "Und ich glaube, wir schaffen das", gab sie sich in Anlehnung an die Kanzlerin optimistisch.

An diesem Punkt war der Schritt zu den Plänen der SPD und ihres Kandidaten Martin Schulz für ein neues Arbeitslosengeld Q nicht mehr weit. Dass man an der Agenda 2010 von Gerhard Schröder Veränderungen vornehmen wolle, liege doch auf der Hand, sagte Nahles. Immerhin hätte sich das Land seit 15 Jahren ja auch verändert. Außerdem sei sie nie ein großer Fan der Agenda gewesen. Der habe sie stets "ambivalente Gefühle" entgegengebracht.

Positive Gefühle hegt Andrea Nahles ganz offensichtlich, was ihre politische Zukunft und die ihrer Partei angeht. Nicht nur einmal sprach sie in Nagold von ihren Plänen und Prioritäten als Arbeitsministerin "in der neuen Legislaturperiode".

Nach einer nur kurzen – von Saskia Esken moderierten – Diskussionsrunde zum sozialen Arbeitsmarkt, der Leiharbeit und der Weiterbildung der ungelernten Arbeitslosen musste sich Andrea Nahles wieder auf den Weg zum Flughafen machen. Für zwei Dinge reichte es aber dann doch noch: für den Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Nagold – und ein paar Fotos.