Yaroslaw Georgiev am Cello und Uliana Cheklina am Klavier beim Abschlusskonzert der Sommermusik. Foto: M. Bernklau Foto: Schwarzwälder-Bote

Sommermusik: Tolles Niveau beim Abschlusskonzert der Teilnehmer in der Stadtkirche

Nur ein kleiner Teil der über 80 Eleven kann beim Abschlusskonzert der Sommermusik im Oberen Nagoldtal solo in der Stadtkirche auftreten. Aber im Orchester, beim Finalstück, sind ganz viele dabei.

Nagold. Fast alle Musiker stammten aus der Gruppe der älteren Jugendlichen beim Konzert am Donnnerstagabend in der – wiederum gut besuchten – Nagolder Stadtkirche. Bei dem durchweg fantastisch hohen Niveau konnte man allenfalls unterscheiden, wer von ihnen besondere Lust am Auftritt hatte, und wen das öffentliche Musizieren als besondere Herausforderung voran zu bringen schien.

Eröffnen durfte das Konzert der Pianist José Navarra mit der dreiteiligen Toccata c-Moll von Johann Sebastian Bach, in der sich freier Ausdruck und strenge Bindung verschwistern, nicht nur in der dreistimmigen Fuge und ihrer expressiven Coda oder beim feierlichen Adagio in der Mitte. Mit großer Technik und großer Reife gelang dem jungen Mann diese Verbindung von Gegensätzen.

Klang und Melodik mit extrem virtuosen Anteilen forderten den Cellisten Yaroslaw Georgiev und seine Klavierpartnerin Uliana Cheklina bei César Francks hochromantischem Sonaten-Allegro gleichermaßen. Im zweiten Teil trat der Streicher noch einmal mit Veronika Salikowa am Klavier auf und überzeugte auch da vollkommen: mit Dimitri Schostakowitchs keckem, übermütigen, teils auch grimmigem Finale der Cello-Sonate opus 40 über ein ganz simples Thema, das über sich hinauswächst.

Den poetisch sanften Beethoven durfte Ana Defar im Kopfsatz der F-Dur-Violinsonate vorführen, die Evgueny Sinayskiy begleitete. Sehr ruhig und souverän tat sie das, mit Grandezza. Feinnervig gespannter wirkte hingegen der Cellist Jonas Litak, der sich in Begleitung von Chifuyu Yada sehr sensibel dem Eingangssatz von Franz Schuberts Sonate für das Arpeggione widmete. Das war ein kurioses Mischding aus Gitarre, Gambe und Cello.

Furioses, hochpräzises Ensemblespiel führte vor der Pause das Klaviertrio aus Kseniia Ivakina (Violine), Lev Bespalov am Cello und der Pianistin Kristina Izgieva vor. Der überlange, ins Sinfonische wachsende Kopfsatz von Antonin Dvoraks Trio in f-Moll ist ein hochdramatischer Energieausbruch von slawischem Temperament und betörender Melodik. Hinreißend.

Elisaveta Rogozina zeigte an Siciliana und Presto aus Bachs Solosonate g-Moll besonders schön, wie mehrstimmige Flächen durch ein gezielt intensivierendes Vibrato zu klarem Klang aufblühen können und wie die rasante Presto-Einstimmigkeit bei Bach Harmonien hervorbringt. Die „Habanera“ von Pablo de Sarasate hingegen ist ein Paradestück, mit der über karibischen Motiven die verrückteste Akrobatik beim Geigenspiel vorgeführt werden kann. Die zierliche Natalia Zernova zeigte das in stupender Technik als wahrhaftiges Kraftpaket, als sie sich nach kleinen Nervositäten mit Evgueny Sinayskiy abgestimmt hatte.

Vielleicht ist die Musik des Brahms-Verehrers Robert Fuchs ein bisschen oberflächlich. Aber welchen Spaß sie machen kann, durfte das Sommermusikorchester unter der Leitung von Cristoforo Pestalozzi zum Finale an den mitreißenden Sätzen der dritten Orchesterserenade zeigen. Hier wie bei allen Beiträgen: riesiger Beifall mit einigen Bravorufen.