Die Hälfte ihres Erlöses vom Schülerweihnachtsmarkt spendete die Klasse 5d des OHG für Spielzeug für die Flüchtlingskinder in Nagold. Foto: Smaoui

Schüler der Klasse 5d des OHG verbinden ihre Geldspende mit einem Besuch im Flüchtlingswohnheim in Nagold.

Nagold - "Für die Kinder im Haus Waldeck, von der Klasse 5d, OHG Nagold". Die Worte stehen in großen Buchstaben auf dem Plakat, um das sich 15 Kinder des Gymnasiums im Gemeinschaftsraum des Asylbewerberheims Haus Waldeck versammelt haben. Sie kommen mit 350 Euro im Gepäck. Ihrer Spende für die Flüchtlingskinder.

Die Schüler der Klasse 5d, ihre zwei Lehrerinnen Nadine Nagel und Kathrin Kenel, viele Flüchtlingskinder und deren Eltern begegnen sich an diesem Nachmittag zum ersten Mal. Die Schüler hatten auf dem Nagolder Weihnachtsmarkt selbst gebastelte Dinge verkauft. Die Hälfte ihrer Einnahmen spendeten sie nun an das Flüchtlingswohnheim, "damit sich die Kinder Spielsachen und Kleider kaufen können", sagt Marie Stockinger aus der 5d. Sie und ihre Mitschüler sind ganz gerührt von dem Erlebnis mit den anderen Kindern. "Die sind total cool und ganz viele sprechen schon richtig gut Deutsch", freut sich Selina Braun. Die Fünftklässlerin ist begeistert von der Vielfalt, auf die sie trifft. "Die Kinder kommen aus Syrien, Afrika und Indien. Das ist so schön."

Schön das zu erleben ist das auch für die zwei Lehrerinnen Nadine Nagel und Kathrin Kenel. Denn keines der Kinder hat Berührungsängste. Sie spielen zusammen, malen an der großen Tafel und zeigen ehrliches Interesse aneinander. "Ich bin richtig stolz auf unsere Schüler", sagt Kathrin Kenel. "Sie machen es uns vor und gehen ohne Bedenken auf andere Menschen zu."

Die Stimmung unter den Kindern ist fröhlich. Neugierig streifen sie umher, lachen zusammen und tauschen sich aus. "Es ist total schön, dass wir hier sind und den Kindern was von uns abgeben", erzählt Anna Wahl. Die Schülerin findet – wie auch ihre Mitschüler – ganz leicht den Draht zu den Jungen und Mädchen aus Syrien, Gambia und Indien. "Einer kann schon so gut Deutsch, der hat uns vorher erst mal ein Spiel erklärt, das wir nicht konnten. Und nachher spielen wir noch Fußball zusammen."

Es ist eine besondere Art der Integration. "Die Kinder denken nicht über Unterschiede nach. Sie haben auch keine Angst", erzählt Lehrerin Nadine Nagel erfreut. Für Anna ist klar: "Die Kinder haben einfach nicht so viel wie wir und deswegen geben wir ihnen was von uns." Das Miteinander im Raum und draußen auf der Wiese ist spürbar. "Ein bisschen traurig ist es auch", überlegt Carolin Dürr und schaute sich um. "Manche haben gar nichts mehr." Das Mitgefühl der Schülerin ist berührend.

Zwischen den wuselnden Kindern sitzt auch Bana Alhashmi. Die 24-jährige Syrierin kam vor fünf Monaten nach Deutschland und spricht Deutsch. "Ich habe einen Deutschkurs an der VHS gemacht und habe ein Buch, mit dem ich selbst lerne", erzählt sie. Ihre zwei jüngeren Brüder im Alter von sieben und neun Jahren, spielen derweil an einem Tisch mit den OHG-Schülern UNO und Brettspiele.

"Ich will unbedingt die Sprache lernen, damit ich mich besser unterhalten kann", sagt Bana Alhashmi. In Syrien hatte sie BWL studiert. Den Vater mussten die drei Kinder in Libyen zurücklassen. In Deutschland besitzen sie kaum etwas. "Aber hier ist es gut." Sie lächelt.

Neben ihr: Helga Mühleisen vom Arbeitskreis Asyl. Sie engagiert sich im Haus Waldeck seit seiner Eröffnung. "Es ist gut, wenn die Menschen einen Ort haben, an dem sie sich wohlfühlen und sich zurückziehen können", findet sie und blickt durch den liebevoll eingerichteten Raum. Die Hausbewohner haben ihn mitgestaltet. An den Fenstern hängen selbst gebastelte Schmetterlinge, von der Decke bewegen sich leicht kleine Fahnen aus den unterschiedlichsten Ländern.

Die Kinder an diesem Nachmittag zeigen wie Integration funktioniert. Denn der Unterschied zwischen ihnen und manch anderem ist: Sie machen keinen.