Bernhard Hoecker wusste das Publikum in der Alten Seminarturnhalle zu begeistern. Foto: Martin Bernklau Foto: Schwarzwälder-Bote

Bernhard Hoecker besticht in der Alten Seminarturnhalle vor allem mit spontanem Witz

Von Martin Bernklau

Nagold. Man kann ja Facebook-Accounts auch löschen. Aber das war schon originell und spaßig, wie Bernhard Hoecker mit seinem Nagolder Publikum in der fast schon überfüllten Alten Seminarturnhalle live eine Gruppe namens Sat1 Nagold gründete.

Der kleine rheinische Komiker, der seit "Switch" und "Genial daneben" zum Kern-Inventar der deutschen Comedy gehört, war mit seinem Programm "Nett hamses hier" zu Gast, das neben ein paar vorgefertigten Nummern stark auf lokal zugeschnittene Improvisation mit ganz viel Publikumsbeteiligung setzt. Und das kann der Mann, vielleicht sogar besser als das eher klassische Kabarett-Witzeln mit einstudierten Gags: improvisieren, schlagfertig auf Zugeworfenes und Rausgekitzeltes eingehen, Stand-up-Comedy vom Feinsten. Ganz schnell hatte er den ganzen Saal am Wickel, vor allem die vorderen Reihen.

Das Nagolder Ortsschild prangte per Beamer hinter ihm. Natürlich distanzierte er sich von manch übler Nachrede wie "Eiterbeule von Stuttgart". Beim Abfragen nach Berufen – "Wie war denn ihr Tag so?" – ließen sich die Leute noch etwas zäh und schüchtern an.

Nur zehn Hände erhoben sich zunächst auf seine Frage hin, wer denn bei Facebook sei. Auch Nagolder überhaupt waren scheinbar kaum da. Aber sie öffneten sich schnell, nachdem Hoecker ohne verletzendes Vorführen doch ruck-zuck reihenweise Lacher für seine Kurz-Dialoge eingeheimst hatte.

Facebook, "der Bausatz für die eigene Stasi-Akte", das war bald sein Ziel. Und dafür hatte er hinten unter den heimischen Technikern seinen Helfer Tobi mitgebracht. Der hantierte aus dem Dunkel des Rückraums heraus tatsächlich online im Internet. Nach dem Gespöttel über Jettingen ("Was, ihr habt euer Kaff nochmal unterteilt?") wurde tatsächlich flugs der Wikipedia-Eintrag in Sachen Gemeinschaftsschule auf den neuesten Stand gebracht. Da war das Saalfoto für die Facebook-Gruppe schon gemacht und auf der Speicherkarte zum Posten nach hinten gereicht.

Bernhard Hoeckers Ausflug in die satanischen Legenden der Rockmusik, Pink Floyd und "The Wall", war eher aufklärerisch als zum Brüllen komisch. So etwas leicht Betuliches gab es auch später noch ein paar Mal, etwa beim Lästern über den Schöpfungsglauben von Hardcore-Christen gegen die Evolution. Aber als der Comedian sich als Heavy-Metal-Fan geoutet hatte, war es wieder das Publikum, das ihm geradezu die besten Gags lieferte.

Auf die Frage, was denn der größte Feind des Metal sei, schallte es ihm entgegen: "Rost!", danach "Helene Fischer!". Da konnte der vorbereitete Gag über die in Kindergärten und bei Grundschullehrerinnen gebräuchliche gleiche Fingergeste vom "Flüsterfuchs" fast nur noch müde abstinken.

Nicht dass ein Eselsbrücken-Song schlecht gewesen wäre oder lahm. Er war allenfalls etwas zu schnell maschinengewehr-mäßig gesprochen und schwer zu verstehen, geschweige denn mitzusingen. Aber auch beim Teil über Hunde und Katzen, Herrchen und Frauchen waren es die spontan entstandenen Witze, die noch viel komischer kamen als die vorbereiteten Gags. Dabei hat so einer schon feine Klasse: "Meine Mutter hat mir kürzlich gemailt: Mein Internet geht nicht mehr!"

Fast hätten die pointiert-witzigen Spontan-Plaudereien mit einer Besucherin über deren 15 Kilo schwere Main Coon-Katze und ihre Tagesration von 140 Gramm Trockenfutter dem schwarzen Fluffy die Schau gestohlen. Aber am Schluss durfte sogar der leibhaftige Hoecker-Hund auf die Bühne.

Und Tobi, der Online-Mann im Hintergrund, konnte zum umjubelten Finale noch einmal zeigen, was er kann: Er zauberte Alfs und Riesenkatzen durch den Beamer und die Nagolder Traditionsfirma mit Herzchen drumrum, bei der sich vor 30 Jahren ein Ehepaar kennengelernt hatte.