Aus der Luft lässt sich bereits sehr gut erkennen, in welche Flächen hinein das Industriegebiet INGpark in den nächsten Jahren wachsen wird. Insgesamt soll das Areal einmal 89 Hektar umfassen. Foto: INGpark

Nachfrage aus der Region Stuttgart wächst. Baufreigabe für "Eisberg Teil 3" bis Juli.

Nagold - Die Wirtschaft der Region boomt. Ein Indikator dafür: die Entwicklung des Industrieparks Nagold Gäu (INGpark). "Wir spüren einen vermehrten Druck aus der Region Stuttgart von Unternehmen, die sich für eine Ansiedlung hier interessieren", so INGpark-Geschäftsführerin Simone Hurtz.

Hintergrund dafür sei, so die Beobachtung von Hurtz, dass durch die jüngste Ansiedlung des Großlogistikers DPD im INGpark "das Industriegebiet als möglicher Standort für Produktionsbetriebe mehr wahrgenommen" werde. Was die Interessenten dabei besonders anlocke: die Möglichkeit, in diesem "echten" Industriegebiet eine 24/7-Produktion zu realisieren – das heißt, im Zweifel im Schichtbetrieb rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche produzieren zu können.

Denn: "Gewerbeflächen, auf denen das möglich ist und die ausreichend Wachstumsreserven auch für zukünftige Entwicklungen noch bieten, werden im Land immer rarer." Zweiter wesentlicher Faktor, der für Betriebe aus dem Stuttgarter "Speckgürtel" den Standort INGpark immer interessanter mache – die mit einer Ansiedlung verbundenen Kosten: "Auf dem Böblinger Flugfeld kostet ein Quadratmeter Bauland zum Beispiel 425 Euro, bei uns 75 Euro." Eine sehr erhebliche Preisdifferenz also, die Standortentscheidungen maßgeblich beeinflussen könne.

Gesucht sind Betriebe, die zwischen zwei und drei Hektar benötigen

Denn gesucht seien für Ansiedlungen auf dem INGpark in erster Linie reine gewerbliche oder industrielle Produktionsbetriebe, die in der Regel Flächen zwischen zwei und drei Hektar benötigten. Insofern sei die Ansiedlung des reinen Logistikers DPD eine "einmalige strategische Ausnahme" gewesen, weil zahlreiche Unternehmen aus der Region Nagold von der Nähe dieses Logistik-Dienstleisters "nachhaltig profitieren" und gleichzeitig eine hohe Zahl von Arbeitsplätzen auch für weniger qualifizierte Arbeitskräfte entstünden. "Aber eigentlich wollen wir vor allem Produktionsbetriebe mit ihren qualifizierten Arbeitsplätzen in die Region holen."

Oder Unternehmen aus der Region die Expansion hier vor Ort ermöglichen. Entsprechend gäbe es auch "eine rege Nachfrage" von Betrieben aus Nagold und Umgebung sowie dem Kreis Freudenstadt, ohne dass INGpark-Geschäftsführerin Simone Hurtz hier aber bereits Namen nennen dürfte. "Aber es handelt sich hier immer um die von uns gesuchten Produktionsbetriebe."

Dazu vielleicht ein paar Zahlen: Insgesamt wird das Industriegebiet INGpark einmal 89 Hektar Fläche umfassen, davon sind derzeit 25 Hektar ehemaliges Kasernengelände und 20 Hektar neue Gewerbeflächen auf dem Eisberg (Teil 1 und 2; mit DPD) erschlossen, wobei aktuell insgesamt drei Hektar Flächen sofort für Neuansiedlungen zur Verfügung stünden – mit Grundstücksgrößen zwischen 3300 Quadratmetern und 1,3 Hektar. Aktuell ist "Eisberg Teil 3" im Bebauungsplanverfahren und soll bis kommenden Juli planmäßig die Baufreigabe erlangen. Dann stünden noch einmal 5,1 Hektar brutto, 4,3 Hektar netto (ohne Verkehrsflächen) direkt oberhalb der DPD-Flächen für Ansiedlungen zur Verfügung.

Aktuelle Baumaßnahmen für den "Grünzug"

Auch für den dann folgenden Bauabschnitt "Eisberg Teil 4" laufen die Vorbereitungen bereits auf Hochtouren. Hat "Teil 3" die Baufreigabe, soll direkt mit dem Bebauungsplanverfahren für "Teil 4" begonnen werden – wobei allerdings noch offen sei, ob sich Teil 4 nach Norden (den Eisberg "hinauf" in Richtung Eisbergsteige) oder nach Osten (in Richtung der B28) anschließen werde. Wer sich da über aktuelle Baumaßnahmen auf dem Eisberg wundert: die gelten dem sogenannten "Grünzug", ein Grüngürtel quer durch das Industriegebiet, der einerseits der Entwässerung des Geländes dient, andererseits die Aufenthaltsqualität auf dem Gelände künftig einmal erheblich aufwerten solle – zum Beispiel für Spaziergänge in der Mittagspause der Beschäftigten auf dem Eisberg.

Apropos "Beschäftigte": Aktuell zählen Hurtz und ihre Mitarbeiterinnen insgesamt 720 Arbeitsplätze, die bisher auf dem Eisberg geschaffen wurden. Wenn die DPD einmal ihre geplante "letzte Ausbaustufe" erreicht, werden es sogar 900 Beschäftigte sein – Wachstum nach oben offen in dem Maße, wie der INGpark wächst. Und dafür wurden die Weichen bereits optimal gestellt: Denn fast alle noch notwendigen Grundstücksflächen konnten bereits durch den INGpark für künftige Erschließungen erworben werden – bis auf einen Rest von vier Hektar. "Mit den Eigentümern der vier Hektar sind wir noch im Gespräch und gehen auch davon aus, noch das eine oder andere Grundstück erwerben zu können", so die INGpark-Geschäftsführerin.

Aber falls einzelne Eigentümer letztlich doch nicht verkaufen, käme das sogenannte "gesetzliche Umlegungsverfahren" zum Zuge, um die Flächen unter allen Umständen erschließen zu können. In diesem Fall müssten die betroffenen Grundstückseigentümer die anteiligen Erschließungskosten selber tragen, dürften anschließend aber auch ihre Flächen selbst vermarkten. Für die jetzt anstehenden Erweiterungen beträfe das aber nur "wenige Grundstücke".