Auf ihrer Runde durch den Kleb erfährt Bianca Rousek (rechts) viel über Mona H. und deren Familie, die nach der Flucht aus dem Iran in Nagold leben. Foto: Bernklau Foto: Schwarzwälder-Bote

Klebrunde: Unterwegs mit Mona H. – vor rund eineinhalb Jahren als Flüchtling nach Nagold gekommen

Weil sie und ihr Mann sich dem Christentum zugewandt hatten, wurden sie angefeindet und bedroht: Vor rund eineinhalb Jahren hielt die 30-jährige Mona H. es nicht mehr aus: Sie floh mit ihrer Familie aus dem Iran und landete schließlich in Nagold.

Nagold. Schüchtern streicht sich Mona H. durch ihr langes Haar. Gerne scheint sie nicht über das Leben zu sprechen, das sie in der Stadt Ahvaz im Iran zurückgelassen hat. Seit etwa eineinhalb Jahren lebt die 30-Jährige gemeinsam mit ihrem Ehemann und dem achtjährigen Sohn im Flüchtlingsheim in der Herrenberger Straße. An der Volkshochschule belegt sie seit fünf Monaten einen Deutschkurs. Für diese kurze Zeit spricht und versteht Mona H. gut Deutsch, versteht beinahe jede Frage, die ihr während der Runde durch den Kleb gestellt wird, auf Anhieb.

"Wir sind Christen", sagt sie, als wäre das Erklärung genug dafür, dass man sich in seinem Heimatland nicht mehr sicher fühlen kann. Und das scheint im Iran auch tatsächlich der Fall zu sein. Die Polizei verfolgt und verhaftet Menschen, die nicht dem schiitischen Islam – der Staatsreligion – angehören. Besonders Muslime, die zum Christentum konvertieren sind gefährdet. Mona H. und ihr Ehemann stammen jeweils aus muslimischen Familien, begannen vor einigen Jahren aber, sich mehr und mehr dem christlichen Glauben zuzuwenden – sehr zum Entsetzen der Familienangehörigen. Mona H. und ihr Mann mussten heimlich die Bibel lesen, immer auf der Hut vor der Polizei und der eigenen Familie, erzählt sie. "Offiziell" konvertiert sind die beiden deshalb erst nach ihrer Ankunft in Deutschland. Alles andere wäre zu gefährlich gewesen.

Schließlich hielt die heute 30-Jährige es nicht mehr aus und floh mit ihrem Mann und ihrem Sohn aus dem Iran. Mit dem Schiff, zu Fuß und mit dem Bus ging es über die Türkei nach Griechenland und von dort aus weiter durch Europa bis nach Deutschland. "Einen Monat waren wir unterwegs", sagt Mona H. "Besonders im Schiff habe ich viel Angst gehabt."

Asylantrag wurde inzwischen angenommen

Als die Familie mit dem Zug in Deutschland ankam, sei ihr zuerst die üppige Landschaft aufgefallen, erinnert sie sich. Im Iran gebe es so etwas nur im Norden. Mannheim war die erste Anlaufstelle für Mona H., ihren Mann und ihren Sohn. Dort haben die Drei viele Anträge ausfüllen, Ämter besuchen und bürokratische Dinge erledigen müssen, meint die gelernte Friseurin. Der Asylantrag der Familie wurde inzwischen angenommen.

Schließlich kam die Familie nach einem weiteren Zwischenstopp nach Nagold. "Hier ist es echt schön", lächelt Mona H. "Es ist ruhig und die Leute sind sehr nett." In vielen Belangen sei das Leben in Deutschland wesentlich einfacher als im Iran, erklärt sie. Nicht nur, dass hierzulande jeder seine Religion ausüben dürfe, sondern auch dass Mann und Frau gleichberechtigt sind, sei im Iran undenkbar. "Frauen sollen nur kochen, waschen und zu Hause bleiben", beklagt sie. "Hier sind die Leute frei." Lediglich mit der Pünktlichkeit hapere es manchmal noch, gibt Mona H. zu. "Im Iran ist das nicht so wichtig", lacht sie verlegen.

Seit zwei Monaten arbeiten die 30-Jährige und ihr Mann auf Minijob-Basis bei einer Fast-Food-Kette. Im Iran arbeitete der Ehemann von Mona H. als Händler für Autozubehör, sie als Friseurin. Für die Zukunft in Deutschland wünscht sich Mona H., dass sie eine Ausbildung machen kann. "Vielleicht als Arzthelferin", überlegt sie. Aber zuerst müsse sie dafür den Sprachkurs der Leistungsstufe B1 abschließen, den sie gerade belegt.

Momentan steht bei der iranischen Familie insbesondere die Wohnungssuche im Vordergrund. Im Flüchtlingsheim wollen sie schließlich nicht ewig bleiben. "Manchmal gibt es dort Probleme mit den anderen Bewohnern, die Muslime sind", erzählt sie. "Mir ist die Religion egal, aber für die ist das ein bisschen schwierig", meint Mona H. seufzend. Die Wohnungssuche gestalte sich aber alles andere als einfach. Bisher konnte sich die dreiköpfige Familie entweder nichts leisten, oder die Besitzer wollten lieber nicht an Flüchtlinge vermieten.

Die 30-Jährige gibt die Hoffnung aber nicht auf, schließlich sei sie sehr zufrieden mit ihrem neuen Leben im Nordschwarzwald. "Mein Sohn ist auch sehr glücklich, besonders in der Schule", freut sie sich. "Er geht oft ins Schwimmbad und spielen." Auch im Kleb ist Mona H. regelmäßig mit dem Achtjährigen. "Da auf den Spielplatz geht er gerne", sagt sie bei der Runde durch den Stadtpark und zeigt auf die Spielgeräte.

Vor einigen Monaten hat die 30-Jährige mit ihrer Familie erstmals einen kurzen Urlaub gemacht: Gemeinsam flogen sie nach Berlin und schauten sich viele Sehenswürdigkeiten an. "Das war schön, aber ich hab mich auch gefreut, wieder hier zu sein danach", lächelt sie. Insbesondere, weil die Leute sie dort zum Teil angestarrt hätten. "Hier ist das besser."

Erinnerungen lassen sie nicht los

Trotz aller Verbesserungen im Leben der Iranerin lassen die Erinnerungen, an die schwere Zeit in ihrer Heimat sie nicht los. Manchmal träume sie schlecht, stehe unter Stress und sei nervös, sagt sie.

Eine, die versucht, Mona H. und ihrer Familie zu helfen, ist Helga Mühleisen vom Arbeitskreis Asyl. "Mein Schwerpunkt sind Familien, da war es ja klar, dass ich mich um sie kümmere", meint sie bescheiden. "Sie haben gute Karten, sich hier ein neues Leben aufzubauen." Dankbar lächelt Mona H. sie an und legt den Arm um Mühleisen. "Sie ist sehr nett."