Tanzen, Klettern, Spenden sammeln: Die Vereinskultur in Nagold ist bunt. Foto: Fritsch

20 Jahre Bürgerforum: Rund 50 Vereine präsentieren sich auf Messe in Stadthalle.

Nagold - Es ist das ABC der Nagolder Vereinskultur, das "Who is who" des Ehrenamts. Rührig ist an diesem Tag in der Stadthalle nicht nur das Treiben zwischen den Info-Ständen. Beim "Markt der Möglichkeiten" ist auch der Blick auf die Akteure hinter den Ständen imposant. Sie sind die Schaffer dieser Stadt.

Sonntag, 10 Uhr, Stadthalle Nagold: Irgendetwas ist anders an diesem Morgen. Das beginnt schon beim Eintritt in die Halle. Wo ist die Garderobe? Fleißige Hände haben sie hinter einem großen schwarzen Tuch versteckt. Davor steht ein wuchtiger Billardtisch. Kein Platz darf beim Markt der Möglichkeiten verloren gehen. Groß ist das Interesse, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Das geballte Ehrenamt hat gestern von der Stadthalle Besitz ergriffen. Info-Stände, Fahnen, Plakate, Flyer, Aufkleber, Kugelschreiber und Schlüsselanhänger – auch das Ehrenamt weiß sich mittlerweile hoch professionell zu verkaufen. Mit großem Aufwand zeigen rund 50 Vereine beim dritten Markt der Möglichkeiten in ihrer Stadt Flagge.

Doch der Werbeträger Nummer eins sind natürlich die Menschen selbst. All jene Schaffer, die meist schon seit vielen Jahren das Miteinander in ihren Vereinen pflegen – und beim Markt der Möglichkeiten sogar das Miteinander einer ganzen Stadt.

Genau das ist an dieser Messe auch so außergewöhnlich. Sportvereine, Selbsthilfegruppen, Hospiz-Initiativen, kirchliche Gruppen, Kulturschaffende – alle sind sie gekommen, füllen die Halle mit Leben – dem prallen Leben in dieser Stadt. Und man spürt den Respekt der Besucher, aber auch der Aussteller selbst. Ein jeder weiß, was es bedeutet, sich ehrenamtlich zu engagieren. Ein jeder weiß um die Höhen und Tiefen ehrenamtlichen Engagements. Ein jeder schätzt die ehrenamtliche Arbeit – nicht nur seines Vereins, aller Vereine.

Schwungvoll beginnt der Markt der Möglichkeiten. Zum dritten Mal gibt es diese Messe des Ehrenamts. Auf die Beine gestellt hat sie wieder der Kulturarbeitskreis des Nagolder Bürgerforums. Das feiert sich mit dem Markt der Möglichkeiten auch ein wenig selbst. Die ersten Tische und Stände in der Stadthalle werden vom Bürgerforum besetzt. 20 Jahre gibt es diese Nagolder Besonderheit des bürgerschaftlichen Engagements. Eine Woche lang wurde gefeiert – bei gut besuchten Veranstaltungen, wie Oberbürgermeister Jürgen Großmann in seiner Eröffnungsrede zu berichten weiß. Nun also der krönende Abschluss: Der Markt der Möglichkeiten, ein organisatorisches Mammutprojekt.

Die Stadtkapelle spielt, das Stadtoberhaupt spricht. Worte der Anerkennung, Worte, der Motivation. "Alle spüren, was uns gemeinsam gelingen kann", sagt Großmann. Und dann noch ein Satz für den Nagolder Bürgergeist: "Der Kern des Ehrenamts ist die Freiheit der Bürger." Lob und Respekt zollt der OB auch dem Geburtstagskind, dem Bürgerforum. Das Geschenk: Die Arbeitskreissprecher sind seit wenigen Wochen auch sachkundige Bürger, haben damit Rederecht zu bestimmten Themen im Nagolder Gemeinderat. Eine politische Aufwertung einer eigentlich unpolitischen Gruppe – das ist die Art der Stadt Nagold, sich für das langjährige Engagement zu bedanken. Mehr Sachlichkeit im Gemeinderat. Das kann nicht schaden.

Dann beginnt es: das Werben der Vereine für die eigenen Sache, um neue Mitglieder, um Unterstützung und mehr Öffentlichkeit. Der "Markt der Möglichkeiten" ist für viele von ihnen ein Pflichttermin. Dabeisein ist da Ehrensache. Bis in den Abend hinein zeigen die Vereine Flagge – nicht nur an den Ständen in der Stadthalle, auch mit Programmpunkten auf der Bühne oder Vorführungen auf dem Hof. Ein buntes Bild geben sie gemeinsam ab. Oder wie hat es Nagolds Stadtoberhaupt voller Stolz formuliert: "Ein schönes Fenster in die Vielfalt unserer Stadt."