Zwei Schulen am Nagolder Berufsschulzentrum stellen ein neues Bildungsangebot auf die Beine. Foto: Bernklau Foto: Schwarzwälder-Bote

Rolf-Benz-Schule und Kaufmännische Schule Nagold stellen neuen Bildungsgang vor / Im Zeichen der Kooperation

Von Sebastian Bernklau

Kreis Calw. Nicht nur Unternehmen buhlen um die Gunst von möglichen Auszubildenden. Auch Berufsschulen stehen längst im Wettbewerb um potenzielle Schüler. Um in diesem Wettbewerb noch besser bestehen zu können, geht zum neuen Schuljahr ein Angebot an den Start, bei dem die Berufsschulen in Nagold sogar mit denen in Calw zusammenarbeiten.

Die Konkurrenz ist groß und hat Strahlkraft. "Wir stehen in Konkurrenz zu großen Berufsschulstandorten wie Tübingen, Böblingen oder Pforzheim", muss Reinhard Maier, Leiter der gewerblichen Rolf-Benz-Schule am Nagolder Berufsschulzentrum feststellen. Und er weiß auch, dass ein Berufsschulstandort im ländlichen Raum wie Nagold ein möglichst breites Angebot bieten muss, um im Konkurrenzkampf mit den Standorten in den Großstädten bestehen zu können. Diese Erwartungshaltung hätten indes nicht nur Eltern oder potenzielle Schüler. "Auch die Betriebe wünschen sich das Komplettangebot", so Maier.

Um diesen Ansprüchen auch im kommenden Schuljahr noch ein kleines Bisschen mehr gerecht zu werden, stellt man in Nagold ein Angebot auf die Beine, das den Namen Kooperationsprojekt wahrhaft verdient hat. Denn "Ausbildung plus Fachhochschulreife" ist ein Angebot, das nicht vom Kultusministerium allein auf den Weg gebracht worden ist. Auch das Wirtschaftsministerium ist bei dieser Angelegenheit mit von der Partie.

Auch bei der Umsetzung in Nagold ist Kooperation das große Wort, denn dafür arbeitet die Rolf-Benz-Schule mit der Kaufmännischen Schule Nagold und ihrer Leiterin Karin Ascher-Gollmar zusammen. Und um das Bild komplett zu machen – und den Erfolg wahrscheinlicher – hat Michael Niedoba, Leiter der beruflichen Doertenbachschule in Calw, bereits signalisiert, dass die Berufsschulen in Calw bei dem Projekt ebenfalls im Boot sein wollen.

Das, was man da gemeinsam zum Erfolg führen will, ist "ein anspruchsvolles Programm", wie es Karin Ascher- Gollmar formuliert. Ein Programm, das es für fachlich starke Jugendliche möglich machen soll, parallel zur Berufsausbildung die Fachhochschulreife zu erlangen.

Früher war es möglich, nach den drei Jahren Ausbildung binnen eines Jahres die Fachhochschulreife zu erlangen. Somit können die Jugendlichen also auf diesem Weg ein Jahr einsparen. "Zudem haben sie nach dem Abschluss jede Menge Wahlmöglichkeiten", argumentiert Reinhard Maier, der weiß, dass es eben jene Wahlmöglichkeiten sind, die Bildungsangebote attraktiv machen.

Doch bevor die Schüler diese Wahlmöglichkeiten haben, müssen sie einiges dafür tun. Über drei Schuljahre verteilt stehen 16 zusätzliche Wochenstunden in Deutsch, Englisch und Mathematik auf dem Plan, die zudem oft spätnachmittags oder abends angeboten werden. Nach zwei Jahren erfolgt die Abschlussprüfung in Deutsch und Englisch, nach drei Jahren in Mathematik.

Wie groß das Interesse an diesem neuen Bildungsangebot sein wird, können auch Ascher-Gollmar und Maier nicht abschätzen. Bei Umfragen hätte sich eine erstaunliche Zahl an Schülern vorstellen können, das Angebot wahrzunehmen, erzählt Reinhard Maier. Wie viele es dann letztlich am Schuljahresbeginn sein werden, steht heute in den Sternen. Als sicher gilt dagegen, dass man in Nagold auf jeden Fall eine Klasse mit Schülern bilden will, die sich das anspruchsvolle Programm zutrauen. Dass die Schüler dann auch aus Calw kommen, liegt – ganz im Sinne des Kooperationsgedankens – auf der Hand.