Katie Freudenschuss konnte das Publikum in Nagold durchaus überzeugen. Foto: Bernklau Foto: Schwarzwälder-Bote

Kabarett: Katie Freudenschuss trat am Freitagabend in der Nagolder Alten Seminarturnhalle auf

Da ist was dran: Mit so einem Namen kann man eigentlich nur noch Comedian werden. Aber Katie Freudenschuss spielt sehr gut Pop-Klavier, ist klug, kreativ und kommunikativ begabt. Dem Publikum am Freitagabend beschert sie einen schönen Abend.

Nagold. Es mag ja schon sein, dass Katie Freudenschuss für die Werbetrailer für Meica-Würstchen und Grillmaxen verantwortlich ist. Oliver Welke von der Heute-Show, der war als Kind auch mal so ein Würstchen-Gesicht. Sie kann das mit knuffigen Arrangements und den überwältigend flachen Sprüchen all der Marktschreier. Vielleicht befähigt sie genau das zu einem gewissen Selbstbewusstsein und so schöner Ironie.

Katie Freudenschuss macht eine Comedy ohne verkrampfte Gags. Und sie macht ein Kabarett ohne den Drang, schnell mal die Welt retten zu müssen mit ihren Geistesblitzen; ohne den Druck, das ganze Zeug kurz und knapp wegzufegen, was die Kanzlerin da die ganze Zeit in Berlin rumverbockt hat und was jetzt ratlos in der Jamaika-Karibik absäuft. Nix mit "Immer schon besser gewusst"...

Schnell in sämtliche Dialekte, Szenen und Milieus eingefunden

Sie bietet sich ihrem Nagolder Publikum an, wie das inzwischen Standard ist, aber überhaupt nicht aufdringlich. "Bis Hollywood ist es eh zu weit" heißt ihr Programm und beschäftigt sich nicht nur damit, "dem Alltag ein bisschen mehr Glamour zu verleihen".

Es geht schon auch um die selbstironische Frage, warum Katie Freudenschuss trotz all ihrer wirklich beachtlichen Talente noch kein Superstar ist – auf welcher Welle auch immer.

So schnell sie mit allerlei Freundlichkeiten beim Nagolder Publikum ist, so gut kommt doch auch zur Geltung, wie sie sich in Dialekte, Szenen und Milieus einfinden kann. Rheinländerin, die sie ist, oder in der hessischen Provinz zuhause, kennt sie sich doch auch im ebenso schnieken wie frivolen Hamburg aus, zwischen der Boutique am Alstersteg und dem nuttigen Stiefelladen an der Reeperbahn. Auch Wiener Strizzis kann sie mit wenig Aufwand sehr genau vorführen. Sie findet – über die süddeutsche und Nagolder Liebe zu Kreisverkehren – den Weg in den fürsorglichen Stau, wo alle das gleiche Ziel haben, wie wild den Warnblinker reinhauen und gleich einsam sind. Besser dahin, als zu den besorgten Brüllbürgern nach Dresden oder den gewaltbereiten Oléoléolé-Gesangskünstlern ins Stadion. Zur Not tut es auch die Ikea-Schlange.

Die kleinen Beobachtungen sind amüsant

Das Kokettieren mit der einsamen Single-Frau über 35 auf der weiblichen Seite wirkt vielleicht ein wenig zu selbstmitleidig.

Dabei sind die kleinen Szenen und Beobachtungen aus der Parfümerie oder dem Schuhladen höchst amüsant und aufschlussreich. Stark ist auch, wie sie die mutigen Menschen aus der ersten Reihe in ihre Spötteleien einbinden kann, ohne sich platt anzubiedern, sie dabei vorzuführen oder gar zu kränken.

Beim Improvisationstheater hat sie Anleihen gemacht und übernimmt sich vielleicht ein bisschen, wenn sie da alle zugerufenen Nagolder Stichworte im finalen Song unterbringen will.

Aber am Klavier, vor dem sie auf einem drolligen Pferdestuhl sitzt, ist sie allem gewachsen: "An Tagen wie diesem", "Smoke on the Water" und dann auch noch Leonard Cohens "Halleluja" so geschmeidig kombiniert – alle Achtung.

Die ganze Sympathie und den ganzen Beifall in der sehr gut besetzten Halle hatte sie sich verdient.