Rund 50 Akteure wirkten an der Hildegard-Aufführung mit. Eine Filmdokumentation erinnert an das Ereignis. Foto: Büchler Foto: Schwarzwälder-Bote

In den Krone-Lichtspielen hat der Ensemble-Film der Büchlers über das sommerliche Bürgertheater Premiere

Von Martin Bernklau

Nagold. Wie ein Familienfest war das. Und die Familie ist groß, die sich am dritten Adventssonntag im Nagolder Krone-Kino zur Matinee des Films traf, den Armin und Connie Büchler über das stadtgeschichtliche Sommerereignis "Hildegard" auf der Schlossruine gedreht und geschnitten haben. Freunde und Fans kamen dazu.

Fast alle der vielen Mitwirkenden an diesem Bürgertheater waren gekommen, allen voran auch Isolde Alber, die das Stück aus dem frühen Mittelalter über die Nagolder Königsgattin und Kaisermutter an der Seite Karls des Großen recherchiert, geschrieben und als eindrückliches Stationen-Theater rund um die Ruine Hohennagold inszeniert hat. Auch Rafael Hummel war da, der Jurist und Hauptdarsteller. Der älteste Sohn aus der Musiker-Familie steuerte auch noch die Filmmusik bei.

Für die Mitwirkenden war es ein großes Wiedersehen und eine teils geradezu überschwängliche Erinnerung an ein großes Theatererlebnis, in dem die Darsteller und Helfer wohl noch weit mehr zusammengewachsen sind als bei ihrem "Hofacker. Hofacker"-Projekt zur Landesgartenschau 2012.

Für die Zuschauer einer der Aufführungen war die Filmfassung eine Gelegenheit, all die liebevoll eingerichteten Details, die Perspektiven und den Gang der Geschichte noch einmal aus der Nähe wiederzuerleben oder ganz frisch in allen Einzelheiten wahrzunehmen.

Was Armin Büchler da bei all den Proben und den zwölf Aufführungen des Stücks so nah dran und doch so diskret an Material in Bild und Ton gesammelt hat, das macht diesen Film zu einer wertvollen Dokumentation für die Stadt. Ihm und seiner Frau Cornelia Hildebrand-Büchler, der in mehreren tragenden Rollen beteiligten Schauspielerin und Mit-Cutterin, ist sogar nicht weniger gelungen als ein Ensemble-Spielfilm der bildstarken und historisch sehr plausiblen Story um die alemannische Gattin des zur europäischen Gründergestalt aufstrebenden Frankenkönigs Karl aus dem Geschlecht der Agilofinger zu Nagaltuna. Karls Kaiserkrönung im Jahr 800 erlebte Hildegard nicht mehr, die nach der Geburt ihres neunten Kindes starb, noch jung.

Isolde Alber hatte die vielen historischen Hinweise aufgenommen, dass diese Ehe mehr war als ein dynastisches Machtspiel, nämlich eine mittelalterliche Liebesgeschichte. Die Perspektive der Frauen, auch die Schilderung der Lebensverhältnisse von einfachen Leuten machten den Stoff und seine Inszenierung zu etwas ganz Besonderem, ebenso historisch wie auf die Gegenwart bezogen.

Gut anderthalb Stunden geht dieser Film, der in keiner Minute an Längen hat. Selbst wo die Grenzen zum Professionellen offenbar werden – bei den Schnitten und Übergängen etwa, auch im Ton –, lässt sich doch merken, dass da schon fast richtig großes Kino hätte entstehen können, wenn denn die Mittel zur Verfügung gestanden hätten. Dieses offenkundige Wissen, wie’s geht, wie’s gehen könnte, ist schon für sich imponierend. Noch viel beeindruckender aber ist die Sensibilität, mit der die Büchlers die Aura dieses Theater-Projekts, das tief nachwirkende gemeinsame Erleben erfasst und verewigt haben.

Weitere Informationen: Der Film ist ab heute auch im Rathaus-Café erhältlich.