Bei der Eröffnung der Fahrradwerkstatt (oben) war die Freude aller Beteiligten groß. Zur Fahrrad-AG gehören nicht nur Ausfahrten, sondern auch das Üben von Fahrtechnik. Fotos: Fritsch/Rentschler Foto: Schwarzwälder-Bote

Die noch junge Fahrrad-AG der Zellerschule weiht neue Werkstatt in Katakomben der Nagolder Stadthalle ein

Von Sophie Rentschler

Nagold. Es ist nicht einfach nur eine AG an ihrer Schule. Es ist schon fast so etwas wie eine Passion. Schüler und Lehrer der Zellerschule haben eine Fahrrad-AG ins Leben gerufen, die nicht einfach nur aus Fahrradtouren besteht. Sogar über eine eigene Werkstatt darf sich die Gruppe inzwischen freuen.

Eine Treppe führt hinunter in den Keller der Stadthalle von Nagold. Dort ist seit kurzem die nagelneue Fahrradwerkstatt der Zellerschule beheimatet. Noch sind alle Fahrräder ordentlich nebeneinander an den Wandvorrichtungen aufgereiht. Doch das wird sich bald ändern. Denn die neun Schüler der fünften und sechsten Klasse rutschen schon aufgeregt auf dem Boden hin und her. Lange werden sie nicht mehr still dasitzen können.

Der Spaß am Fahrradfahren führt die Kinder einmal in der Woche am Nachmittag in der Fahrrad-AG der Zellerschule "bike4you" zusammen. Insgesamt 19 Schüler kommen regelmäßig zu diesen Treffen, um gemeinsam Fahrradausflüge zu unternehmen. Thomas Jörlitschka, Anja Haselwander und Constanze Wilm leiten die Fahrrad-AG und begleiten die Schüler auf ihren Ausflügen. Aber nicht nur Fahrradfahren an sich, sondern auch Wartung und Reparatur, bestimmte Fahrtechniken, das richtige Verhalten im Straßenverkehr und der Umgang mit der Natur sollen den Schülern bei den Unternehmungen vermittelt werden.

Jedes Fahrrad hat seine eigene Nummer

Die AG wurde 2014 ins Leben gerufen, nachdem die Radtour der siebten Klasse von Nagold an den Bodensee 2013 viel Zuspruch und Begeisterung für das Fahrradfahren hervorgerufen hatte. Mit alten Fahrrädern vom Recyclinghof nahm die Fahrrad-AG ihren Lauf. Heute ist die Zellerschule in Besitz von elf Mountainbikes des gleichen Bautyps. Mit der Gleichheit der Räder wolle man Zusammengehörigkeit, Chancengleichheit und Gleichberechtigung zwischen den Kindern herstellen, so Thomas Jörlitschka, Schulsozialarbeiter der Zellerschule. Vier der Mountainbikes wurden von der Zellerschule und deren Förderverein selbst finanziert. Die restlichen Fahrräder wurden mit Hilfe von zahlreichen Sponsoren und Unterstützern angeschafft. Jedes Fahrrad trägt eine Nummer. So erkennen die Schüler das Fahrrad wieder, das sie beim letzten Mal gefahren sind und müssen die Sattelhöhe nicht vor jeder Fahrt neu einstellen.

Wegen schlechten Wetters verzichtete die Fahrrad-AG im vergangenen Jahr an nur drei Nachmittagen auf einen Ausflug und absolvierte stattdessen Erste-Hilfe-Kurse und sah sich Filme zum Thema Fahrtechnik an.

Vor Begeisterung leuchtende Augen, strahlende Kinder und jede Menge Spaß: Das war der Anblick, der sich bot, als die Schüler jetzt bei der Einweihung ihrer neuen Fahrradwerkstatt den aufgebauten Parcours meisterten. Geschickt schlängelten sie sich durch den Slalomparcours und überquerten mit hoher Geschwindigkeit große und kleine Wippen. Alles kein Problem für die geübten Schüler der Fahrrad-AG.

Doch selbst der sicherste Fahrer stürzt irgendwann einmal. Alle Mitglieder der AG einschließlich der drei Leiter fahren deshalb ausschließlich mit Helm. Wer bei privaten Fahrten ohne Helm erwischt wird, darf nicht mehr in der AG mitfahren. Es sei zwar noch nicht Pflicht, mit Helm zu fahren, doch die AG wolle ganz bewusst ein Sicherheitsbewusstsein bei den Schülern entwickeln, so Jörlitschka.

Dieser Botschaft schlossen sich am Nachmittag der Einweihung alle Sponsoren an und testeten die Mountainbikes selbst im Parcours – natürlich mit Helm.

Sport und Unterhaltung und das Gefühl, sich auch einmal den Berg hochquälen zu müssen, sich danach aber gut zu fühlen, darauf kommt es den drei Leitern der AG an. "Auch wir müssen uns die Berge hochquälen", meint Constanze Wilm. Die Kinder sähen dadurch, dass nicht nur sie sich anstrengen müssten, um etwas zu erreichen, so ihre Ansicht.

Mit großen Zielen für die Zukunft weihte die Fahrrad-AG ihre neuen Räumlichkeiten ein: Thomas Jörlitschka träumt von einer "kleinen Alpenüberquerung" mit seinen jungen Mitstreitern. Man müsse schließlich Ziele haben, meint er. Und in allzu weiter Ferne scheint dieses Ziel gar nicht zu liegen. Ab und zu drehe sich schon einmal ein älteres Ehepaar begeistert um und bestaune den "Familienausflug", wenn rund zehn Schüler eine Radtour mit Anja Haselwander und Thomas Jörlitschka unternehmen. Das muss wohl schon harmonisch aussehen.