Groß war das Interesse der Hochdorfer Bevölkerung beim Festakt zum Spatenstich des Neubaugebiets "Reesengarten". Foto: Kunert

Erschließungsarbeiten des Neubaugebiets in Hochdorf haben begonnen.

Nagold-Hochdorf - Da herrschte fast schon Volksfest-Atmosphäre in der Ortsmitte von Hochdorf: beim beinahe schon "erlösenden" ersten Spatenstich für das Neubaugebiet "Reesengarten" mitten in der "Herzkammer des Ortes", wie OB Großmann es nannte.

Tatsächlich biegen damit jahre-, wenn nicht gar jahrzehntelange Planungen für den Nagolder Ortsteil endlich auf die Zielgerade ein. Der zeitgleich in Angriff zu nehmende Vollausbau der angrenzenden Mühlen- und Steinstraße stünde beispielsweise schon seit den 1990er Jahren ganz oben auf der Wunschliste des Hochdorfer Ortschaftsrates, so Ortsvorsteher Bruno Schmid am Rande des bunten Festakts.

Aber das lange Warten und der immens große Planungsaufwand habe sich andererseits auch gelohnt, schließlich gehe jetzt der "ganz große Wurf" für Hochdorf seiner Realisierung entgegen. Ein "epochales Bauvorhaben" nannte Schmid dann auch in seiner kurzen Festrede die nun begonnene Gesamtmaßnahme, die wohl in ihrer Dimension einmalig sein dürfte für ganz Baden-Württemberg. Schließlich bekäme Hochdorf einen komplett neuen Ortskern mit allem Drum und Dran. Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann stapelte da fast ein bisschen tief, als er in seinem Grußwort von der aktuell "nur" größten Tiefbaumaßnahme der Gesamtstadt sprach.

Allerdings: Gestartet sind jetzt tatsächlich erst einmal nur die Erschließungsmaßnahmen für das neue Baugebiet sowie der Straßen-Vollausbau der erwähnten Mühlen- und Steinstraße. In letzteren werden neben der Straße und den Gehwegen auch die komplette Kanalisation und Wasserversorgung erneuert. Außerdem werden Straßenbeleuchtung, Strom- und Gasversorgung und die Breitbandverkabelung auf den neuesten Stand gebracht.

Verhandlungen gestalten sich schwierig

Genau dieses Projekt ließ sich optimal mit der Erschließung des Reesengartens verbinden – der gewaltigen Baulücke mitten im Zentrum von Hochdorf, wo bereits vor über eineinhalb Jahren die Altbebauung den Abrissbaggern weichen musste und seitdem eine riesige Baulücke und Brache wie eine offene Wunde auf eine neue Nutzung wartete. Wie schwierig die Planungen und vor allem die notwendigen Grundstücksverhandlungen mit den Alteigentümern der dortigen Liegenschaften waren, darauf wiesen Ortsvorsteher und OB jeweils eindringlich hin. Wobei OB Großmann erklärte, dass es absolut legitim gewesen sei, dass die Alteigentümer so nachdrücklich für ihre Interessen eingetreten seien. Aber er sei auch froh, dass sich letztlich bei allen die Erkenntnis durchgesetzt habe, dass man hier Eigeninteressen gegen das Wohl von ganz Hochdorf zurückzustellen hatte.

Was jetzt parallel zu den Erschließungs- und Straßenbauarbeiten – die bis Anfang 2018 abgeschlossenen sein sollen – erfolgen müsse, sei die Detailplanung der künftigen Hochbebauung. Und die Planungsreife der nächsten notwendigen Bebauungspläne. So sprach OB Großmann davon, dass man sich in den Gremien jetzt auch Gedanken über einen neuen, zentralen Platz für Hochdorf als Treffpunkt der Bürger machen müsste. Auch die Art der (Wohn-)Bebauung – neben vor allem Einfamilienhäusern sollen im Reesengarten auch Mehrfamilienhäuser und Wohnungen für altersgerechtes Wohnen sowie Immobilien zur Gewerbenutzung entstehen – müsse nun in der Detailplanung exakt festgelegt werden.

Geschwindigkeit soll reduziert werden

Sonderapplaus von den vielen anwesenden Hochdorfern gab es beim Festakt für Großmann, als er auch eine Neuplanung von Maßnahmen zur Geschwindigkeitsreduzierung des Durchgangsverkehrs für Hochdorf versprach – von dessen Belastungen sich die Festgemeinde während des Festakts direkt ein Bild machen konnte: Vor allem der durchfahrende Schwerlastverkehr sorgte für eine ständig störende Geräuschkulisse.

Gegen die kamen an diesem Vormittag allein die derzeit 61 Kinder der Hochdorfer Grundschule an, die mit einem selbstgedichteten "Hochdorfer Baustellen-Lied" ihrer Freude über den Entwicklungs-Schub für ihren Heimatort Ausdruck verliehen. Wobei die Schulkinder als Anlieger der künftigen Großbaustelle sicher auch Betroffene durch die Baubelastungen sein werden. Aber jetzt feierten sie erstmal ausgiebig die Ankunft der Bagger, Kräne, Planierraupen und Kipplaster mit Frei-Limo und Schorle für alle – und einer Armada lustiger bunter Luftballons, die sie an diesem bisher wärmsten Tag des Jahres in die knallheiße Hochdorfer Sommerluft entlassen durften.

Das Neubaugebiet Reesengarten ist für circa 20 Wohnhausneubauvorhaben gedacht. Die jetzt begonnenen Erschließungsarbeiten (inklusive Vollausbau Stein- und Mühlenstraße) werden 1,7 Millionen Euro kosten, wobei 9800 Kubikmeter Erde bewegt werden müssen, 950 Meter Kanalrohre verlegt werden müssen sowie 650 Meter Wasserleitungen und 2000 Meter Leerrohre (für künftige Infrastrukturleitungen). 25 neue Straßenleuchten werden aufgestellt, 4200 Quadratmeter Straßenflächen angelegt oder erneuert und 800 Quadratmeter Gehwegflächen sowie 1800 Meter Randeinfassungen.

Das planende Ingenieurbüro ist Gauss & Lörcher aus Rottenburg, die bauausführende Firma ist das Unternehmen Strohäcker aus Jettingen.