H&M kommt direkt ans Waldach-Ufer. Foto: Fritsch

Mit Neubau-Projekt "Anker" setzt man sich als Standort gegen Freudenstadt, Horb und Herrenberg durch.

Nagold/Freudenstadt - Hinter vorgehaltener Hand hat es in der Stadt längst die Runde gemacht: "H&M" – ausgeschrieben: Hennes & Mauritz – kommt nach Nagold. Und wie: über 1700 Quadratmeter Verkaufsfläche auf drei Etagen in allerfeinster Lage – im Neubauprojekt "Anker" direkt am Waldach-Ufer.

"Alle Verträge sind unterzeichnet, die Tinte ist trocken", freut sich der Freudenstädter Projektentwickler Orhan Tiryaki, der "gemeinsam mit einer Gruppe Nagolder Bürger" dieses nächste große Bauvorhaben in der Stadt stemmen wird. "Der Anker": Das werden auf exakt 1838 Quadratmetern Grundstück eigentlich drei separate Gebäude sein, die aber miteinander verbunden sein werden – alle zusammen mit einem gemeinsamen ersten Untergeschoss, Gebäude 1 und 2 auch über ein gemeinsames Parterre-Geschoss, Gebäude 2 und 3 mit einem Atrium-artigen Garten dazwischen.

"Die Bauweise wird insgesamt von der Stadt her offen und durchlässig sein", erläutert Planer Tiryaki, der in Nagold kein Unbekannter ist: auch das "Fielmann-Gebäude" in der Turmstraße zum Beispiel oder das "Ibis Styles"-Hotel tragen gestalterisch seine Handschrift. Besondere Herausforderung diesmal: "Der Anker" wird in Teilen auch noch ein zweites Untergeschoss erhalten – für die Unterbringung der Haustechnik. Was schon eine echte Herausforderung darstellen werde – so nah am Waldach-Ufer. "Das ist wirklich anspruchsvolles Bauen."

Wobei es sich die Bauherren auch sonst mit dem "Anker" nicht wirklich leicht machen: Die Fassade des gesamten Baukörpers wird mit einem sehr hochwertigen Schmuck-Klinker ausgemauert werden, ungewöhnlich für die Region – aber ein echter Hingucker. Die letzte Farbgestaltung sei zwar noch offen, irgendetwas "in Richtung rötlich-braun", aber wer sich mit Klinker auskennt: Alle später einmal verbauten Klinker-Steine müssen, damit sie perfekt zueinander passen, aus einem einzigen gemeinsamen Brand kommen. "Wir" – die Bauherren – "haben uns das beim Lieferanten schon genau angeschaut, damit da später auch wirklich alles perfekt stimmt."

"Der Anker" soll halt schon was ganz Besonderes werden, denn: "Wir lieben es, mit unseren Bauten Preise zu gewinnen", sagt Projektentwickler Tiryaki sehr selbstbewusst. Mit einigen, bereits realisierten Projekten sei das auch schon gelungen. Und auch "Der Anker" könnte ein Anwärter darauf werden, künftige Preis für sich einheimsen zu können. Ganz sicher spiele die gewählte, außergewöhnlich hochwertige Architektur und Gestaltung aber eine entscheidende Rolle dabei, den künftigen Hauptmieter – eben "H&M" – hierher nach Nagold gelockt zu haben, denn dieser Standort habe sich in einem internen Ranking gegen ebenfalls zur Diskussion stehende Ansiedlungen in Herrenberg, Horb oder auch Freudenstadt durchsetzen können.

Genau 1730 Quadratmeter wird "H&M" künftig im "Anker" belegen – wie gesagt, auf insgesamt drei Etagen, "die alle durch Rolltreppen zugänglich sein werden". Untergeschoss und Erdgeschoss werden dabei im Gebäude 1 und 2 genutzt, das dritte Geschoss nur zum ZOB hin im ersten Gebäude. Die weitere Nutzung der drei Gebäude sieht 305 Quadratmeter Büroflächen vor sowie weitere 1600 Quadratmeter für Wohnungen, aufgeteilt in 15 Wohneinheiten "vom kleinen Apartment bis zur Luxus-Penthouse-Wohnung" mit Blick auf die Waldach und Burg. Außerdem gibt es für die künftigen Bewohner 21 Tiefgaragenplätze im hinteren Bereich des ersten Untergeschosses.

Auf rund 15 Millionen Euro Gesamtvolumen werde sich das Investment am Ende belaufen, rechnet Projektentwickler Tiryaki. Eine eigene Gesellschaft dafür wurde bereits gegründet, die "Anker Projekt GmbH & Co. KG" mit Sitz in Freudenstadt.

Wann Baubeginn sein wird, ist allerdings noch offen – entsprechend auch der Fertigstellungstermin. Der Bauantrag sei zwar schon Ende letzten Jahres gestellt worden, aber die Verhandlungen mit der Stadt und der LBBW seien "zäh" gewesen und hätten sich "lange hingezogen" – der Projektbeginn datiere immerhin zurück bis ins Jahr 2013. Eine "Kröte", die die Bauherren in dieser Zeit zu schlucken hatten: "Aus unserer Sicht hätte das Gebäude 1 genau an dieser Stelle gut eine sechste Etage verkraften können." So aber wird Gebäude 1 nach den Wünschen der Stadt nur fünf (Hoch-)Geschosse erhalten, die beiden anderen Gebäude je vier (plus den Tief-Geschossen).

Aktuell warte man jetzt auf die Freigabe des eigens modifizierten Bebauungsplans und die dann folgende Baugenehmigung, parallel arbeite man aber auch bereits an den Ausschreibungen. Wenn alles gut laufe, könne man noch dieses Jahr mit dem Bau beginnen, sonst im ersten Quartal 2017. Hoffnung sei, nach 16 bis 18 Monaten Bauzeit "Mitte 2018" die Mieter einziehen zu lassen.

Info: H&M

Hennes & Mauritz, H&M, ist ein schwedisches Textilhandelsunternehmen mit Sitz in Stockholm. Es wurde 1948 gegründet und hat heute weltweit etwa 132 000 Beschäftigte in 69 Ländern. Im Jahr 2014 erwirtschaftete es einen Umsatz von knapp 20 Milliarden Euro. Etwa ein Viertel des Umsatzes wird in Deutschland umgesetzt, womit Deutschland als wichtigster Markt des Unternehmens gilt. Die erste deutsche Filiale eröffnete 1980 in Hamburg. Im Oktober 2007 wurde die Rechtsform der deutschen Gesellschaft von der GmbH zur H&M Hennes & Mauritz B.V. & Co. KG vollzogen. Hatte H&M im Jahr 2009 noch 362 Niederlassungen in Deutschland, waren es 2014 bereits 440. Die Zahl der Beschäftigten lag 2014 in Deutschland bei knapp über 14 000.