Der Platanenkubus Foto: Kaufmann

Markanter Bau aus der Zeit der Landesgartenschau erregt viel Aufmerksamkeit auch bei Chinesen.

Nagold - Forscher ziehen ihn als Referenzobjekt für Studien heran, TV-Kamerateams filmen ihn für Dokumentationen, sein Ruf dringt bis China und Amerika, er ist der erste seiner Art. Was macht diesen Nagolder Platanenkubus nur so populär?

Der Platanenkubus ist ein Relikt aus den Tagen der Landesgartenschau. Nach ihrem Ende sind auch die Besucherströme abgebrochen. Der architektonisch extravagante Bau in Gestalt eines Kubus mit einer Kantenlänge von jeweils zehn Metern, ist zwar ein Blickfang, doch das Gebiet um ihn lag lange brach. Randalierer brachen Äste ab, fügten den zarten Platanenstämmen Schnitzer zu und warfen Flaschen von der Aussichtsplattformen.

Seither ist der Kubus von einem Zaun umgeben. Für jedermann ist der Platanenkubus nicht mehr zugänglich, es sei denn, man nimmt an einer geführten Tour teil. Bis die Wohnbauprojekte in nächster Umgebung realisiert sind, wird sich daran auch nicht viel ändern.

Dazu kommen die Rückschläge: Im kalten Winter 2011 sind viele junge Platanen erfroren und Anfang 2015 wegen der nicht richtig funktionierenden Bewässerungsanlage sprichwörtlich ersoffen. Wieder musste eine Spezialfirma Hunderte neue Pflanzen in die Kübel setzen.

Und trotz all dem rückt der Platanenkubus immer wieder ins Rampenlicht von Medien und Fachkreisen – aber vor allem außerhalb Nagolds. "Erst kürzlich war Arte für eine Dokumentation hier", sagt Professor Ferdinand Ludwig, der das Projekt wissenschaftlich betreut. Auch im SWR war der Kubus schon zu sehen, auf Youtube hat ein Video vom Kubus Tausende Klicks. Ludwig berichtet weiter von amerikanischen Bloggern und Schulklassen, die auf ihrem Deutschlandbesuch eigens einen Abstecher nach Nagold machen.

"Es ist wie mit einem neuen Auto", so beginnt er seinen Vergleich, "das steht auch nicht gleich auf dem Fließband". Die Rückschläge erklärt er mit dem "experimentellen Charakter" dieses Pilotprojekts, das es so vorher nicht gegeben habe. "Wir mussten alles neu entwickeln", erklärt Ludwig.

Der Platanenkubus solle ein Beispiel sein, wie man mit Pflanzen Architektur gestalten könne. "Die Bäume sollen zusammenwachsen, aus Hunderten soll einer werden." International bekomme dieses Experiment "viel Aufmerksamkeit", weil es das erste und lange Zeit das einzige seiner Art ist.

Der Nagolder Platanenkubus wird als Modell gesehen, triste Bauten auf pfiffige Art grüner zu machen. So soll nach dem Vorbild des Kubus ein Parkhaus in München nach begrünt werden.

Dennoch: Hintergedanke in Nagold ist, die Stahlkonstruktion abzubauen, sobald die Stämme tragfähig sind – und davon ist das Experiment noch weit entfernt. "Im Moment haben die Stämme einen Durchmesser von etwa fünf Zentimetern", sagt Ludwig. 20 müssten es werden. "Ab 2030 reden wir noch mal über den Abbau des Gerüsts", blickt er voraus.

Die Rückschläge waren im Hinblick auf das Projektende nicht gerade hilfreich. "Aber Dazulernen gehört bei einem Experiment eben dazu", betont Ludwig, der auch Lösungen für Probleme entwickelt, die bei diesem Feldversuch nicht immer vorhersehbar sind. Dabei geht es oft nur um Details, die jedoch eine große Wirkung entfalten können. Nach dem kalten Winter 2011 wurden die Kübel mit Matten gedämmt. Und: "Wir haben nicht mehr Bäume aus dem Gewächshaus gepflanzt, sondern Platanen aus einer Baumschule", erzählt er.

"Nach dem letzten Winter haben wir aktuell eine Überlebensquote von nahezu Hundert Prozent", freut er sich.

Zuletzt wurden die Kübel umhüllt mit weißem Kunststoffmaterial, damit sich der Inhalt nicht zu stark aufheizt und die Erde austrocknet. Außerdem sorgen eigens angebrachte Wannen unter den Kübeln dafür, dass die darunter wachsenden Pflanzen nicht mehr zu viel Wasser bekommen.

"Wir sind aktuell auf einem guten Stand. Alle Äste treiben und die Rinde ist grün." Ludwig geht davon aus, dass der Aufwand für die Pflege in den nächsten Jahren zurückgeht, weil die Pflanzen widerstandsfähiger werden und sich die Fehler aus der Anfangszeit nicht wiederholen.

Für den Platanenkubus stehen auf Beschluss des Gemeinderats bis 2020 finanzielle Mittel zur Verfügung.

Die Kosten

Der Bau des Platanenkubus im Jahr 2012, inklusive Gerüst und Pflanzen, hat rund 320 .000 Euro gekostet. Die Stadt Nagold investiert seither jedes Jahr etwa 12. 000 bis 15. 000 Euro für seine Pflege. Beauftragt ist damit eine Spezialfirma, die alle zwei Wochen zum Beispiel Pflanzen zurechtschneidet, Dünger ausbringt und Unkraut jätet.