Spannend, so eine Vorleserunde. Die Plätze in der Kindertagesstätte im Riedbrunnen sind begehrt. Foto: Fritsch

Situationsbericht der Kitas 2014. 135 Plätze für Kleinkinder. Erzieher für Ganztagsangebote schwer zu finden.

Nagold - Eltern mit kleinen Kindern können sich entspannt zurücklehnen: Ein Platz in Nagolds Krippen und Kindergärten ist dem Nachwuchs sicher. Bedarf besteht dagegen weiter beim Ausbau von Ganztagsangeboten – die dafür nötigen Erzieher sind aber immer schwerer zu bekommen.

Der Situationsbericht der Kitas, den die Stadt dem Kulturausschuss diese Woche vorstellte, zeigt eines deutlich: Bei den Betreuungsangeboten für Kleinkinder hat sich im vergangenen Jahr so einiges getan. Auch, weil seit August 2013 jedes Kind ab dem ersten Lebensjahr einen gesetzlichen Anspruch auf einen Betreuungsplatz hat. Allein im vergangenen Jahr sind 60 neue Kita-Plätze geschaffen worden – 40 davon durch zwei Neueröffnungen. Vor rund einem Jahr öffnete die Kindertagesstätte Riedbrunnen, im Herbst die Kita Emmingen ihre Pforten. Beide sind bereits voll belegt und haben das Ganztagsangebot der Stadt aufgestockt. "Wir gehen davon aus, dass der Bedarf soweit gedeckt ist", stellte Sachgebietsleitern Ute Koch zufrieden fest.

Insgesamt bietet die Stadt zusammen mit den Kirchen 135 Krippen-Plätze, darunter 35 mit Ganztagesbetreuung. Tendenz steigend. "Der Wunsch nach Ganztagsangeboten nimmt stetig zu", weiß Kulturamtsleiterin Dorothee Must. Noch sei es der Stadt aber immer möglich gewesen, diese Anfragen zu erfüllen, sagt sie. Am beliebtesten seien noch immer die "VÖ-Plätze" (Verlängerte Öffnungszeiten) mit einer Betreuungszeit von sechs Stunden, so die Kulturamtsleiterin.

Dass die Kalkulationen aufgehen, ist aber immer auch ein Glücksspiel. Gerade die Bedarfsplanung für die Kleinkinder ist für die Stadt risikobehaftet. FDP-Gemeinderat Ulrich Mansfeld verwies in dem Zusammenhang auf die Kita Pfrondorf, die die Stadt mit einem zusätzlichen Anbau bestückte. In dem Kindergartenbezirk kalkulierte die Stadt mit deutlich höheren Geburtenzahlen und baute das Angebot folglich aus – doch die Kinder kamen nicht, die Kita sei nun nicht so gut ausgelastet. Auch durch Wegzüge bleibe die Bedarfsplanung immer "ein Blick in die Kristallkugel", so Dorothee Must. Der Spagat zwischen genügend Betreuungsangeboten zu schaffen aber ohne städtische Gelder zu verschwenden, ist nicht einfach. "Wir haben aber das Glück, bedarfsgerecht und flexibel im Bereich der Kleinkindbetreuung reagieren zu können", so Ute Koch.

Einfacher ist die Situation bei den Planungen der Kindergärten. "Da können wir zum Glück schon drei Jahre vorausschauen", sagt Kulturamtsleiterin Must. Derzeit kann Nagold zusammen mit den Stadtteilen mit insgesamt 775 Kindergartenplätzen aufwarten. Und: Alle angemeldeten Kinder bekommen auch einen Platz. Auch, weil die Kinderzahlen erwartungsgemäß sinken – zwar nicht drastisch, aber kontinuierlich. Derzeit zählt die Gruppe der Drei- bis Sechsjährigen 777 Kinder, für das Kindergarten-Jahr 2014/15 wird die Gruppe auf 734, im darauffolgenden Jahr auf 712 Kinder sinken. Dabei verteilen sich die Geburtenzahlen ganz unterschiedlich auf die Kita-Bezirke: Während auf dem Lemberg und in der Kernstadt die Kinder munter auf dem Vormarsch sind, haben die Stadtteile Schietingen und Mindersbach rücklaufende Zahlen zu verbuchen.

Da aber auch im Kindergartenbereich die Ganztagesbetreuung stark nachgefragt wird, muss die Stadt dennoch den Personalbestand aufstocken. "In den vergangenen fünf Jahren hat sich die Zahl der Erzieher verdoppelt", sagt Dorothee Must. Durch ganztägige Betreuungsformen und dem Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz sei ein regelrechter Wettbewerb um Erzieher entbrannt. Dieser Fachkräftemangel ist besonders im ländlichen Raum zu spüren. Auch wenn die Stadt die Stellen immer noch rechtzeitig besetzen konnte – die Suche gestaltet sich zunehmend schwierig, heißt es aus dem Kulturamt.