Alles wieder auf Null: Für den Bereich Uferstraße wird das Bebauungsplanverfahren neu gestartet. Foto: Fritsch

Bebauungsplan für den Bereich Uferstraße/Waldachufer wird aufgehoben. Stadt plant jetzt neu.

Nagold - Vielleicht war es der Überschwang im Hochgefühl der Landesgartenschau? Wie dem auch sei: Nagolds Gemeinderat rudert wieder zurück. Der Bebauungsplan für das Gebiet Uferstraße/Waldachufer West wird aufgehoben. Pläne, den Bereich als Grünfläche zu gestalten, werden ad acta gelegt.

Mehr Grün in der Stadt, wer will das nicht. Besonders nach einer so erfolgreichen Landesgartenschau, wie sie Nagold erlebt hat. Solche und ähnliche Gedankengänge mögen es gewesen sein, die den Nagolder Gemeinderat im Sommer 2012 dazu bewogen hatten, für den Bereich Uferstraße/Waldachufer einen neuen Bebauungsplan aufzustellen. Als Grundlage diente damals ein Freiflächenkonzept von Gartenschauplaner Stefan Fromm. Der sah dort, wo derzeit mehrere Häuser stehen, nur noch eine zum Stadtpark passende Grünanlage mitsamt Uferweg vor.

Proteste, Diskussionen, Leserbriefe – die geplante Bebauungsplanänderung zeigte schnell Wirkung. Doch es blieb dabei: Und so gilt noch heute das festgelegte städtische Entwicklungsziel, dass die Häuser eines Tages einem Grünbereich weichen sollten.

Die Zeiten ändern sich, und Nagolds Gemeinderat, aber offensichtlich auch die Stadtverwaltung, sehen mittlerweile mit anderen Augen auf das Areal. Dazu trugen nicht zuletzt auch die Planungen der Architekten für das am anderen Waldachufer liegende Anker-Areal bei. Unisono empfahlen die Büros für den Bereich der Uferstraße nämlich eine Bebauung. Und so kommt es, dass sich das Gremium nun erneut mit dem Gebiet beschäftigen muss.

Zahlreiche Zuhörer waren in die jüngste Sitzung des Nagolder Gemeinderats gekommen – darunter auch Anlieger und Nachbarn. Und bei allem Disput und der regen Debatte, die im Gremium geführt wurde, schälte sich schnell Übereinstimmung in einem Punkt heraus: Einstimmig beschlossen die Stadträte, den alten Bebauungsplan aufzuheben. Die Folge: In den nächsten Monaten entsteht nun ein neuer Bebauungsplan.

Dieser wird voraussichtlich ganz anders aussehen, wie der erst vor zwei Jahren favorisierte Grün-Plan. Statt des Grünzugs zwischen Waldachpassage und Wachsender Kirche soll nun doch eine Bebauung möglich sein. In welcher Form, in welcher Größe und vor allem in welcher Geschossigkeit, das soll im Rahmen des neuen Bebauungsplanverfahrens in den nächsten Monaten geklärt werden.

Nagolds oberster Stadtplaner Ralf Fuhrländer war in der Sitzung bemüht, den nicht gerade unkomplizierten Sachverhalt zu beleuchten. Zur Ist-Situation: Vier Eigentümer sind von den Planänderungen betroffen. Der Stadt Nagold gehört die kleine Wiese direkt an der Freudenstädter Straße, dann folgen die Gebäude und Grundstücke von drei privaten Eigentümern. Diese verfolgen unterschiedliche Ziele: Ein Eigentümer möchte die einstige Werkstatt in Wohnraum umwandeln, der Nachbar möchte einen Neubau mit seniorengerechten Wohnungen erstellen und der dritte Hausbesitzer sieht keinen Anlass für Veränderungen.

Fuhrländer ging auch auf das für die Anwohner wichtige Thema Bestandsschutz ein: Denn wie bereits heute genießen die Hausbesitzer auch bei einem neuen Plan Bestandsschutz. Erst, wenn Veränderungen anstehen, für die es eine Baugenehmigung braucht, müssen diese den Vorgaben des Bebauungsplans entsprechen.

Für weitere Komplikationen sorgt unterdessen noch ein Landesgesetz. So informierte Fuhrländer, dass das neue Wasserhaushaltsgesetz entlang von Flüssen einen fünf Meter breiten Freiraum am Ufer vorschreibt, der nicht bebaut werden darf. Im Nagolder Gemeinderat stimmte man zuerst darüber ab, ob dieser Gewässerrandstreifen im Bebauungsplan als öffentliche Fläche eingeplant werden soll. Dafür gab es eine deutliche Ablehnung. Beim Antrag, diese Flächen als privaten Freiraum festzulegen, kam es aber auch zu keiner Mehrheit. Sechs zu sechs endete diese Abstimmung, die meisten Räte hatten sich dabei der Stimme enthalten.

Auch ein Antrag der Grünen-Fraktion, nur für das avisierte Neubauprojekt einen Bebauungsplan zu erstellen fand keine Mehrheit.

Nagolds Stadtverwaltung hat damit den Auftrag bekommen, den alten Bebauungsplan aufzuheben, und einen neuen Bebauungsplan vorzubereiten. Zudem will man mit den Anliegern das Gespräch suchen. Für den Januar soll es laut OB Großmann einen Terminvorschlag für ein Treffen geben.