Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Situationsbericht zeugt vom beeindruckenden Engagement der Mitglieder und zahlreicher anderer Gruppen

Von Heiko Hofmann

Ruhig und unauffällig leisten sie unzählige Stunden ehrenamtlicher Arbeit: die Mitglieder des Arbeitskreises Asyl. Dem Kultur-, Umwelt- und Sozialausschuss legten sie einen aktuellen Situationsbericht vor.

Nagold. Der Schwerpunkt der Arbeit des Arbeitskreises Asyl liegt in Nagold klar in der Begleitung der Flüchtlinge, die im Haus Waldeck untergebracht sind. Helga Mühleisen hatte aktuelle Zahlen parat: 280 Plätze gibt es in dieser Unterkunft, 234 davon sind derzeit belegt. Darunter befinden sich 17 Familien mit 39 Kindern, wobei die meisten Familien aus Syrien stammen. Zwei Drittel der Bewohner der Flüchtlingsunterkunft sind männliche Einzelpersonen, die Hälfte von ihnen ist unter 25 Jahre alt. "Wir haben also etwa 100 junge Menschen im Alter zwischen zehn und 25 Jahren", erörterte Helga Mühleisen am Anfang ihrer     Ausführungen     die    Ist- Situation.

Bolzplatz mit Toren steht auf der Wunschliste

Als Mühleisen und ihr Arbeitskreis-Kollege Wolfgang Hübner am Ende ihres Berichts angekommen waren, da schloss sich der Kreis. Denn wieder ging Mühleisen auf die hohe Zahl junger Männer ein und unterstrich damit die Wünsche des Arbeitskreises: Seit der Fertigstellung des Neubaus am Haus Waldeck gebe es keine Fußballtore mehr. Wunsch Nummer eins ist also ein Bolzplatz mit Toren. Und noch eine weitere Freizeitaktivität würden Mühleisen und ihre Mitstreiter gerne verwirklichen: ein Beach-Volleyball-Feld. Für beide Projekte ist man bereits auf Sponsorensuche. Und auch Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann schloss eine Unterstützung nicht aus: "Das kriegen wir schon irgendwie hin." Auf eine vom Landkreis zugesagte feste Tischtennisplatte und einen Sandkasten wartet der Arbeitskreis zudem auch noch.

Eine ganze Reihe von Aufgaben bewältigt der Arbeitskreis Asyl ehrenamtlich rund um das Haus Waldeck. Die Palette reicht vom Spenden-Magazin bis zum Café Asyl. Generell freute sich Mühleisen über den Rückhalt des Arbeitskreises in der Nagolder Bevölkerung: "Wir können uns auf die Nagolder wirklich verlassen."

Begehrt ist im Haus Waldeck offensichtlich der Sprachunterricht. Acht ehrenamtliche Lehrer bieten täglich Sprachkurse im Gemeinschaftsraum der Unterkunft an. Hinzu kommen die offiziellen Sprachkurse bei der VHS, für die es im Haus Waldeck aber stets mehr Bewerber gibt. Und so kam Helga Mühleisen um einen kleinen Seitenhieb an gewisse Politiker nicht herum: "Bevor man sich Strafen überlegt für Menschen, die keine Kurse besuchen wollen, braucht man erst einmal mehr Kurse."

Hoch im Kurs stehen vor allem bei den jungen Flüchtlingen Fahrräder. Für die Radspenden gibt es mittlerweile eine Warteliste, auf der etwa 30 Bewohner stehen. "Fahrräder sind sehr wichtig. Das ist fast schon eine Therapie", betonte Mühleisen. Für die Räder verlangt man mittlerweile eine geringfügige Gebühr, auch damit sie sorgsam behandelt werden. Und bevor ein Fahrrad ausgegeben wird, setzt es ein Fachmann verkehrssicher in Stand – ein Punkt, der natürlich mit Kosten verbunden ist.

Auch Ärzte kommen ins Haus

Mühleisen und Hübner berichteten von zahlreichen Gruppen, Kirchen und Schulen, die sich mit Projekten im Haus Waldeck engagieren. Auch das Jugendhaus ist hier aktiv. Zum Team des Arbeitskreises gehören auch Ärzte, die in das Haus kommen.

Ein Sorgenkind ist die Integrationsklasse an der Lembergschule, weil die Schüler dort nur drei Stunden Unterricht am Tag hätten. Hier würde man sich weiteren Unterricht wünschen, gerne auch Schwimm- und Sportunterricht mit den anderen Schülern zusammen – ein Anliegen, das auch OB Großmann vorantreiben will.

Nach dem Bericht zeigten sich die Ausschussmitglieder tief beeindruckt von der ehrenamtlich geleisteten Arbeit. "Das ist ein schönes Beispiel eines überkonfessionell gelebten Miteinanders", freute sich Bernd Gorenflo (Grüne). "Da kann man gar nicht genug danken", meinte Helmut Blaich (FWV). Und Nagolds OB war überzeugt: "Dass das Thema Asyl in Nagold so rund und ruhig verläuft, hängt zu einem großen Teil mit der Arbeit des Arbeitskreises zusammen."