Steffen Bubeck, Maria Bubeck, Hans Wycisk und Andreas Esslinger (von links) stießen mit einem Trollinger mit Lemberger in der Nagolder Friedenskirche an. Foto: Priestersbach Foto: Schwarzwälder-Bote

Winzer und Theologe philosophieren in der evangelisch-methodistischen Kirche über den Wein in der Bibel

Von Uwe Priestersbach Nagold. Unter der Überschrift "Wein, ein Geschenk Gottes?" wurde im "Dialogforum unter den Linden" die Bedeutung des Weins aus biblischer Sicht beleuchtet – und mit einer Weinprobe auch sensorisch hinterfragt.

Allerdings sorgte ein Gewitterschauer dafür, dass die außergewöhnliche Veranstaltung von der Wachsenden Kirche in die evangelisch-methodistische Kirche verlegt werden musste. "Es hat so geschüttet, und wir wollen unseren Besuchern keine nassen Füße zumuten", meinte Hans Wycisk – Weinliebhaber und Moderator an diesem Abend. Mit auf dem Podium saßen der evangelische Pfarrer und Weinkenner Andreas Esslinger sowie das Winzerehepaar Steffen und Maria Bubeck aus Rotenberg.

"Wir wollen heute über ein Grundnahrungsmittel in Kombination mit der Bibel sprechen", erklärte Hans Wycisk den gut 50 Besuchern in der Friedenskirche. Dabei stand auch der "lebendige Weinberg" im Fokus, der zwischenzeitlich auch von Naturschützern oder Supermarktketten beachtet wird.

"Wir sind Wengerer", stellten sich Steffen und Maria Bubeck, deren Familienbetrieb zur Winzergenossenschaft "Collegium Wirtemberg" gehört – die auch den Nagolder Urschelherbst schon beliefert hat. "Unser Stammberg ist der Württemberg", so der Winzer, der zudem stolz darauf ist, dass das erfolgreiche "Collegium Wirtemberg" jüngst zur zweitbesten Genossenschaft im deutschsprachigen Raum gekürt wurde. Maria Bubeck, selbst Kirchengemeinderätin, fand es jetzt "total spannend, über den Wein und die Bibel zu reden".

Während seines Zivildienstes im Kloster Gnadenthal bei Limburg hatte Pfarrer Andreas Esslinger die "Besonderheit von Brot und Wein kennengelernt" – und sich seitdem zum Weinkenner entwickelt. Auf den Hinweis von Hans Wycisk, dass bereits im ersten Buch Mose die Rede davon ist, dass Noah vom Wein betrunken wurde, wies Andreas Esslinger darauf hin, dass dort auch stehe, dass Noah Wein angebaut habe. So wurde der Weinbau bereits vor rund 9000 Jahren im Vorderen Orient betrieben. Zudem machte der frühere Nagolder Pfarrer deutlich, dass die Abendmahlgeschichte erst mit Jesus begonnen habe. Mit Blick auf die Geschichte, als Jesus aus Wasser Wein machte, erklärte Andreas Esslinger, früher sei der beste Wein zu Beginn eines Festes kredenzt worden: "Den Fusel gab es erst, wenn alle Gäste betrunken waren".

Auf die Frage von Hans Wycisk, ob das Abendmahl mit echtem Wein gefeiert werde, erwiderte Maria Bubeck, dass in ihrer Gemeinde neben dem Wein auch Traubensaft gereicht wird. "Ist das bibelgerecht", wollte Hans Wycisk wissen, der sich beinahe nicht vorstellen kann, dass es kein echter Wein ist. Für Andreas Esslinger ist es indes "keine schlechte Entwicklung", wenn die Traube beim Abendmahl als vergorene und unvergorene Frucht gereicht wird – zumal man damit auch Menschen mit einem Alkoholproblem die Teilnahme am Abendmahl ermögliche. "Für mich ist es wichtig, dass es von der Frucht des Weinstocks kommt", betonte der evangelische Pfarrer, dem vor allem die biblische Aussage "Ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben" gefällt.

Bei dieser Gelegenheit wollte der Moderator auch wissen, ob man vom Weinbau leben kann. Wie die Winzer dazu anmerkten, brauchen viele Betriebe zwei Standbeine. Allerdings seien die Voraussetzungen in diesem Jahr enorm gut, auch wenn den Winzern ein neuer Schädling aus dem asiatischen Raum zu schaffen macht. "Ohne diese Mücke wären die Aussichten gigantisch", machte Steffen Bubeck deutlich, dass die Reifegrad bereits so weit vorne seien, wie schon seit 15 Jahren nicht mehr. Bei der anschließenden Weinprobe im Foyer der Friedenskirche konnten sich die Besucher selbst ein Bilder von der Qualität es Weines vom "Collegium Wirtemberg" machen.