Soziales: Ambulante Hospizgruppe zieht Bilanz

Von Daniel Faust

Nagold. Es war zwar die Jahreshauptversammlung der ambulanten Hospizgruppe Nagold, die sich um die ambulante Sterbebegleitung in und rund um Nagold kümmert, aber das Thema "Stationäres Hospiz", das ja eigentlich von einem anderen Verein vorangetrieben wird, beherrschte das Treffen. So freute sich die wiedergewählte erste Vorsitzende Monika Wehrstein sehr darauf, dass es einen Ort für das Sterben in der Stadt geben werde. Neu neben ihr im Vorstand ist für drei Jahre Martin Miller, andere Vorstandsmitglieder wechselten lediglich den Posten.

"Ich wünsche mir nichts sehnlicher als ein stationäres Hospiz in unserer Stadt", sagte Wehrstein mit Blick auf die Arbeit des befreundeten Vereins "Stationäres Hospiz im Raum Nagold" und dem Okay von Bischof Gebhard Fürst für den Abriss des Gemeindezentrums St. Michael und den geplanten Bau des Hospizes dort. "Ich freue mich auf den Tag, an dem ich dort über die Schwelle gehen kann", so Wehrstein, die nicht nur bei der Regionalgruppe Nagold die Vorsitzende ist, sondern auch den Dachverband IGSL (Internationale Gesellschaft für Sterbebegleitung und Lebensbeistand) führt. Es könne nicht sein, dass die Verwandten die Sterbenden ins Krankenhaus einliefern. Ein Krankenhaus sei kein Hospiz. "Wir brauchen deshalb ein Haus, sonst ist es für alle eine Tortur", sagte die Vorsitzende. Grund genug für die Gruppe, die im Herbst ihr 25-jähriges Bestehen feierte, einen Teil des Erlöses aus der Veranstaltung im Kubus an den anderen Verein zu spenden, wie Schatzmeisterin Ingrid Krauß erläuterte. "Die Veranstaltung hat sich für uns gelohnt", erzählte sie. Knapp 36 000 Euro konnte die Kassenverantwortliche an Spenden für das Jahr 2015 verbuchen.

Aktuell habe der Verein 101 Mitglieder, 24 davon im aktiven Hospizdienst, erläuterte Martin Miller. 28 Sterbebegleitungen und fünf Trauerbegleitungen wurden durchlaufen, insgesamt 2694 Kilometer zurückgelegt, etliche Ehrenamtsstunden in die Arbeit gesteckt. Dazu kämen noch Stunden für Weiterbildung und Beratung. 118 Beratungen habe der Verein für Patientenverfügung abgeleistet. Manche Begleitungen hätten nur wenige Tage gedauert, andere bis zu drei Monate.

"Zweimal hat bei uns die Polizei angerufen. Einmal ging es um einen Suizid, ein anderes Mal um einen tödlichen Unfall", erzählte Monika Wehrstein einen halbwegs konkreten Fall aus der Praxis. Konkret ist aber bei der Arbeit das Stichwort. Es wird nie konkret. "Unsere große Leistung ist die Verschwiegenheit. Wir kommen zwar in die Haushalte, aber es dringt nichts nach außen."

Das Formelle dauerte nicht lange: Monika Wehrstein wurde im Amt für drei Jahre bestätigt. Ingrid Krauß führt weiterhin die Kasse. Außerdem bleibt Walter Bothner Beisitzer. Neu im Amt ist Karin Hinderjock (Schriftführung), die das Amt von Jutta Kristandl übernimmt. Neuer Stellvertretender Vorsitzender ist Martin Miller. Er übernimmt das Amt von Elvira Bindrich, die nun Beisitzerin ist.