Beim gemeinsamen Gruppenfoto herrschte wieder große Einigkeit – im Vordergrund von links: MdL Thomas Blenke (CDU), Daniel Steinrode, MdB Saskia Esken (SPD), Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann und Innenminister Reinhold Gall. Rechts Kreisbandmeister Hans-Georg Heide. Foto: Kunert

Floriansjünger mahnen bessere Ausbildung für Gerätewarte und überfällige Einführung des Digitalfunks an.

Nagold - Baden-Württembergs Innenminister Reinhold Gall bei den Vertretern der Feuerwehren in Stadt und Kreis – der Festakt für Nagolds Alt-OB Rainer Prewo machte diesen Ergänzungstermin möglich.

Und da gleichzeitig auch der Landtagsabgeordnete Thomas Blenke (CDU), SPD-Landtagskandidat Daniel Steinrode sowie die SPD- Bundestagsabgeordnete Saskia Esken den Floriansjüngern ihre Aufwartung machten, wurde es eine ungewöhnlich hochkarätig besetzte Runde im Nagolder Feuerwehrgerätehaus, die sich da zum Weißwurst-Frühstück und dem ersten Weißbier das Tages traf.

Ein spezielles Thema für die Veranstaltung gab es eigentlich nicht. Aber da sich aktuell das Feuerwehr- und auch das Rettungsdienstgesetz in der Novellierungsphase befinden, gab Minister Gall hier eine kurze Einführung. Und vermied es tunlichst, das in dessen Begrüßung von Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann zusätzlich angeregte Thema der Polizeireform im Land zu erörtern. Vielmehr verwies Gall mit Blick auf seinen "politischen Gegenspieler" Blenke darauf, dass es in Fragen der Rettungsdienste und Feuerwehren "eine große Einigkeit" über alle Fraktionsgrenzen hinweg im Landtag gebe.

Was Blenke in seiner spontanen Stellungnahme bestätigte – um dann doch sein Finger in die "Wunde" Polizeireform zu legen und hier vom Minister im Sinne des Sicherheitsgefühls der Bürger Nachbesserungen vor allem bei den Alarmierungswegen auf dem Land zu fordern. Aber wirklich Wahlkampf war das noch nicht, dafür waren dann doch alle zu lieb zueinander an diesem Morgen.

Wirklich Wahlkampf war das noch nicht

In der anschließenden Fragerunde für die anwesenden Feuerwehrleute zeigte sich aber schnell, wo bei diesen aktuell der Schuh wirklich drückt: Beim Ausbildungs- und Weiterbildungsangebot der Landesfeuerwehrschule in Bruchsal gebe es Engpässe und Probleme, was sich Minister Gall in einer erste Entgegnung so nicht vorstellen konnte.

Schließlich habe man, so Gall, seitens der Landes zuletzt viel Geld in die Einrichtung gesteckt und reichlich neue Planstellen dort geschaffen, wenngleich er um Verständnis für die möglicherweise eher kurzfristig ausgerichtete Schulungs-Disposition dort warb. Erst als ein Nagolder Kamerad ganz konkret die mangelhaften Möglichkeiten der Ausbildungen für Gerätewarte an der Landesfeuerwehrschule benannte, ruderte ein sichtlich überraschter Minister etwas zurück – und gestand ein, dass er sich dazu erst kundig machen müsste. Was er aber tun wolle, um im Nachklang zu seinem Besuch in Nagold diese Fragestellung zu klären.

Auch die vom Nagolder Stadtbrandmeister Paul Amand angemahnte, seit Jahren überfällige Einführung des Digitalfunks im Feuerwehrwesen des Landes (Zitat: "Bayern ist da viel weiter als wir"), ist offensichtlich eine offene Flanke im Innenministerium. "Sie sehen, dass ich bei dem Stichwort zusammenzucke", bekannte Gall. Allerdings gebe es noch große technische Defizite beim Digitalfunk. Die Versprechen der Hersteller hätten sich im Praxistest nicht erfüllt – etwa, was die Erreichbarkeit in geschlossenen Gebäude anginge.

Beim gemeinsamen Gruppenfoto herrschte dann wieder große Einigkeit – bevor die versammelten Honoratioren des Morgens mit leichter Verspätung weiter zum großen Festempfang für Nagolds früheren Oberbürgermeister Rainer Prewo, der seinen 70. Geburtstag feierte, in den Nagolder Kubus eilten.