Im polster shop lauschten die vielen Gäste den literarisch-musikalischen Ausführungen. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder-Bote

Urschelstiftung lädt zum literarisch-musikalischen Abend

Von Maria Kosowska-Németh

Nagold. Vor über zwei Jahren fand im Nagolder Möbelhaus polster shop der erste literarisch-musikalische Abend zugunsten des "Stationären Hospiz Nagold" statt. Nach dem gelungenen Start organisierte die Urschelstiftung kürzlich eine Neuauflage der beispielhaften Kulturveranstaltung.

Die Vorsitzende des Stiftungsbeirates Gerda Rudolf begrüßte die rund 150 Gäste ihres Möbelsalons. Fürs Wohlbefinden der Besucher sorgte mit beeindruckender Aufmerksamkeit das Ehepaar Rudolf. Neben bequemen Plätzen auf den edlen Polstersesseln und Sofas boten sie dem Gästezustrom Getränke und erlesene Snacks aus dem reichhaltigen Buffet an. Das Musikhaus Egeler aus Öschelbronn stellte einen Flügel günstig zur Verfügung und dieser unverkennbare Akzent vermittelte der modernen Verkaufsfläche das Flair eines Musiksalons.

Im Fokus des Abends stand die Figur der Fanny Hensel, der älteren Schwester des Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy. In Anlehnung an den biographischen Roman "Liebste Fenchel" von Peter Härtling skizzierte der Ideengeber der Veranstaltung, Vorstandsmitglied und Historiker Eckhart Kern – Ulrich Mansfeld bezeichnete ihn als "Allzweckwaffe in Nagold" – das Schicksal der talentierten Komponistin. Ihr Leben war von jüdischer Tradition gezeichnet, ihre Musik durch gesellschaftliche Zwänge ausgegrenzt. Trotz aller Liebe zu ihrem Bruder klagte sie: "…Felix darf alles, was ist mit mir?". Sie durfte ihre Werke lange nicht veröffentlichen, fast alle sind posthum, etliche erst nach 1965 erschienen.

Stefanie Höfner, Klavierdozentin der Nagolder Musikschule, erfasste mit weiblicher Intuition die Tragik ihres "Abschieds von Rom", auch in einigen ergreifenden Klavierminiaturen aus dem Kleinzyklus "O Traum der Jugend, o goldener Stern" kam die künstlerische Reife der romantischen, gefesselten Seele von Fanny Hensel deutlich zum Vorschein.

Über die musikalischen Aspekte ihres Schaffens, über das Komponieren im Geheimen und über die unüberwindbaren gesellschaftlichen Barrieren im 19. Jahrhundert sprach Musikschuldirektor Florian Hummel. Er bereitete zusätzlich einen hochinteressanten Vortrag bezüglich der familiären, geschichtlichen und künstlerischen Verhältnisse im Leipziger Haus der Mendelssohns vor.

Dass die Frauentalente zu Unrecht bis weit in das 20. Jahrhundert hinein im Schatten der Männer blieben und auf eigene Entwicklung verzichteten – oder aber dazu gezwungen wurden – betonte Eckhart Kern nicht ohne Humor anhand der Beispiele von berühmten Paaren wie Clara und Robert Schumann, Camille Claudel und Auguste Rodin, Gustav und Alma Mahler, Gabriele Münter und Wassilly Kandinsky.

Ulrich Mansfeld, Vorstandvorsitzender der Nagolder Urschelstiftung, unterstrich die Rolle des Bürgerengagements in sozialer und kultureller Hinsicht. Was sich die Stadt nicht leisten könne, werde in der ehrenamtlichen Arbeit wettgemacht.

Viele ähnliche Veranstaltungen benötige die neu definierte "Privilegierte Partnerschaft" zwischen Urschelstiftung und Stationären Hospiz Nagold, um die notwendigen Finanzmittel zusammenzutragen. Er hoffe, dass die Bürger seinen Ausdruck "Hinwenden zur Idee" als Spendenaufruf wahrnehmen würden. Gerda Rudolf selbst werde den Betrag wieder einmal verdoppeln.