Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Tausende strömten gestern Abend in die Nagolder Altstadt zu einem kleinen Stadtfest mitten im Winter

Tristesse im trüben November? Nicht in Nagold. Gestern Abend hat eine in allen Farben schimmernde Altstadt Tausende fasziniert.

Nagold. Als Klaus Drissner, Vorsitzender Cityvereins, gestern Nachmittag aus dem Fenster seines Modehauses blickte, grübelte er insgeheim: "Wird das heute noch was?" Die Stadt war wie leer gefegt. Aber seine Sorgen waren unbegründet. Als sich die Dunkelheit über die Stadt legte, tollten Kinder mit ihren Eltern und Großeltern, begeistert von den grellbunten Lichtobjekten, um den illuminierten Fabelbrunnen in der Turmstraße und um den Brunnen am Vorstadtplatz.

In Zeiten des boomenden Online-Handels, der immer mehr stationäre Händler in die Knie zwingt und Innenstädte unter Druck setzt, gibt Nagold mit Veranstaltungen wie der gestrigen Lichternacht die richtige Antwort: Einkaufserlebnis in romantischer Atmosphäre.

Was bei der Premiere vor sieben Jahre noch floppte, entwickelte sich zu einem der frequenzstärksten Events in der Altstadt. Es begann einst mit wenigen beleuchteten Weihnachtsbäumen in der Marktstraße. Gestern gab es so gut wie kein Geschäft, das nicht seinen Beitrag geleistet hätte zu dieser einzigartigen Stimmung, die die Besucher in ihren Bann zog. Brennende Kerzen in den Schaufenstern, in den Himmel ragende Lichtobjekte vor den Geschäften, ein Christbaum-Swing bis in die Freudenstädter Straße und lodernde Feuerschalen, um die sich die Menschen scharten, plauderten und die vielfältigen kulinarischen Angebote genossen: "Nagold steht auch das Abendkleid gut", befand Werbering-Chefin Siegrid Plaschke, mehr als zufrieden darüber, wie sich ihre Mitglieder auch bei dieser 7. Wiederauflage eingebracht hatten.

"Die Frequenz stimmt", pflichtete Cityvereinschef Drissner kurz vor 20 Uhr bei. Von überall her strömten die Besucher. Zunehmend füllten sich jetzt auch die Geschäfte, die bis Mitternacht geöffnet hatten und ihre Kunden gratis verköstigten, die sich dafür geduldig in lange Schlange stellten. Welche Anziehungskraft solche Veranstaltungen im Umland haben, zeigen die übereinstimmenden Beobachtungen der Veranstalter: Unter die vielen einheimischen Gäste mischten sich vor allem Kunden aus dem Böblinger und Sindelfinger Raum, aus dem Gäu und aus der Freudenstädter Ecke.

"Immer ein Quäntchen mehr machen"

Ein Geheimnis des Erfolgs dieser Lichternacht ist für Klaus Drissner, dass man stets um Verbesserungen bemüht sei – eben immer ein "Quäntchen mehr zu machen". Die Besucher honorieren’s. "In Nagold ist so etwas richtig schön – schöner sogar als in Tübingen", befand eine junge Frau aus Rottenburg, die die Lagerfeuerromantik genoss.

Ein anderes Phänomen kam dem Cityvereinschef nicht minder zupass: Überall zückten Besucher ihre Smartphones und fotografierten emsig, um diese schillernde Nagolder Lichterwelt in alle sozialen Netzwerke zu verbreiten: "Eine bessere Werbung kriegst du nicht", lächelte Drissner zufrieden.

Die Lichternacht war Auftakt für die Nagolder Wintersaison, die heute mit dem großen Laternenumzug durch die Altstadt fortgesetzt wird.