Ergin Bayrak. Foto: Privat

Ergin Bayrak kommt mit 38 Jahren ums Leben. Spendenkonto für Hinterbliebene eingerichtet.

Nagold - Die Welt steht Kopf für Familie Bayrak aus Nagold. Mit nur 38 Jahren kommt der Familienvater Ergin Bayrak Anfang September bei einem tragischen Unfall ums Leben. Er hinterlässt seine Ehefrau und vier Kinder. Enge Freunde der Familie haben ein Spendenkonto für die Hinterbliebenen eingerichtet.

Es sollte ein schöner letzter Urlaubsabend werden im türkischen Düzce, Herkunftsort von Ergin Bayrak. "Er war ein Naturliebhaber. Gerne auf Wald und Wiesen unterwegs", erzählt ein guter Freund der Familie, der seinen Namen nicht der Öffentlichkeit preisgeben möchte. Deshalb entscheidet sich Bayrak dazu, in der Nacht vor der Heimfahrt mitzuhelfen, die familieneigene Haselnussplantage zu bewachen. In der Türkei eine notwendige Maßnahme. Doch dabei kommt es zur Katastrophe: Gegen zwei Uhr nachts löst sich aus unbekannten Gründen ein Schuss aus der Waffe eines Begleiters und trifft den 38-Jährigen. Er ist sofort tot. Für die Familie bricht eine Welt zusammen.

3000 Kilometer in bedrückender Stille

Kadir Akcay, ein weiterer Freund der Familie Bayrak ist im Türkei-Urlaub dabei. "Wir haben abends noch telefoniert, um wegen der Heimfahrt zu sprechen. Und wenige Stunden später ist er nicht mehr da", erzählt er immer noch fassungslos. Anstatt am nächsten Tag gemeinsam die Heimfahrt anzutreten, müssen seine Angehörigen und Freunde Ergin Bayrak zu Grabe tragen. Am Tag darauf kommt die lange, beschwerliche Heimfahrt. "Diese Fahrt wünsche ich niemanden", betont der Mötzinger. 3000 Kilometer im Wagen des Verstorbenen, die bedrückende Stille, die fassungslosen Angehörigen.

Vor wenigen Tagen ist das jüngste der vier Kinder von Bayrak, ein Sohn, ein Jahr alt geworden. Für die neun- und 14-jährigen Töchter geht die Schule wieder los, der fünfjährige Sohn muss in den Kindergarten. Die älteste Tochter versuche Verantwortung zu übernehmen und stark zu sein. "Der Alltag holt sie schnell ein – die Familie hat nicht mal Zeit, die Trauer auszuleben", sagt der gute Freund von Bayrak aus Nagold.

Doch wie soll so ein Alltag aussehen? Ergin Bayrak war seit etwa zwei Jahren selbstständig im Bereich Türen- und Fenstermontage. Seine Ehefrau Selda blieb für die vier Kinder zu Hause. "Es fallen so viele Kosten an für Lebensmittel, Kleidung und Schulmaterial – wie soll sie das zahlen?", fragen sich Akcay und der andere Freund der Familie. Zumal die Vorsorge als Selbstständiger nicht gerade einfacher ist.

Die Freunde des Verstorbenen richteten ein Spendenkonto ein, um der Familie wenigstens in der ersten Zeit ein finanzielles Polster zu schaffen. "Uns ist wichtig, dass der Familie geholfen wird", sind sie sich einig. So ein Schicksal könne schließlich jeden treffen.

Die Ehefrau des Verstorbenen wolle das Geld ausschließlich in die Kinder, vor allem deren Bildung investieren, erzählt Akcay. "Für Ergin haben die Kinder an erster Stelle gestanden. Er hat sich immer für die Bildung von ihnen eingesetzt." Durch die Spenden sollen die vier nun so unterstützt werden, wie ihr Vater es gemacht hätte. Natürlich können sie sich hierbei auch voll und ganz auf die Freunde verlassen, bekräftigen die beiden. "Unsere Familien werden für immer für sie da sein."

Die Resonanz auf das Spendenkonto, das erst seit wenigen Tagen besteht, lasse die Familie hoffen, freut sich der Nagolder. Ergin Bayrak habe ein gutes, freundschaftliches Verhältnis zu allen in seinem Umfeld gehabt. "Er konnte gut Witze erzählen, man hat ihm gerne zugehört", erinnern sich die Freunde. Insbesondere aus der Zeit, als er in Nagold als Friseur tätig war, kannte Bayrak viele Menschen. "Manchmal kam man auch zu ihm, wenn man nicht Haare schneiden wollte. Nur um mit ihm zu reden", lächelt Akcay. "Er war ein guter Mensch."

Spendenkonto:
D.I.T.I.B / Selda Bayrak Spendenkonto
IBAN: DE74603913100007564015
(BIC: GENODES1VBH)

VZW: Spende Selda Bayrak