Hochkarätige Musikpädagogen feilen mit den Eleven der Musikschule an deren Technik. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder-Bote

Nagoldtag: Hochkarätige Musikpädagogen lassen Schüler der Musikschule an der Sommermusik teilhaben

Die 30. Sommermusik im Oberen Nagoldtal ist im vollen Gange. In Rahmen der Meisterkurse arbeiten 86 junge Talente aus aller Welt zehn Tage lang mit internationalen Musikkapazitäten. Fast jeden Abend geben sie Konzerte in Nagold, Wildberg oder Calw.

Nagold. Wie in den vergangenen fünf Jahren bot die Nagolder Musikschule ihren Kindern und Jugendlichen eine Extra-Unterrichtsstunde mit hochkarätigen Musikpädagogen an. Alissia Przybysz und Josefine Callies stellten sich mit einem Satz aus dem Doppelkonzert d-moll von Antonio Vivaldi bei der Violinistin Fernanda Villalvazo Navarra vor.

Schweigend hört sich die junge Dozentin das ganze Stück an, macht sich in Gedanken ein Bild über Technik, Klang und Musikalität beider Geigerinnen. Ihr Fazit lautet: "Keine Probleme bei Läufen, aber es fehlt an Klarheit bei den Einsätzen, Kommunikation und auch bei Artikulation." Ein Satz, der ihre Vorgehensweise schon im Vorfeld deutlich skizziert. Dann beginnt die Arbeit.

Es erstaunt, wie lange und mit welcher Geduld und Freundlichkeit die Lehrerin an der Gestaltung des Thema-Auftakts feilt, sie spielt vor, ermutigt zu mehr Virtuosität. "Synkopen sind etwas Cooles", schmunzelt sie, man müsse sie klar zeigen und im Zusammenspiel berücksichtigen. Auch Dynamik und Phrasierung werden angegangen, sie steigern die Ausdruckskraft der Musik. Und noch etwas: Sehr wichtig sei die Körperhaltung, die Rückenmuskulatur müsse die Arme stützen, sodass man frei und mühelos spielen könne. Bei Lockerungsübungen kichern die angehenden Abiturientinnen hemmungslos.

Musik gewinnt an Qualität, Lebendigkeit und Spielsicherheit

Nach einer anstrengenden Dreiviertelstunde scheint Frau Villalvazo zufrieden mit ihren Schülerinnen. Die Musik gewann hörbar an klanglicher Qualität, Lebendigkeit und Spielsicherheit. Jetzt ist die jüngere Fenja Anding mit ihrem "Elfentanz" dran.

"Du bist sehr gut vorbereitet" – lobt die in Mexico geborene und in Italien sowie Österreich ausgebildete Konzertviolinistin. Zu beanstanden wären allerdings die chromatischen Läufe, sie müssen nach temperierter Stimmung gespielt werden, so sauber wie auf dem Klavier. Somit rückt die Geigenstunde kurz gegenüber den Gehörbildungs-Übungen in den Hintergrund und nach ein paar Minuten scheint die Intonation einen ordentlichen und nachhaltigen Schub bekommen zu haben.

In derselben Zeit arbeitet Paul Ehrmann unter Anweisungen von Tim Ravenscroft an einem Menuett aus Mozartscher Sonate. Der Konzertpianist und erfahrene Pädagoge erklärt mit freundlichem Lächeln, Musik sei eine Sprache und sie brauche ähnliche Betonungen, um die Aussagekraft zu steigern, sie müsse Fragen stellen und Antworten geben. Besonders in einem Tanz seien die Taktstrukturen enorm wichtig, sie müssten Leichtigkeit der Tanzschritte widerspiegeln. Und schon kreuzt Ravenscroft seine Hände über die von Ehrmann und die Musik offenbart die künstlerische Weisheit eines Klaviermeisters.

Stadtmusikdirektor Florian Hummel freut sich über diese ausgezeichnete Möglichkeit, mit diesem "Nagoldtag" auch die Schülerinnen und Schüler der Städtischen Musikschule Nagold an der Sommermusik im Oberen Nagoldtal teilhaben zu lassen. Besonders erfreulich ist für ihn, dass in diesem Jahr mit Corinna Geißler, Julia Herz und Johannes Pridzun gleich drei Eleven aus der Musikschulklasse von Geigen-Dozentin Margret Hummel den kompletten Kurs mitmachen. "Das ist für die jungen Menschen eine sehr interessante und wichtige Erfahrung!" Er dankte den Dozenten der Sommermusik, dem unterstützenden Verein ObenAuf und insbesondere der Kursleiterin Adelheid Kramer für das große Engagement.