Debatte: Geballte Kompetenz diskutiert über Fluchtursachen

Von Sabine Stadler

Nagold. Im Zusammenhang mit dem Landesmissionsfest in Nagold am zweiten Juniwochenende hatten Kirche und Mission zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. Beleuchtet wurde die Frage, ob Entwicklungspolitik und Entwicklungshilfe Fluchtursachen verhindern können.

Der Abend wurde moderiert von Dekan Ralf Albrecht. Trotz Sommerwetter fanden 50 Zuhörer den Weg in das Gemeindehaus Zellerstift, um mitzuerleben, wie internationale Politik auf humanitäre Hilfe und christliche Verantwortung trifft und sich der Frage nach Fluchtursachen stellt.

"Kirchen müssen Zeichen setzen"

Eingeladen waren neben dem Parlamentarischen Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel, der Pressereferent von "Brot für die Welt", Rainer Lang, sowie Detlef Krause, Direktor der "Liebenzeller Mission", und Helga Mühleisen vom Arbeitskreis Asyl Nagold. Referate, Podiumsdiskussion und eine sich Fragerunde luden zur Auseinandersetzung mit der Entwicklungspolitik und Fluchtursachen ein.

Nach der Begrüßung durch Bernd Schlanderer, Geschäftsführer des Evangelischen Diakoniekreisverbandes, referierten zunächst Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel und Rainer Lang aus politischer und humanitärer Sicht.

In seinem Vortrag erläuterte Fuchtel die Vielschichtigkeit der Fluchtursachen von etwa 60 Millionen Menschen, die unterwegs sind, auf dem Weg in eine bessere Zukunft, die meisten davon als so genannte "Binnenflüchtlinge". "Probleme werden nicht gelöst, wenn alle zu uns kommen", so Fuchtel. Anhand vieler Beispiele aus Ländern wie Indien und der Ukraine stellte er Projekte vor, die als Hilfe vor Ort Schritte darstellen, um Fluchtursachen zu begegnen.

Rainer Lang ergänzte aus seiner Arbeit bei "Brot für die Welt", dass mehr vor Ort geleistet werden müsse. Er berichtete über Projekte in der afrikanischen Sahel-Region, die mit Gartenanlagen die Wüstenbildung aufhalten und dadurch verhindern, dass Männer und ganze Familien die Region verlassen, weil sie jetzt wieder Arbeit und Nahrung haben. "Armut ist nicht unbedingt ein Fluchtgrund, wohl aber ein Kriterium", so Lang, der forderte: "Kirchen müssen Zeichen setzen und den interkulturellen Dialog zwischen den Religionen führen. Außerdem darf Entwicklungsarbeit nicht auf Fluchtbekämpfung reduziert werden." In seinem Abschluss-Statement setzte Rainer Lang darauf, Denkanstöße zu nutzen, um Migration zukünftig sinnvoll zu steuern, durch mehr Engagement vor Ort und eine gute Zusammenarbeit der Organisationen auf kirchlicher Ebene.

In der anschließenden Podiumsrunde, moderiert von Dekan Ralf Albrecht, setzten sich neben Hans-Joachim Fuchtel und Rainer Lang auch Detlef Krause und Helga Mühleisen mit den Fluchtursachen auseinander. Die Diskussion machte deutlich, dass lang anhaltende Hilfen nötig sind, damit die Menschen in ihrer Kultur leben können, ohne den Anschluss an die Globalisierung zu verlieren. "Vielen Flüchtlingsfamilien geht es um die Zukunft ihrer Kinder, für die in den Heimatländern keine Chancen bestehen, sich eine Zukunft aufzubauen", fasste Helga Mühleisen aus ihrer Sicht die Situation zusammen. "Die Menschen möchten gerne nach Regimeveränderungen zurück in ihre Heimat."

Als ein Leuchtfeuer sei beispielhaft die Christliche Schule für einen Chinesen zu verstehen, der christliche Werte gegen Korruption verinnerlicht hat. Detlef Krause versteht solche Schulen als einen ganzheitlichen Ansatz, damit die Menschen in ihrer kulturellen Form leben können.