Im verwunschenen Garten des Künstlers sind etliche seiner Kunstwerke aufgestellt. Foto: Schwarzwälder-Bote

Kunst: Begleitausstellung zur Sommermusik im Nagoldtal zeigt Werke von Christophe Starck

Bald beginnt sie wieder, die Sommermusik im Nagoldtal. Und es gibt auch wieder etwas zu sehen. Der Schweizer Künstler Christophe Starck macht unbekannte Welten sichtbar wie Musik Unerkanntes hörbar macht. Im Nagolder Rathaus stellt er vom 3. bis 16. August aus.

Hausen (Schweiz)/Nagold. Ein vom berühmten Papa selbstgebautes Kasperle-Theater – damit fing alles an. Und mit den Science-Fiction-Abenteuern, die dieser sich für seine Söhne ausdachte und erzählte. Dazu die wunderschöne Musik, "das permanente Nebengeräusch meiner ersten 18 Jahre." Aus all dem entwickelte sich die Kunst von Christophe Starck.

Es ist ein traumhafter Tag in dem kleinen Weiler Hausen auf halben Weg zwischen Zürich und den imposanten schweizerischen Alpen. Das Haus, in dem das Künstlerpaar Marijke und Christophe Starck lebt, öffnet sich von einer kleinen Anhöhe aus nach Süden mit einem atemberaubenden Blick auf die Berge. Ein inspirierender Ort. Ein Idyll. Ein Traum.

"Ich halte mich überhaupt nicht für einen Musiker"

Aber auch ein mystischer Ort mit seinem verwunschenen Garten, der alten, geheimnisvollen Scheuer, in der Christoph Starck sein Atelier hat. "Ich halte mich überhaupt nicht für einen Musiker", sagt er, der aus einer langen Reihe großer Pädagogen und einer nicht ganz so langen Reihe großer Musiker hervorgegangen ist. In Großvater Walther Starck kam beides zusammen – Pädagogik und Musik – als er kleine Kinder ab vielleicht drei, vier Jahren erst Lieder singen, und sie dann auf Instrumenten aus dem Gefühl heraus die Lieder nachspielen ließ. Musizieren nach Gehör nennt man das. Die Methode Starck.

"Das ist einfach verrückt, dass das funktioniert", sagt Enkel Christophe. Der es erst selbst erlebte. Und heute auch als Geigenlehrer, der er nach wie vor auch ist, zusammen mit Ehefrau Marijke, der Pianistin, immer wieder neu mit seinen Schülerinnen und Schülern erlebt. "Geige zu spielen verlangt eine fast übermenschliche Präzision den Ton zu treffen." Durch "verschiedene Singspiele wird das innere Hören des Kindes gebildet", und eine "klare Klangvorstellung hat zur Folge, dass die Finger auf dem Saiteninstrument mit großer Präzision ihren richtigen Platz finden", erklärt der Pädagoge Christophe Starck. Beim (kleinen) Kind wird so aus dem gesungenen Klang eine Tonvorstellung, wird eine Bewegung, der richtige Griff auf der Geige. Jedes Mal einfach magisch. Der ganze Zauber des Lebens und der Lebendigkeit. Grenzenlose Möglichkeiten.

Auf der steten Suche nach der geheimnisvollen Wirklichkeit

Der Künstler – der Maler, Zeichner, Fotograf und: wie soll man es nennen, seine großen transparenten Installationen? – der Illusionist oder eigentlich Entdecker Christophe Starck ist auf der steten Suche nach dieser unmittelbaren Verbindung zum Leben, wie sie die Kinder noch haben. Zur Natur. Zur geheimnisvollen Wirklichkeit. Zur Terra incognita überall um uns herum. "Ich inszeniere keine Bilder, meine Werke sind keine Kreation einer neuen Wirklichkeit." Sondern sie machen das, was da ist im Unerkannten, lediglich sichtbar. Märchenhaftes. Sagenhaftes. Legendäres. Unwahrscheinlich Schönes.

Eine riesige, transparente Folie, gespannt zwischen Bäumen im Park. Auf ihr gigantomanische Konturen. Erst aus der Distanz wird das Motiv sichtbar – ein Drache wohl. Das märchenhafteste, mächtigste und geheimnisvollste aller Märchenwesen. Und doch steckt es in den Blättern der Bäume, der Zeichnung ihrer Rinde. War immer da, ist immer da. Sichtbar nur für die Fantasie vielleicht der Kinder. Denen immer schon das ganze Himmelreich gehörte, weil sie noch diesen unmittelbaren, unverbauten Zugang zu allem Echten haben. Insofern hat der Künstler Christophe Starck wohl nie aufgehört Kind zu sein.

Nahezu andächtig sitzt er neben dem Piano seiner Frau, während diese auf dem großen Instrument frei improvisiert, und sucht mit Stift und Zeichenblock seine Motive. Eine ganz besondere Hausmusik. Die andere magische Welt, die der Töne. Die sich in unseren Synapsen zu Bewegung wandeln lässt – wenn wir eben Kinder sind. Oder uns diese Magie erhalten. Christophe Starck setzt die Töne in Bilder um. Die immer da waren, so wie er immer schon auch die Musik seines Vaters, des Cellisten Claude Starck – dem künstlerischen Leiter der Sommermusik im Nagoldtal – von Kleinkinderbeinen an in seine Bilder und Zeichnungen und Objekte umgewandelt hat. Das permanente Nebengeräusch.

Dazu die Geschichten des Vaters, die Basteleien, die parallelen Wirklichkeiten, der ganze Kosmos der Fantasie. "Es ist ein unentwegtes Abenteuer", sagt Christophe Starck. Die Entdeckung (wiederum: nicht die Erschaffung!) atemberaubender neuer Welten. Die auch ziemlich erstaunlich lebendig werden – zum Beispiel, wenn der Wind durch die Blätter rauscht, vor denen Starcks große transparente Motiv-Folien gespannt sind. Oder wenn er seine Motive als "Variationen" am Videobildschirm durch die vielen Facetten einer permanenten Transformation sich wandeln lässt.

Staunend steht man vor dem, was da – nein, nicht entsteht – sondern offenbar wird. Sichtbar wird vor unserem Auge. Ein visueller Rausch. Eine Lust in Farben und Formen. Wiederum magisch, geheimnisvoll. Vom Weltenentdecker Christophe Starck für die Landkarten des Visuellen erobert. Bisher unbekanntes Land. Nun Teil der sichtbar gewordenen Realität. Unendlich neu. Unendlich weit. Unendlich schön.

Weitere Informationen: www.christophe-starck.com

Die Ausstellung mit Zeichnungen, Installationen und Skulpturen des schweizerischen Künstlers und Musikers Christophe Starck im Rahmen der "Sommermusik im Nagoldtal 2017" findet vom 3. bis 16. August im Nagolder Rathaus statt.