Seit 2008 lebt Adelheid Sporys im Seniorenzentrum Martha-Maria. Foto: Rennig Foto: Schwarzwälder-Bote

Adelheid Sporys feiert heute ihren 90. Geburtstag / Auf der Flucht Verwandtschaft verloren

Von Barbara Rennig Nagold. Wenn das Thema auf ihre alte Heimat Schlesien kommt, ist Adelheid Sporys ganz in ihrem Element: In Erinnerung an die Jugendzeit, den großen Garten, die Pferde leuchten ihre Augen auf und viele Geschichten fallen der freundlichen Jubilarin ein, die heute ihren 90. Geburtstag begeht.

1924 wurde Adelheid David als ältestes Mädchen von zwei Schwestern und einem Bruder in Klink/Kreis Oppeln in eine Forstmeisterfamilie hinein geboren und machte später eine Ausbildung zur Schneiderin. Sie liebte ihren Beruf und betrieb in einem Sportverein gerne Leichtathletik. Wie vielen Menschen ihrer Generation nahmen die Kriegsereignisse der jungen Frau nicht nur die Heimat, sondern auch ihre Familie. Beim Russeneinmarsch 1944 – Adelheid David hütete im Nachbardorf das Kind von Verwandten – wurden ihre Eltern und Geschwister getötet, und Adelheid Sporys machte sich mit Tante und Onkel zu Fuß auf die Flucht. Auf dem langen beschwerlichen Marsch Richtung Österreich verlor sie auch diese Anverwandten und musste sich alleine durchschlagen. Von Salzburg aus kam die junge Frau dann auf Umwegen nach Niedersachsen, wo sie ihren zukünftigen Mann Albert Sporys kennen lernte.

1950 schloss das Paar in Helmstedt den Bund fürs Leben. Es waren harte Zeiten, erinnert sich die Jubilarin, die später mit ihrem Mann in der Wahlheimat im Raum Nagold ein Haus baute, nachdem die Familie um zwei Töchter bereichert worden war. Gerne ging Adelheid Sporys, die ein geschicktes Händchen für Handarbeiten hatte und Volksmusik liebt, mit ihrem Mann zum Tanz und auf Wander- oder Fahrradtour.

1998 verstarb ihr Mann, und seit 2008 lebt Adelheid Sporys im Seniorenzentrum Martha-Maria, wo sie gute Kontakte zu den Mitbewohnern pflegt. Noch täglich ist die fröhliche Jubilarin, die Harmonie und Gemütlichkeit mag, auf Spaziergängen unterwegs oder hält hier und da ein Schwätzchen. Wichtig sind ihr auch die Gottesdienste, bei denen sie viele Lieder noch auswendig mitsingen kann. Auch wenn sie im Haus inzwischen gut integriert ist, hängt Adelheid Sporys oft den Erinnerungen an die alte Heimat der Jugendzeit nach. Viel Freude hat sie an ihren beiden Enkeln, und auch eine der Töchter wohnt ganz in der Nähe.

Ihren besonderen Geburtstag möchte Adelheid Sporys im Kreise der Familie verbringen – und vielleicht gibt es als Geburtstagsüberraschung ja auch wieder einen ihrer geliebten Ausflüge.