Hans-Albert Zutavern an seinem Klavier. Das Kriegsende erlebte er bei der Tante in Nagold. Archiv-Foto: Bernklau Foto: Schwarzwälder-Bote

Hans-Albert Zutavern erlebte als Achtjähriger das Kriegsende bei der Tante / Im Gewölbekeller ausgeharrt

Von Heiko Hofmann

Nagold. Acht Jahre war er alt, als Hans-Albert Zutavern am 23. Februar des Jahres 1945 den Bombenhagel auf Pforzheim miterleben musste. Im heimischen Keller in Pforzheim-Eutingen saß er da. Noch heute erinnert sich Zutavern an diese grausamen Bilder aus der Kindheit: Menschengruppen, ausgebombt, die da am elterlichen Haus vorbei durch die Trümmer laufen. Menschen, die Karren mit Leichen durch die Stadt ziehen.

Grauenhafte Bilder, nicht nur für ein Kind. Und so kam es auch, dass Hans-Albert Zutavern in dieser Zeit ein erstes Mal nach Nagold zog. Mit seiner Mutter und dem kleineren Bruder ging es zur Familie Gengenbach, einer Tante des damals achtjährigen Buben. "Wir kamen nach Nagold, um dem Schrecken in Pforzheim zu entgehen", erinnert sich Hans-Albert Zutavern. Damals lebte er nur für rund ein Jahr in Nagold. Erst viel später, als Erwachsener, zog er dann ein zweites Mal nach Nagold, wo er fortan als Musiklehrer am OHG arbeitete und auch heute noch als Pensionär lebt.

Zurück ins Frühjahr 1945: Im Haus beim "Fischer Lutz" in der Haiterbacher Straße wohnte die Familie Zutavern. "Ein cooler Typ war das", sagt er. Und erinnert sich an all die Angler-Utensilien im Haus.

Das Haus selber gibt es nicht mehr, auch der damals noch unverdolte Bach ist mittlerweile unter die Erde verbannt worden. Doch ein anderes Gebäude, das bei Hans-Albert Zutavern ganz eng mit den Erinnerungen an das Kriegsende verbunden ist, steht noch. Auf der anderen Straßenseite, im Keller des Zahnarztes Holzinger, harrte die Familie zusammen mit anderen Verwandten aus, als die Franzosen sich am 16. April 1945 – einem Montag – der Stadt näherten. Gegen Abend kamen sie, die berüchtigten marokkanischen Truppen, und besetzten die Stadt. Der achtjährige Hans-Albert Zutavern befindet sich zusammen mit circa zehn weiteren Menschen in dem Gewölbekeller. "Wir saßen auf Holzkisten", erinnert er sich.

Schließlich kamen die feindlichen Soldaten auch in jenes Haus und durchsuchten den Keller. Und ein Bild hat Zutavern heute noch deutlich vor Augen: Mit dem Bajonett stach ein französischer Soldat in den Berg mit Kohlen. Versteckt hatte sich aber zum Glück niemand darin. "Es wurden auch Frauen abgeschleppt. Aber das habe ich erst später erfahren, was da gelaufen ist", sagt Zutavern. Er erinnert sich aber noch an die Brutalität und die Angst, die in diesen ersten Besatzungsstunden in der Stadt herrschten.

Aber es sind nicht nur die düsteren Erinnerungen, die er mit diesem einen Kindheitsjahr in Nagold verbindet. "Da gibt’s noch eine Erinnerung als Musiker", erzählt er. Eines Tages spielte auf dem Vorstadtplatz eine französische Militärkapelle auf – akkurat und sehr diszipliniert. Hans-Albert Zutavern: "Das war schon beeindruckend."