Heimatgeschichte: Bürger renovieren das Alte Kinderschüle in Eigenleistung als Treffpunkt der Generationen

Historisch, interessant und nun auch wieder schön hergerichtet ist das Alte Kinderschüle. Als Treffpunkt Kinderschüle soll Emmingens ältestes städtisches Gebäude eine ganz neue Funktion bekommen.

Nagold-Emmingen. Im Jahr 1811 wurde das kleine Gebäude nahe der Kirche als Schulhaus errichtet. Für viele Jahre wurde es als Rathaus genutzt, von 1838 bis 1925. Anschließend war 31 Jahre lang der Kindergarten darin untergebracht. So kam das Kinderschüle zu seinem Namen. Immer wieder war das Gebäude vermietet, diente mitunter von 1991 bis 1994 als Gemeindearchiv. In diesem Stück Ortsgeschichte ist also schon viel passiert. Doch seit 16 Jahren ist es darin still. 2001 ist die letzte Mieterin ausgezogen.

"Schon seit vielen Jahren ist es dem Ortschaftsrat ein Bedürfnis, dieses schöne Gebäude einer Nutzung zuzuführen", berichtete Ortsvorsteher Oskar Huber. Deswegen wurde das kommunale Gremium nun aktiv, renovierte das Gebäude nahezu komplett in Eigenleistung und richtete es als Treffpunkt Kinderschüle wieder für die Bevölkerung her. Das Ziel: "So viel wie möglich vom Gebäude erhalten", so Huber.

Am Sonntag konnte die Einrichtung in neuem Glanz eröffnet werden. Viele Interessierten sahen sich merklich fasziniert in den Räumen um. Der Kinderchor des Emminger Liederkranzes sang unter Leitung von Kerstin Ensslin ein paar Lieder zur Unterhaltung.

Mitte 2016 kam Bewegung in das Projekt Kinderschüle: Petra Scherer und Ingrid Buschold trugen ihre Ideen an Oskar Huber heran. "In vielen Gesprächen haben wir das jetzige Konzept entwickelt", erzählte Huber. Der Ortschaftsrat habe es gleich für gut befunden und mitgetragen.

"Dörfliche Gemeinschaft funktioniert"

Dieses Konzept sieht einen der beiden Haupträume als Veranstaltungsraum, den anderen als Ausstellungsraum vor. In letzterem laden Tische und Stühle zum Verweilen ein, die Wände schmücken Bilder vergangener Zeiten. Den Grundstock hierfür bilden Fotografien und Zeitungsausschnitte, die Manfred Fischer 2013 in 17 Ordnern der Ortsverwaltung übergab. "Ohne diese Bilder hätten wir das Konzept so nicht verwirklichen können", drückte Huber seinen Dank aus. Auch die Möbel wurden teils von Bürgern gespendet und aufgearbeitet.

Im Ausstellungsraum fällt der Blick zuerst auf die lebensgroße Puppe der Schwester Marie. 44 Jahre lang hat sie in Emmingen Kinder betreut. Auch ein Lehrerpult, eine Schülerbank, einen Globus, eine Karte und einen großen Rechenschieber gibt es hier derzeit zu sehen. "Außerdem wollten wir zur Geschichte in Emmingen etwas aufzeigen", erklärte Huber. Deswegen zieren die Flurwände Tafeln mit der Ortschronik. Eine eigens gegründete Projektgruppe befasste sich mit der Einrichtung.

"Unsere Hauptzielgruppen sind Kinder und Senioren", führte der Ortsvorsteher weiter aus. Deswegen ist jeden Monat eine Veranstaltung für Kinder und eine für Senioren geplant. Los geht’s am 1. Dezember mit Weihnachtsbacken für die Kinder. Am 15. Dezember findet ein Seniorennachmittag statt.

"Wenn man das Ergebnis so betrachtet, kann man sagen: Es hat sich gelohnt", lautete Hubers Fazit. "Emmingen hat eine neue gute Stube", schloss sich Oberbürgermeister Jürgen Großmann an. Denn die Wurzeln zu pflegen, heiße auch, sie zu nutzen. "Das Projekt zeigt eins: Die dörfliche Gemeinschaft in Emmingen funktioniert." Pfarrer Andreas Borchardt nutzte die Nähe des Kinderschüle zur Kirche als ein Sinnbild für das "nahe und vertrauensvolle Miteinander" zwischen kirchlicher und bürgerlicher Gemeinde.

Für die Zukunft wünscht sich Oskar Huber drei Dinge: Dass das Konzept gut angenommen wird, dass sich aus dem Projekt vielleicht ein Verein entwickelt, der sich um die Geschichte und das Brauchtum im Ort kümmert, und dass eine Ortschaftsratssitzung in den neu gestalteten Räumen stattfindet. Denn sein Großvater Friedrich Huber war der letzte Bürgermeister, der dort eine Sitzung abhielt.