Den Männern gab er Saures: Ingo Appelt bei seinem Auftritt in Nagold. Foto: Trommer Foto: Schwarzwälder-Bote

Comedian beschließt mit seinem Auftritt in der Seminarturnhalle den "Nagolder Sommerzauber"

Von Dorothee Trommer

Nagold. Der Nagolder Sommerzauber ging mit einem mitreißenden Auftritt von Ingo Appelt zu Ende. Von der ersten Minute an hatte der kontrovers wahrgenommene Comedian sein Publikum im Griff.

"Frauen sind Göttinnen" – dieses Programm gibt es bereits einige Zeit und hatte bei Auftritten Appelts in der Vergangenheit regelmäßig dazu geführt, dass einige Besucher den Saal verließen. Dafür gab es bei dem Auftritt in der Seminarturnhalle keinen Anlass. Das Powerpaket Ingo versprühte Charme und zeigte es allen: Ah, so kann er also auch sein!

Zwar provoziert er natürlich schon sehr gerne und unterließ es auch nicht, Nagold als Arsch der Welt zu bezeichnen, machte dies aber mit Lästern über Rottenburg wett. Gleich zu Beginn wurde klar, wer die meisten Prügel an diesem Abend einstecken sollte, nämlich die Männer. Sie sind die Verlierer und ganz einfach programmiert: Sex und Töten ist eigentlich schon der ganze Inhalt. World of Warcraft und Gina Wild, das reicht eigentlich völlig. Nein, eine Schamgrenze gibt es bei Ingo nicht, da braucht das Publikum schon Nerven. Aber genau diesen Nerv trifft er eben auch, was die andauernden Lachsalven im Saal bestätigen.

Der Comedian springt mit schlafwandlerischer Sicherheit durch sein Programm, die Pointe eines Witzes wird erst eine gute Viertelstunde später erzählt und dazwischen kriegen die Männer Saures: Ihr Sprachzentrum ist so klein, dass es ihnen nichts ausmacht, fünf Stunden stumm im Auto zu sitzen. Was man Männern anbieten kann, ist jung zu sterben, das macht so sexy wie James Dean oder Kurt Cobain. Negative Gegenbeispiele sind Boris Becker und Udo Lindenberg.

Grenzwertig war für viele sicher die Boshaftigkeit, die hinter seiner Häme auf Rentner steckte und die er sich gut als Selbstmordattentäter anstelle junger Islamisten vorstellen könnte.

Mit manch anderem Comedian kannte er auch keine Gnade, Mario Barth wurde ebenso imitiert wie Dieter Nuhr. Genial seine Interpretation von Herbert Grönemeyer, dessen Texte rein gar nichts bedeuten. Wer will schon mehr Schiffsverkehr?

Sogar ans Klavier setzt sich Ingo Appelt, um ein Liebeslied auf sein Gemächte vorzutragen: "Du bist dumm und etwas krumm...".

Die ganze Bundeswehr sollte schwul werden, meint Appelt, so würden die Taliban in den Bergen verschwinden. Zum Abschluss ließ er sogar die Hüllen fallen, nachdem er abwechselnd Marius Müller- Westernhagen, Udo Lindenberg und Herbert Grönemeyer gespielt hatte, und stand tatsächlich mit einer glitzernden Unterhose auf der Bühne, mal mit, mal ohne Plauze. Dieses hohe Potenzial, sich selbst lächerlich zu machen, bringt Sympathiepunkte und man verzeiht ihm seine Provokationen.