Der aktuelle Vorstand des Vereins (von links): Melanie Wermter (Kassiererin), Ariane Schnell (Schriftführerin) sowie die Vorsitzenden Thomas Fritz und Paul Miller. Foto: Burgschule Foto: Schwarzwälder-Bote

40 Jahre: Burgschul-Förderverein ist einer der ältesten im Land

Nagold. Sie sind die schwächsten Glieder in einem auf Erfolg getrimmten Bildungssystem: Schüler der Förderschulen. Genau deshalb benötigen sie eine breite Unterstützung. Im Fall der Nagolder Burgschule ist der Förderverein eine der wichtigsten Stützen – und das seit 40 Jahren.

Wir schreiben das Jahr 1977: An einem Juni-Tag treffen sich Nagolder Bürger zur Gründung des Vereins mit dem Namen "Förderverein für Lernbehinderte Nagold". Zwei Jahre davor bereits haben die intensiven Vorarbeiten zur Vereinsgründung begonnen. Nun sitzen sie da, Erhard Benzing, unermüdlicher Schulleiter der Burgschule und seine Mitstreiter. Gemeinsam gründen sie den Verein, der in Zukunft mit einer ganzen Palette an Aufgaben die Schularbeit begleiten und unterstützen wird.

Dabei ist die Gründung von Schulfördervereinen damals noch ein Novum. "Wir waren einer der ersten Schulfördervereine im Land", weiß der heutige Schulleiter Paul Miller zu berichten. 27 Mitglieder hat der Verein im Gründungsjahr. Zehn Deutsche Mark im Jahr ist der Beitrag hoch. Neben Benzing als Vorsitzendem gesellt sich Viktoria Wenzler als Stellvertreterin zum Vorstand dazu. Werner Fiedler übernimmt die Kasse, Jutta Wernitsch die Schriftführung. Hinzu kommen vier Beisitzer.

"Lernen Fördern Nagold und Umgebung", nennt sich der Verein heute. Thomas Fritz ist aktuell der erste Vorsitzende. Ihm zur Seite steht Paul Miller. Aktuell unterstützt der Verein viele Bereiche. Schullandheimaufenthalte, Theaterprojekte oder auch der Flötenunterricht werden bezuschusst. Unterstützt wird das innovative Konzept des Mittagstischs, das an der Schule auch als Berufstrainingsprojekt eine wichtige Rolle spielt. Geld fließt in die Kücheneinrichtung, in Beschäftigungs- und Spielgeräte für die Nachmittagsbetreuung, in Lohnkosten für die Betreuerin in der Küche und in die Hausaufgabenbetreuung. Es ist also eine große Bandbreite an Aktionen, die vom Förderverein heute abgedeckt werden – und die es sonst womöglich gar nicht geben würde.

Den Gründern des Vereins vor 40 Jahren geht es allerdings nicht nur um die finanzielle Unterstützung oder die Verwirklichung eigener Projekte. Auch die Öffentlichkeitsarbeit ist wichtig. Es geht auch um den Abbau von Vorurteilen gegenüber Lernbehinderten. Mehrere Podiumsdiskussionen zeugen von diesem Ansinnen.

Im Gründungsjahr 1977 besuchen 177 Schüler die Burgschule. Der Verein ist von Anfang an extrem aktiv. Benzing und seine Mitstreiter hängen sich voll rein. 1980 nimmt man bereits das 100. Mitglied auf. "Suppe, Spiel- und Hausaufgabenbetreuung" stehen bereits in diesen Jahren auf der Agenda. Hinzu kommt die Sprachförderung ausländischer Kinder, regelmäßige sozialpädagogische Angebote aber auch monatliche Stammtische.

1982 hat der Verein 35 Personen für die Hausaufgabenbetreuung angestellt. 50 Kinder nehmen das Angebot wahr. Auch der Zivi und die Mitarbeiter des Freiwilligen Sozialen Jahres sind in dieser Zeit beim Förderverein beschäftigt. Ebenso ein Pädagoge. Entsprechend hoch sind die Summen, die vom Förderverein umgesetzt werden. 1983 zum Beispiel hat der Verein ein Haushaltsplanvolumen von 83 000 Mark.

Nachdem die treibende Kraft dieser Anfangsjahre, Rektor Erhard Benzing in den Ruhestand geht und sich aus gesundheitlichen Gründen auch aus dem Vereinsleben zurückziehen muss, durchlebt der Verein, aber auch die Schule unruhige Jahre. Der Verein zieht sich auf Unterstützungen im finanziellen Bereich zurück.

Einstieg in die Schulsozialarbeit

Anfang der 1990er Jahre geht es dann wieder aufwärts. Peter Henlein tritt 1991 das Amt des Schulleiters an und arbeitet eng mit dem ersten Vorsitzenden Fred Mayer zusammen. Nach dem plötzlichen Tod Henleins übernimmt Werner Bruckner 1997 die Schulleitung – im Verein ist er bereits seit 1983 Mitglied. Eng ist nun wieder die Verzahnung von Schulleitung und Förderverein. Wichtiges Thema ist 1999 die Einführung der Schulsozialarbeit mit Nagolds erstem Schulsozialarbeiter Rolf Bauer, der auch an der Zellerschule tätig ist. Ab Mai 2000 bis 2007 leitet Helga Philipp die Geschicke des Vereins. Danach folgt Birgitt Walz.

Als die Zellerschule und das OHG 2006/2007 eine gemeinsame Mensa bekommen, gelingt es der Burgschule, dass der Schulträger weiterhin das Angebot zum Mittagessen in der Burgschule als wichtiges Element des Schulprofils akzeptiert. Der Förderverein steigt kräftig bei den Umbauarbeiten ein. Die Schulküche wird verlegt und die bisherige Küche zur Aula ausgebaut. Der Verein investiert rund 30 000 Euro. Auch der Schulhof wird verschönert: Ein Klettergerüst und eine Nestschaukel gehen ebenso auf das finanzielle Engagement des Vereins zurück wie die Boulderwand.

2014 übernimmt Thomas Fritz die Vereinsführung. Die Leitung wird nun per Satzung auf zwei Schultern verteilt: Dem gewählten Vorsitzenden aus der Elternschaft wird Kraft seines Amtes der Schulleiter als gleichberechtigter Vorsitzender zur Seite gestellt.  Als Grundlage für diesen Bericht diente eine Chronik von Werner Bruckner.

Diesen Samstag, 21. Oktober, feiert "Lernen Fördern Nagold und Umgebung e.V." sein 40-jähriges Bestehen mit einem bunten Herbstfest in und an der Burgschule in Nagold. Von 10 bis 14 Uhr sind allerlei Attraktionen geplant, auch gibt es eine Bewirtung. Der Förderverein hat unter anderem für eine Hüpfburg, Kettcars und auch Segways gesorgt.